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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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Durch den Kunstdünger ist die Qualität der Böden aber besser geworden, und so wurde der Buchweizen in den letzten Jahrzehnten durch Getreide, Kartoffeln und Rüben verdrängt. Nur auf dem Landschaftspflegehof Tütsberg im Naturschutzgebiet gibt es noch ein Buchweizenfeld. Für unsere traditionellen Gerichte wie diese Buchweizentorte hier», sie deutete auf die Arbeitsplatte vor sich, «wird das Mehl aber aus Ungarn oder Polen eingeführt. So, ist euer Wissensdurst jetzt gestillt?»
    «Interessant, das wusste ich auch noch nicht», räumte Kati ein. Und mit einem Blick auf den überquellenden Korb fügte sie noch hinzu: «Dafür weiß ich aber, dass frisch geerntete Johannisbeeren bald verarbeitet werden müssen!»
    Kati lächelte ihre Großmutter an. Doch Elli verzog kaum merklich die Mundwinkel und schwieg.
    «Ja, wo kommen die denn auf einmal her?», fragte Pit spöttisch, als er sich beeindruckt über den Korb beugte. «Haben Sie die Früchte zurückgeklaut, Frau Weidemann?»
    Statt auf seine provozierende Frage einzugehen, schnaubte Elli verächtlich und beschwerte sich lauthals: «Jetzt muss ich zehn Pfund Johannisbeeren abzibbeln, nur weil dieser Schwachkopf alles auf einmal abgeerntet hat! Stunden wird mich das kosten. Eine Frechheit!»
    Kati schüttelte erheitert den Kopf. Wie hatte ihr das gefehlt – so ein lebendiges Zuhause, in dem viel gestritten, aber auch viel gelacht wurde.
    «Ich sag ja, niemals sollte man sich mit Elisabeth Weidemann anlegen!», witzelte Pit und rettete sich vor ihrem bösen Blick in den hinteren Teil der Küche.
    Schnell warf Kati ein: «Also erstens finde ich diese Geste von unserem Nachbarn eigentlich sehr nett», erklärte sie, «und zweitens können Flo und ich das doch machen. Ich habe schon ewig keine Johannisbeeren abgezibbelt.»
    «Zibbeln?» Flo sah sie fragend an.
    «Ich zeig’s dir», sagte Kati. Und schon schnappte sie sich zwei Geschirrhandtücher und zwei Schüsseln.
    «Tja, also, wenn ihr mir verratet, wie das geht, bin ich natürlich dabei», flötete Flo noch immer voller Tatendrang. Sie hob den Korb hoch und trug ihn hinter Kati her nach draußen auf die Veranda.
    «Ich komme gleich nach», rief Elli.
    Die beiden suchten sich ein schattiges Plätzchen und breiteten die Trockentücher über ihren Schoß.
    «Zibbeln ist eigentlich nichts anderes, als das Grünzeug abzuknibbeln», erklärte Kati.
    Flo hob ihre Augenbrauen. «Zibbeln? Knibbeln? Zuppeln?»
    Kati lachte. «Dafür gibt es eben kein anderes Wort. Aber wenn Frau Texterin etwas einfällt, kannst du es gerne anders nennen.»
    Flo schnitt ein Gesicht und machte sich ebenso wie Kati daran, die Johannisbeeren von ihren dünnen Zweigen abzupulen.
    Als Elli wenig später auf die Veranda trat, holte sie sich einen Stuhl heran und setzte sich seufzend dazu. «Das hat er bestimmt mit Absicht gemacht», schimpfte sie.
    «Oma, wir schaffen das auch alleine. Du brauchst uns nicht zu helfen», versuchte Kati sie zu beruhigen.
    «Aber dann sitzt ihr ja morgen noch hier bei diesen Unmengen.»
    «Das macht nichts. Aber willst du uns nicht verraten, warum Carstensen dir gegenüber so aufmerksam ist?»
    Elli sah ihre Enkelin schief von der Seite an. «Aufmerksam?»
    «Ich meine», fügte Kati entschuldigend an, «was hat er dir eigentlich getan? Es ist doch nett von ihm, dir die Arbeit abzunehmen.»
    Elli schwieg. Mit routinierten Handgriffen zog sie die Früchte von den kleinen Ästchen. Sie wirkte irgendwie abwesend, als ließe sie ihre Gedanken weit in die Vergangenheit schweifen.
    «Er kümmert sich doch immer nur um seinen eigenen Profit», murmelte sie.
    «Ach, und die Körbe vor deiner Haustür? Ist das etwa eine Falle? Sind die Früchte vielleicht vergiftet?» Kati tauschte mit Flo einen amüsierten Blick.
    «Ihr braucht das gar nicht zu belächeln», sagte Elli empört. «Sein Verhalten war schon damals überhaupt nicht komisch!»
    «Omi, vielleicht hat er sich geändert», gab Kati zu bedenken. «Ich meine, welche Hintergedanken sollte er mit den Körben gehabt haben?»
    «Ach, ich habe irgendwann beschlossen, ihn einfach zu ignorieren.» Elli zuckte mit den Schultern. «Und das klappt mal besser, mal schlechter.»
    «Und warum kannst du dich nicht darüber freuen, dass er dich ein bisschen hofiert?»
    Elli sah sie herausfordernd an. «Das Gleiche könnte ich dich fragen, Katharina Weidemann. Denn was Herrn Lehmann betrifft, so könntest du seine Schmeicheleien ja genauso genießen!»
    Kati wusste darauf

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