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Der Himmel über Kasakstan

Der Himmel über Kasakstan

Titel: Der Himmel über Kasakstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht.«
    »O ihr Scheißkerle!« Boborykin setzte sich ächzend auf den Stuhl, auf dem vor zehn Minuten Konjew noch friedlich seine Komsomolza Prawda gelesen hatte und über die Rübenernte nachdachte. »Ihr wolltet den armen, unschuldigen Boborykin töten. Den lieben, treuen, guten Andreij. Es ist zum Weinen.« Er wischte sich schnaufend über die Augen und das bartbewachsene Gesicht. »Was habe ich euch getan? Ihr Gesindel, ihr?«
    Konjew legte die Hände flach auf die Knie. Er wagte nicht, vom Tisch zu springen.
    »War Erna-Svetlana nie bei dir? Sag die Wahrheit, Brüderchen.«
    »Ich habe sie nie gesehen!«
    »Und Natascha Trimofa?«
    »Natürlich.«
    »Aha!«
    »Kein Aha, Genosse! Sie war Ärztin. Ab und zu habe ich Rheuma im Rücken. Da mußte sie kommen und mir ein Zugpflästerchen geben. Dann wurde der Rücken ganz heiß, er brannte wie mit tausend Feuern … aber das Rheuma ging weg wie Schnee im Mai. War eine gute Ärztin, die Natascha. Auch die habt ihr auf dem Gewissen!«
    Konjew rutschte langsam vom Tisch herunter. Er wirkte wie ein Zwerg gegen den bulligen Boborykin. In seine Augen kam ein listiges Blinzeln.
    »Sie konnte flüchten, das Satansweib! Weg ist sie, Brüderchen, wie von der Erde verschluckt. Tschetwergow ist verzweifelt! Wir dachten, daß sie alle bei dir –«
    »O ihr Hunde!« Boborykin sah Konjew an, als wolle er ihn umbringen. Langsam ging Konjew zur Tür zurück, um mit einem Satz aus dem Zimmer zu flüchten, wenn Boborykin die Hände ausstreckte. »Ich verlange 5.000 Rubel für eine neue Hütte.«
    »5.000 Rubel?« Konjew brüllte auf. »Du gehörst in eine Anstalt, Andreij! Für diese Drecksbude –«
    »Brüderchen –«, sagte Boborykin breit. »Sag es noch einmal –« Er hob die Arme wie zwei riesige Dreschflegel.
    »5.000 Rubel wird dir nie Tschetwergow geben.«
    »Dann hole ich sie mir aus Moskau.«
    »Dort werfen sie dich in die Lubjanka!«
    »Ich werde erzählen, daß man ehrliche Sowjetbürger einfach ohne Grund und Verhör mit Granaten zusammenschießt. Mitten im Frieden! Ehrbare Kommunisten! Ich werde erzählen, daß der Dorfsowjet von Judomskoje zwei Schweine heimlich geschlachtet und das Pökelfleisch unter der Scheune vergraben hat …«
    »Teufel! Teufel!« Konjew setzte sich schwer auf den Stuhl neben der Tür. Marussja, die an der Tür gelauscht hatte, kam händeringend in das Zimmer.
    »Das kannst du doch nicht tun, Andreij«, jammerte sie.
    »Habe ich mein Haus zusammengeschossen, oder wer war's?«
    »Ilja wird mit Tschetwergow sprechen.«
    »Ich verlange 5.000 Rubel!« brüllte Boborykin.
    »Ich werde es in Alma-Ata vortragen.« Konjew wischte sich wieder den kalten Schweiß von der Stirn. O ihr Heiligen, dachte er. Er wird alles erzählen, dieser Halbaffe! Er weiß so viel von uns allen … er hat die Nase überall gehabt. Wenn man in Moskau auch Boborykin fertigmachen wird … es bleibt für uns genug übrig, um zum Strick zu greifen. Es ist doch ein verdammt schweres Leben, ein guter Sowjet zu sein und nicht wider die Paragraphen der Partei zu sündigen …
    »Ich werde warten«, sagte Boborykin.
    »Wo?« fragte Konjew ahnungsvoll.
    »Hier! Wo soll ich sonst hin? Ihr habt mir die Heimat genommen. O ihr wilden Säue!« Boborykin verzog weinerlich sein Gesicht. Konjew winkte ab.
    »Wir klären das gleich.« Er ging zum Telefon und wählte die Parteinummer von Alma-Ata. Das Mädchen in der Vermittlung brüllte er an, als sie nicht gleich verstand, wen er wollte. »Tschetwergow, du blödes Luder!« schrie er. »Genosse Stephan Tschetwergow. Schnell!«
    Es knackte ein paarmal in der Leitung, dann war Tschetwergow da. »Ja?« fragte er. »Wo brennt's denn, Konjew?«
    »Hier bei uns, Genosse!« Konjew holte tief Luft. »Sitzen Sie fest auf dem Stuhl, Genosse?«
    »Ja!«
    »Brüderchen Boborykin ist da!«
    »Wer?« sagte Tschetwergow. Seine Stimme war kaum hörbar.
    »Brüderchen Andreij aus dem Sumpf. Die Hütte war leer, als wir sie … na ja … Und jetzt verlangt Genosse Boborykin 5.000 Rubel für ein neues Häuschen.«
    »Ich komme morgen nach Judomskoje.«
    Es machte klick, und Genosse Tschetwergow war stumm. Konjew wandte sich um. »Hast du's gehört, Andreij. Er kommt morgen hierher.«
    »So lange warte ich bei dir. Entweder habe ich morgen eine neue Hütte, oder Judomskoje und Alma-Ata können sich einen neuen Sowjet suchen.«
    Ilja Sergejewitsch Konjew seufzte tief.
    »Das Leben könnte so schön sein, wenn wir nicht alle so leidenschaftlich wären«, sagte

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