Der Hochzeitsvertrag
mehr. Es war beunruhigend still.
"Oh Gott!" entfuhr es ihr. Sie hatte Angst, sich zu bewegen. "Nicholas?" Vor Erleichterung, dass sie den Unfall überlebt hatte, brach Emily in Tränen aus und schluchzte verhalten, bis sie sich so weit gefangen hatte, dass sie die Tränen mit ihrem Unterärmel trocknen konnte. Als sie sich aufrichten wollte, knirschten Glasscherben unter ihr, und die Kutsche schien zu schwanken. Sie hielt in der Bewegung inne.
"Nicholas? Wrecker? Sam?" rief sie, so laut sie konnte. Doch im leeren Fensterrahmen über ihrem Kopf erschien kein Ehemann, kein neugieriger Kutscher, kein Diener. Nur grauer Dunst war zu sehen und versetzte sie in Furcht. Waren alle drei von dem außer Kontrolle geratenen Gefährt erschlagen worden?
Nein, Nicholas war auf der Fuchsstute geritten. Oder doch nicht? Sie hatte ihn nicht aufsteigen sehen. War er zu Sam und Wrecker auf den Kutschbock gestiegen? Sie betete, dass dies nicht der Fall gewesen war.
Es sah so aus, als müsste sie sich selbst retten. Zuerst sollte sie versuchen, irgendwie aus dem Wagen herauszukommen.
Sie holte einige Male tief Luft und stand dann vorsichtig auf. Das Gefährt neigte sich, wippte gefährlich, und Emily fiel zu Boden.
Wenn die Kutsche sich überschlägt und wieder ins Rutschen kommt?
8. Kapitel
Eine ganze Weile saß Emily da und wagte nicht, sich zu bewegen aus Angst, dass der Wagen sich noch einmal überschlagen würde.
Als sie ihre schmerzende Stirn befühlte, zuckte sie zusammen und hielt sich die Hand vors Auge. Blut! Auf dem Handschuh war Blut zu sehen! Ihr wurde übel. Sie musste sich am Haaransatz verletzt haben, vermutlich, als die Scheiben zersplitterten. Ist mir sonst noch etwas passiert?
Vorsichtig streckte sie sich, bemüht, ein erneutes Schwanken der Kutsche zu vermeiden. Einige Stellen an ihrem Körper taten weh, aber als sie sie abtastete, hatte sie nicht das Gefühl, dass etwas gebrochen war. Alles ließ sich noch bewegen, auch die linke Schulter, die am meisten schmerzte. Hoffentlich ist sie nur geprellt, dachte Emily.
Im grauen Licht, das durch das Fenster über ihr hereinfiel, sah sie ihre Handtasche unmittelbar neben sich liegen. Vorsichtig griff sie danach, um nicht in die überall verstreuten Glasscherben zu fassen, und kramte nach einem Taschentuch. Nachdem sie es gefunden hatte, schnäuzte sie sich und trocknete sich die Tränen. Mit einem Zipfel des Tuchs wischte sie sich über die Stirn. Doch das Blut schien bereits zu trocknen. Also war der Schnitt nicht tief gewesen. Erleichtert atmete Emily auf.
Sie steckte das Taschentuch wieder ein. In ihrer Nähe lag auch noch Nicholas' Aktenmappe. Sie zog sie an sich heran, stopfte ihre Tasche hinein und legte sie in ihren Schoß. Nicholas würde die Mappe in London brauchen. Sollten sie jemals dort ankommen. Wenn er nicht schon … Sie verdrängte den beunruhigenden Gedanken, versuchte, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
Wie weit war sie wohl schon von Bournesea entfernt? Zu weit, als dass sie dorthin laufen und Hilfe holen konnte, das war sicher. Zu weit, als dass man sie hier zufällig finden würde. Und das Gasthaus, von dem Nicholas gesprochen hatte, musste ebenfalls noch weit entfernt sein, denn es war noch nicht einmal später Vormittag. Oder doch? Sie nestelte in ihren Röcken nach ihrer Taschenuhr. Unglücklicherweise konnte sie im Dämmerlicht die Zeiger nicht erkennen.
Erschöpft seufzte sie auf. Was soll ich tun? Ohne große Hoffnung schrie sie erneut, so laut sie es vermochte: "Nicholas! Wrecker! Herring! Könnt ihr mich hören?" Sie betete. In der Stille draußen war nach einiger Zeit ein Knacken zu hören.
"Emily?" erklang es ganz in der Nähe. "Emily!"
Es war Nicholas! "Hier bin ich!" rief sie erleichtert.
Kurz darauf zeichneten sich Nicholas' Kopf und Schultern als Silhouette im Viereck des geborstenen Fensters ab. Er sah zu ihr hinunter.
"Emily! Ein Glück, dass ich dich gefunden habe. Bist du verletzt?" fragte er besorgt.
"Nur ein Kratzer auf der Stirn und ein paar Beulen. Geht es dir gut? Wo sind Wrecker und Sam?" Sie hoffte, dass die beiden nicht von der Kutsche erdrückt worden waren.
"Ich habe keine Ahnung. Dieser verdammte Morgennebel. Ich kann kaum zwei Meter weit sehen!"
"Bitte hilf mir hier heraus", flehte Emily ihn an.
"Das werde ich. Aber hör mir gut zu, Emily, und bleibe ganz ruhig. Die Kutsche hängt im Moment fast zur Hälfte über einem Abhang", erklärte er ihr. "Du musst sehr langsam aufstehen. Nur keine
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