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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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du …»
    Sie verstummte und versuchte, eine Reaktion auf dem Gesicht ihres Vaters abzulesen. Doch es tat sich nichts. Sie fragte sich, ob sie noch einmal einen Arzt oder eine Schwester bitten sollte, zu überprüfen, ob auch alles in Ordnung war. Unsicher erhob sie sich vom Stuhl, öffnete die Tür und warf einen Blick in den Flur. Da sie aber niemanden entdecken konnte, schloss sie die Tür wieder und ging unschlüssig durchs Zimmer. Am Fenster kündeten erste kleine Wassertropfen vom einsetzenden Regen, der nach der ununterbrochenen Hitze der letzten Tage endlich etwas Abkühlung versprach.
    Kati ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie ihre Fenster zu Hause mal wieder putzen müsste, und lachte leise auf. Das war wirklich absurd. Sie saß hier am Krankenbett ihres Vaters und wusste nicht einmal, ob sie jemals wieder eine Nacht in ihrer Wohnung in Ottensen verbringen würde, dachte aber ans Putzen!
    Was würde wohl aus der Wohnung werden? Ob Simon sie behalten wollte? Sie selbst hatte sich in dem Stadtteil mit all seinen kleinen Läden, Cafés und Kneipen und vor allem dem schönen Markt zwar immer wohl gefühlt. Doch sie konnte sich nicht vorstellen, allein in der Wohnung zu bleiben. Alles dort würde sie an die Zeit mit Simon erinnern. Außerdem konnte sie sich die Miete allein gar nicht leisten, und für die Gründung einer WG waren die Räume zu ungünstig aufgeteilt.
    Kati wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihr Handy leise klingelte.
    Dorothee!, dachte Kati und beeilte sich, das Gespräch entgegenzunehmen. Eilig kramte sie nach ihrem Telefon.
    «Hallo?»
    «Er ist aufgewacht?», fragte Dorothee ohne jede Begrüßung. Im Hintergrund war Straßenverkehr zu hören.
    «Nein», erwiderte Kati, «er schläft noch, aber die Schwester sagt, es ist bald so weit.»
    «Bist du jetzt bei ihm?»
    «Ich bleibe, bis er aufwacht.»
    «Gut, dann komme ich am frühen Nachmittag. Danke, Kati. Bis später!»
    Kati wunderte sich und hielt für einen Moment ihr Handy irritiert vor sich hin. Doch noch ehe sie etwas sagen oder sich verabschieden konnte, hatte Dorothee die Verbindung auch schon unterbrochen. Und ehe Kati sich über ihr merkwürdiges Verhalten ärgern konnte, bemerkte sie, dass ihr Vater sich bewegte. Vermutlich war er vom Klingeln des Telefons geweckt worden.
    Kati eilte ans Bett und beugte sich über ihn:
    «Papa? Ich bin’s, Kati!», flüsterte sie und streichelte ihm über die Stirn. Dann zog sie ihren Stuhl wieder näher heran, setzte sich und nahm erneut seine Hand.
    Nach ein paar Sekunden spürte sie einen ganz sanften Druck. Kati lächelte erleichtert. Tränen rannen ihr übers Gesicht.
    «Paps, bist du wach?»
    Ganz langsam schlug ihr Vater die Augen auf, aber nur einen winzigen Spalt, sodass Kati nicht wusste, ob er sie erkannte.
    «Kati?»
    Vor Freude hätte sie am liebsten aufgeschrien. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sagte: «Ja, ich bin’s.»
    «Was … was machst du hier?» Seine Stimme klang brüchig.
    Kati lachte auf. «Dich besuchen, du Witzbold! Wie geht es dir?»
    Ihr Vater schwieg einen Moment, und da seine Augen wieder zufielen, dachte Kati schon, er würde wieder einschlafen. Doch dann sprach er weiter und erklärte mit schwacher Stimme: «Es ging mir nie besser.»
    «Weißt du überhaupt, was passiert ist? Was mit dir los war?»
    Er versuchte zu schlucken. Sein Gesicht verkrampfte sich, und er schien Schmerzen zu haben. Wie von der Schwester angekündigt, hatte er offenbar Folgebeschwerden durch die Intubation. Der Schlauch zur künstlichen Beatmung war zwar bereits entfernt worden, aber die Luftröhre fühlte sich vermutlich noch extrem trocken an.
    «Alles wird gut, Papa. Du wirst wieder ganz gesund, und wenn du nach Hause kommst, wirst du sehen, dass wir alles bestens im Griff haben.»
    «Wieso … Wieso bist du nicht … in Hamburg?», fragte er weiter. Aber diesmal schien er tatsächlich in einen Dämmerzustand zu geraten, bevor Kati antworten konnte. Beunruhigt klingelte sie nach der Schwester.
    Als die junge Frau wenige Augenblicke später hereineilte, konnte sie Kati jedoch damit beruhigen, dass Hinrichs Zustand vollkommen normal war. Immerhin habe er fast zwei Wochen im Koma gelegen, da brauche der Körper eine gewisse Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Der Patient müsse jetzt viel schlafen.
    Unsicher, wie sie sich verhalten sollte, verließ Kati mit der Schwester das Zimmer, um ihre Großmutter anzurufen. Sie schilderte Elli ihren Eindruck und

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