Der Himmel über der Heide (German Edition)
unnötig schwer machen. Aber was genau diese Feindschaft begründet, weiß ich auch nicht.»
Dorothee wollte sich gerade wieder zum Gehen wenden, doch dann drehte sie sich noch einmal zu Kati um. «Ich habe übrigens eben mit Frank Lehmann telefoniert.»
Kati hielt in der Bewegung inne.
«Er möchte heute Nachmittag noch mal zu uns rauskommen. So gegen halb vier», erklärte Dorothee. «Ist das in Ordnung für dich? Ich fände es großartig, wenn wir uns seine Vorschläge zusammen anhören könnten.» Und etwas spitz fügte sie noch hinzu: «Bei der Gelegenheit kannst du ihm gleich noch ein bisschen auf den Zahn fühlen. Du scheinst ja noch nicht so ganz überzeugt von ihm zu sein.»
Kati wusste zwar nicht so recht, worauf sich der Kommentar bezog, aber sie willigte ein. Sie sah einem weiteren Treffen mit Frank Lehmann deutlich gelassener entgegen als noch beim ersten Mal. Und wenn sie ehrlich war, so verspürte sie sogar ein seltsames Gefühl von kribbeliger Vorfreude.
Zumindest konnte Lehmann sie nach dem denkwürdigen Zusammentreffen mit Andi Witthöft zeitweise von den Gespenstern der Vergangenheit ablenken.
Trotzdem fand Kati es mal wieder typisch für ihre Stiefmutter, dass sie den Termin so kurzfristig ausgemacht hatte, ohne sie vorher zu fragen.
«Wer ist denn dieser Lehmann?», fragte Flo, als Dorothee gegangen war.
«Ach, nur so ein Investor, der uns Ideen für die Modernisierung des Hofes vorstellen will.»
Kati gab sich bemüht gelassen, und sie war froh, dass ihre Freundin nicht weiter nachbohrte. Im Gegenteil, Flo konzentrierte sich schon auf etwas ganz anderes. Neugierig schaute sie Pit über die Schulter, der sich nach dem Gemüse nun der Zubereitung von Buchweizenblinis widmete. Gerade war er dabei, Milch mit etwas Zucker zu erwärmen und die Hefe darin aufzulösen. Bereitwillig erklärte er jeden Schritt.
«In einer Schüssel mischen wir gleich Weizen- und Buchweizenmehl, dann geben wir die Milch, ein paar Flocken aufgelöste Butter, etwas Salz und Zucker und ein Eigelb dazu.»
Zunächst zögernd, schließlich immer selbstbewusster assistierte Flo ihm. Als er alles gut verrührt hatte, deckte Pit die Schüssel mit einem Geschirrhandtuch ab und erläuterte fachmännisch: «Bevor wir die Blinis braten können, muss der Teig jetzt erst mal eine Stunde gehen.»
«Wohin?», fragte Flo, als wäre das eine völlig berechtigte Frage.
Pit sah sie erstaunt an, doch als er das breite Grinsen in ihrem Gesicht sah, lachte er laut auf.
«Nicht schlecht! Fast wär ich auf dich reingefallen.»
Kati musste ebenfalls schmunzeln.
Fragt sich, wer hier auf wen reinfällt, dachte sie und beobachtete belustigt, wie die beiden sich gegenseitig beschnupperten. Irgendwie kam sie sich sogar ein wenig überflüssig in der Küche vor.
«Sag mal», fragte Flo interessiert, «wo kommt Buchweizen eigentlich her?»
Kati war mehr als überrascht. Seit wann interessierte sich ihre Freundin denn für Körner und Getreide?
«Ich hab schon mal so ein Mehl im Biosupermarkt gesehen», fuhr Flo fort. «Aber Buchweizen als Pflanze kenne ich gar nicht. Wie sieht die denn aus?»
Pit straffte die Schultern. Er war jetzt vollkommen in seinem Element. «Na, die Früchte sind dreikantig zugespitzt und sehen wie kleine Bucheckern aus. Das Mehl ist weiß wie Weizenmehl, daher auch der Name Buchweizen. Aber wo die Pflanze eigentlich herkommt? Keine Ahnung.»
«Wovon haben Sie keine Ahnung?», fragte plötzlich Elli, die gerade wieder die Küche betrat und die letzten Worte offensichtlich noch gehört hatte.
Sie trug einen großen Korb voller Johannisbeeren, kommentierte den Fund aber mit keinem Wort. Stattdessen schien sie Pit auf den Zahn fühlen zu wollen.
«Meine hinreißende Assistentin hat mich gefragt, wo der Buchweizen herkommt», erklärte er, «und ich musste zu meiner großen Schande und angekratzten Kochehre gestehen, dass ich das nicht weiß.»
«Ja, Pit hat mir freundlicherweise schon erklärt, woher der Buchweizen seinen Namen hat», sprang Flo ihm bei, «und ich hab auch mal Buchweizenmehl im Laden gesehen, aber sonst hab ich da keinen Plan.»
«Dann will ich euch mal aufklären», erwiderte Elli zweideutig.
Offensichtlich hatte ihre Großmutter ebenfalls bemerkt, dass es zwischen den beiden knisterte, dachte Kati.
«Buchweizen wurde hier in der Heide früher sehr häufig angebaut», begann Elli ihren Vortrag. «Die Pflanze ist anspruchslos und wächst selbst auf den mageren Heide- und Geestböden sehr gut.
Weitere Kostenlose Bücher