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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Doch Jared war weg. »Wir müssen uns in Bewegung setzen, bevor der dunkelhaarige Typ vom Klo zurückkommt und den anderen verklickert, dass Jared verschwunden ist. Wir müssen gemeinsam abhauen, sonst ist der Letzte leichte Beute. Und wir können nicht einfach hier rausmarschieren.«
    »Das ist wie das Ende von Zwei Banditen .« Michael lächelte. Ich weiß nicht, wie ihm das gelang. Michael hatte etwas an sich, was ich nie besessen habe. »Ich weiß, was wir machen. Sobald wir draußen sind, gehe ich nach links, und du gehst nach rechts. Aber bis zur Eingangstür folgst du mir einfach.« Ich nickte, erleichtert, dass Michael die Zügel in die Hand nahm. Er stand auf und ging auf Catherine zu. Ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte, doch ich folgte ihm.
    »Hey«, rief Michael Catherine zu, noch bevor er an der Bar ankam. »Bist du nicht diejenige, die meinen Freund gestern Abend hat sitzen lassen?« Er ging zu ihr und legte ihr den linken Arm um die Taille. »Mein Kumpel war deshalb den ganzen Tag total geknickt.« Damit hatten sie nicht gerechnet. Catherine warf dem grauhaarigen Typen am anderen Ende der Bar einen verängstigten Blick zu. Ich behielt die Toiletten im Auge, um zu sehen, wann der dunkelhaarige Bursche zurückkam.
    Catherine gab sich Mühe, ruhig zu bleiben. Sie versuchte, Zeit zu gewinnen, damit die anderen sich überlegen konnten, was zu tun war. »Dein Freund hat gestern Abend nicht besonders interessiert gewirkt. Anscheinend hat er irgendwas in den falschen Hals bekommen. Aber vielleicht möchtest du ja ein bisschen Spaß haben?« Ihr Akzent war noch stärker als am Abend zuvor.
    »Mein Freund?«, fragte Michael. Genau in dem Moment sah ich den dunkelhaarigen Typen aus der Toilette kommen. Er ging schnell. Das bisschen Tarnung, das wir noch hatten, war kurz davor aufzufliegen. Ich gab Michael ein Zeichen, indem ich ihm kurz zunickte. »Da täuschst du dich, Schätzchen«, sagte er zu Catherine. »Cooler als mein Freund ist keiner.« Und damit schnappte sich Michael eine Bierflasche von der Bar und schlug sie Catherine mit voller Wucht ins Gesicht. Michaels Bewegung war blitzschnell und unvorhersehbar. Ich hörte ein Knirschen, als Catherines Nase brach, und sah Blut unter der Flasche hervorschießen. Eine Bierflasche zersplittert nicht wie in Filmen, wenn man sie jemandem auf den Kopf schlägt. Im echten Leben sind Bierflaschen härter als die Schädel der meisten Menschen. Man könnte jemandem ebenso gut mit einem Baseballschläger auf den Kopf schlagen. Catherine ging sofort zu Boden. Michael und ich rannten los. Binnen Sekunden befanden wir uns draußen auf der Straße. Ich rannte nach rechts. Michael rannte nach links. Michaels kleiner Plan hatte perfekt funktioniert. Seine Attacke hatte zwei Dinge bewirkt: Zum einen hatte sie für Ablenkung gesorgt. Im Restaurant war genug Unruhe entstanden, um uns ein paar Sekunden Vorsprung zu verschaffen. Zum anderen hatte sie die Zahl der anderen von vier auf drei reduziert. Ich blickte mich einmal um, nachdem ich losgerannt war, um zu sehen, ob schon irgendjemand aus der Bar herausgekommen war. Die einzige Person, die ich erkannte, war Michael, der in die andere Richtung davonrannte. Er blickte sich kein einziges Mal um. Einer der Kellner aus dem Restaurant kam auf die Straße gelaufen und rief: »Haltet sie auf!«, doch sein Schreien machte das Chaos nur noch größer. All diese Menschen, die normalen Menschen, waren im Urlaub. Sie waren nicht bereit, den Helden zu spielen. Einer weniger, dachte ich im Laufen. Michael hatte soeben unsere Chancen verbessert, lebend davonzukommen.
    Mir war klar, dass wir durch den Tumult im Restaurant höchstens ein oder zwei Minuten gewinnen würden. Die Leute, die es auf uns abgesehen hatten, waren Profis. Ihr Handeln war koordiniert. Sie wussten, was sie taten. Ich wollte nur so viel Abstand zwischen mich und das Restaurant bringen wie möglich, deshalb rannte ich, so schnell ich konnte. Die Insel verschmälerte sich an beiden Enden. Ich befand mich bereits so dicht an der Südspitze der Insel, dass die Straße, auf der ich lief, in die Bucht mündete und einfach aufhörte. Deshalb musste ich nach links abbiegen und auf die Straße in der Mitte der Insel zusteuern, die noch weiter nach Süden führte. Als ich das tat, blickte ich mich ein zweites Mal um. Ich war bereits über eine halbe Meile von dem Restaurant entfernt. Inzwischen war es Nacht. Der Himmel war mondlos, und der Teil der Insel, auf dem ich mich befand,

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