Der Himmel über der Heide (German Edition)
Neuigkeiten aus dem Krankenhaus hören.
Die Großmutter war gerade dabei gewesen, Teig für Tortenböden anzurühren, als Kati sie von hinten umfasste und ihr einen leichten Kuss auf die rechte Wange drückte.
«Wie gesagt, Paps geht es so weit gut», erklärte Kati und war froh, mit ihrer Großmutter ungestört sprechen zu können.
Elli hatte Pit zum Ausladen nach draußen geschickt. Er sollte die Einkäufe aus dem Auto ins Kühlhaus bringen. Sie unterbrach ihre Arbeit, wusch sich schnell die Hände und setzte sich zu Kati an den Küchentisch.
«Wie hat mein Hinrich denn ausgesehen?», fragte sie aufgeregt.
«Er war wirklich noch ziemlich benommen, aber hat mich immerhin erkannt.»
Elli seufzte erleichtert. Auch ihr fiel ein Stein vom Herzen. «Und wie geht es jetzt weiter?»
Kati erklärte, das würden die Ärzte sicher Dorothee erzählen, wenn sie nachmittags ins Krankenhaus käme. «Falls sie überhaupt hinfährt.» Der Satz war Kati einfach herausgerutscht, und fast hoffte sie, Elli hätte nichts gehört.
Denn Kati beschlichen mit einem Mal Zweifel, ob sie ihre Großmutter mit dem, was sie gesehen hatte, überhaupt beunruhigen sollte. Sie biss sich auf die Lippe. Vielleicht hatte Dorothee ja auch nur zufällig einen alten Bekannten getroffen, wie Kati die Mutter ihrer Schulkameradin. Die Tatsache, dass der Besitzer des Heidehofs im Krankenhaus lag, hatte sich ja bestimmt schon herumgesprochen.
«Soll ich uns einen Kaffee machen?», fragte Kati und wollte aufstehen. Doch Elli hielt sie zurück.
«Gern, aber sag mir erst, was mit dir los ist.»
Kati fühlte sich ertappt, lächelte betreten und suchte schnell nach einer Erklärung, mit der sie ihre Großmutter anschwindeln konnte.
Doch Elli kam ihr zuvor. «Immer wenn du die Lippen so aufeinanderpresst», erklärte sie, «hast du etwas ausgefressen.»
Kati musste lachen. «Früher vielleicht, als wir heimlich Kuchen genascht oder deine Beete beim Spielen ramponiert haben.»
Aber es half nichts. Elli sah sie noch immer fragend, ja beinahe streng an.
Also berichtete Kati von der seltsamen Situation, in der sie Dorothee beobachtet hatte, und davon, dass sie schon länger den Verdacht hatte, Dorothee würde irgendetwas geheim halten.
«Was denkst du?», fragte Kati, als sie mit ihrem Bericht geendet hatte. «Was hat das alles zu bedeuten?»
Elli zuckte mit den Schultern und rieb sich ihre müden Augen. «Ach Liebes, vielleicht machst du dir zu viele Gedanken.»
«Du glaubst also nicht, dass Dorothee einen Liebhaber hat?»
«Papperlapapp!» Elli wedelte mit einer Hand durch die Luft. «Sie liebt deinen Vater. Auch wenn sie es vielleicht nicht so zeigen kann. Das habe ich dir schon einmal gesagt.»
Kati kam ins Grübeln. Ihre Stiefmutter war kein besonders herzlicher Typ. Was vielleicht auch daran lag, dass sie weder eigene Kinder noch Geschwister hatte. Vielleicht tat sie ihr also wirklich Unrecht. Dorothee hatte sicher genug Kummer zurzeit, und diszipliniert, wie sie war, vermochte sie ihre Gefühle einfach gut zu verbergen. Aber Kati konnte nicht nachvollziehen, dass Dorothee zwar immer wieder betonte, die Verwaltung und Buchhaltung des Heidehofs drohten ihr über den Kopf zu wachsen, während sie andererseits genug Zeit hatte, mindestens ein Mal am Tag für zwei, drei Stunden zu verschwinden mit der flüchtigen Bemerkung, sie hätte noch einen Termin oder etwas Dringendes zu erledigen. Natürlich verbrachte sie auch viel Zeit im Krankenhaus, aber irgendwie kam Kati das Verhalten ihrer Stiefmutter seltsam vor.
«Und was ist, wenn Dorothee den Hof doch verkaufen will? Hinter Papas Rücken?»
Elli griff nach Katis Hand.
«Das ist doch Unsinn, Liebes!»
Kati hob skeptisch ihre Augenbrauen. «Rein rechtlich könnte sie aber. Sie hat schließlich sämtliche Vollmachten, und die Patientenverfügung …»
«Sie würde es niemals wagen, uns anzulügen oder hinter Hinrichs Rücken einen Käufer zu suchen», warf Elli ein.
Kati seufzte. «Na, wenn du es sagst …» Ihre Stimme ließ deutlich erkennen, wie groß ihr Vertrauen zu Dorothee war.
«Hinrich ist auf dem Weg der Besserung. Und selbst wenn er nicht sofort wieder voll arbeiten kann, ist er doch nicht unmündig. Außerdem würde Dorothee so etwas nicht tun. Dafür ist sie viel zu korrekt in allem, was sie tut. Glaub mir!»
Kati schüttelte zweifelnd den Kopf.
«Aber wieso redet sie dann nicht mit uns über die Finanzen und darüber, wie es um den Hof wirklich steht? Das betrifft uns doch
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