Der Himmel über der Heide (German Edition)
erkundigte sich schließlich, ob Dorothee wieder aufgetaucht sei.
Elli verneinte, erklärte aber, dass sie dringend auf Dorothees Rückkehr warte, weil sie den Transporter brauche, um zusammen mit Pit die Einkäufe zu erledigen. Vor allem Milch, Sahne und frisches Obst würden dringend benötigt.
Kati wunderte sich erneut über Dorothees Verhalten und versprach, sie noch einmal auf dem Handy anzurufen.
Als sie aufgelegt hatte, versuchte sie es bei Dorothee. Doch sofort sprang die Mailbox an. Kati entschloss sich, keine weitere Nachricht zu hinterlassen, sondern zurück zum Heidehof zu fahren. Im Krankenhaus konnte sie im Moment ohnehin nichts ausrichten. Ihr Vater schlief, und die Schwester hatte versprochen, sich sofort zu melden, wenn es Neuigkeiten gab.
Auf dem Weg zum Heidehof machte Kati Station in Bispingen, um im Supermarkt ein paar Besorgungen zu machen, die Elli ihr aufgetragen hatte.
In dem Ort war es inzwischen spürbar voller geworden. Zahlreiche Autos mit Kennzeichen aus dem In- und Ausland waren zu sehen. Ebenso zahlreich waren die Fahrräder, die von den Gästen des angrenzenden Bungalow-Ferienparks gemietet wurden. Auf dem Parkplatz stand ein Reisebus, aus dem zumeist ältere Menschen stiegen. Aber auch etliche Familien suchten einen Parkplatz, sodass Kati auf einen Hinterhof ausweichen musste.
Gerade als sie aus dem Auto stieg, stutzte sie, weil sie in der Reihe gegenüber den Transporter des Heidehofs ausmachen konnte. Sie sah sich um, ob Dorothee irgendwo zu entdecken war, und ging einmal um den Gebäudekomplex hinter dem Parkplatz. Dort waren seit langem eine Apotheke, ein Drogeriemarkt und ein italienisches Restaurant beheimatet. Doch Kati konnte Dorothee nirgends entdecken. Also ging sie weiter in Richtung Supermarkt, um für Elli einzukaufen.
Auch dort wimmelte es vor Touristen und Kindern, die bei dem Regenwetter sicher kaum etwas mit sich anzufangen wussten. Kati fragte sich, warum die Eltern ihren Nachwuchs nicht mit einer Runde auf der Kartbahn oder beim Skifahren im Snow Dome bei Laune hielten.
An der Kasse begegnete Kati dann noch der Mutter einer alten Schulfreundin. Frau Heuer freute sich offenbar sehr, sie zu sehen.
«Komm doch mal auf einen Kaffee bei uns vorbei», schlug sie vor. «Angie freut sich bestimmt, dich wiederzusehen.»
Kati hatte wenig Lust, ihre alte Schulkameradin zu treffen.
«Ach, lebt sie hier in der Heide?», fragte sie höflich.
«Sie wohnt mittlerweile im Haus nebenan!» Frau Heuer ließ es sich nicht nehmen, voller Stolz weitere Details aus dem Leben ihrer Tochter zu berichten. «Angie ist ja längst verheiratet und bereits zweifache Mutter!»
Für Kati waren solche Nachrichten von alten Weggefährtinnen immer wie eine stechende Erinnerung daran, dass sie selbst nichts in dieser Richtung vorzuweisen hatte. Eventuelle Nachfragen umschiffte sie meist elegant.
«Das freut mich für sie», sagte sie schnell. «Richten Sie ihr doch ganz liebe Grüße von mir aus, ja?»
Und bevor sich Frau Heuer womöglich noch nach dem Gesundheitszustand ihres Vaters erkundigen konnte, verabschiedete sich Kati eilig. Auf keinen Fall wollte sie der Tratschtante neues Futter liefern.
Als sie wenig später eine Palette Sahne und mehrere Kartons Milch und das Obst im Kofferraum verstaut hatte und sich wieder hinters Steuer setzte, traf es Kati plötzlich wie ein Schlag. Denn sie beobachtete, wie Dorothee mit einem Mann im Schlepptau aus dem italienischen Restaurant kam und vor der Tür noch ein wenig plauderte. Instinktiv duckte Kati sich hinters Steuer, um zu verhindern, dass sie gesehen wurde.
Durch die Windschutzscheibe versuchte Kati, einen vorsichtigen Blick auf die beiden zu erhaschen. Sie kannte den Anzugträger mit den blonden Haaren nicht. Aber Dorothee strahlte ihn an und warf ihre Haare in den Nacken.
Kati wurde augenblicklich schlecht. Was machte ihre Stiefmutter da? Flirtete sie etwa in aller Öffentlichkeit mit einem fremden Mann? Was sollte das?
Kati hatte den Türgriff schon in der Hand, um aus dem Auto zu steigen und Dorothee zur Rede zu stellen. Da verschwanden die beiden auch schon in einer Seitenstraße.
Eine Weile saß Kati einfach nur da. Was sollte sie tun? Hier im Wagen auf Dorothees Rückkehr warten? Und die Lebensmittel im Kofferraum?
Kati beschloss, lieber schnell zurück zum Heidehof zu fahren. Vielleicht klärte sich ja später, wer dieser Unbekannte war.
***
Nachdem Kati in Uhlendorf angekommen war, wollte Elli als Erstes alle
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