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Der Hof (German Edition)

Der Hof (German Edition)

Titel: Der Hof (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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immer noch nicht erklärt, warum Sie sich im Nirgendwo einbuddeln.»
    «Vielleicht geht das ja nur mich was an.»
    «Und was ist, wenn ich finde, es geht auch mich was an? Wenn ich zum Beispiel der Polizei einen Tipp gebe?»
    Merkwürdigerweise prallt die Drohung an mir ab. «Ich bin sicher, die würden sich brennend für die Statuen und die Fallen im Wald interessieren.»
    Das Lächeln verschwindet. Seine hellgrauen Augen werden hart, und dann grinst er wieder. «Also haben Sie doch Eier in der Hose. Wird auch Zeit; ich hab mich schon gefragt, ob Sie ein Weichei sind.»
    Von den Pferchen auf der anderen Seite der Baracke ist ein Knall zu hören. Immer noch grinsend, nickt Arnaud in die Richtung.
    «Der alte Bayard riecht das Blut», sagt er beinahe zärtlich.
    «Bayard?»
    «Der Eber.» Jetzt höre ich Holz splittern. Arnauds Miene verändert sich schlagartig. «Er versucht, aus dem Pferch zu entkommen.»
    Schlechter Rücken hin oder her, ich kann mit ihm nicht Schritt halten, als er an der Baracke vorbei zum Pferch rennt. Der Zaun beult sich sichtbar an der Stelle, wo sich der Eber wild quiekend dagegenwirft. Eine der Planken ist bereits gesplittert. Als wir näher kommen, splittert das Holz erneut, und der Riss wird größer. Darunter erkenne ich frisches, weißes Holz.
    Arnaud schreit den Eber an und klatscht in die Hände, sobald er den Zaun erreicht. Das Tier schreit schrill und intensiviert seine Bemühungen. Arnaud schnappt sich einen Stock und haut damit durch die Bretter auf das Tier ein.
    «Weg, du Mistvieh! Zurück!»
    Das Tier ist außer sich vor Wut. Es bewegt sich sehr viel schneller, als ich es bei seiner Größe vermutet hätte, und schnappt nach dem Stock. Arnaud zieht ihn zurück und lässt ihn sofort wieder vorschnellen. Es kracht gewaltig, als der Stock bricht.
    Arnaud wirft ihn beiseite. «Georges!», brüllt er über die Schulter. «Er ist fast draußen! Wir brauchen mehr Bretter!»
    Georges kommt bereits von der Baracke angerannt und streift die Schlachterschürze im Laufen ab. Aber der Eber wird noch wütender, als er den Geruch von frischem Blut wittert. Das gespaltene Rundholz gibt nach, und Arnaud springt zurück, als das Schwein den Kopf durch die entstandene Lücke rammt. Seine massiven Schultern drücken das nächste Rundholz hoch, das sich nach außen wölbt.
    «Das Brett! Schnell!», weist Arnaud mich an und zeigt auf das dicke Sperrholzquadrat, das ein Stück weiter steht. Es ähnelt dem, das Georges zum Treiben des kleineren Schweins benutzt hat. Ich reiche es Arnaud, aber er winkt ab.
    «Geben Sie mir die Krücke!»
    «Was?»
    «Ihre verdammte Krücke!» Er wedelt mit der Hand. «Los!»
    Ich zögere, aber das erneute Splittern von Holz nimmt mir die Entscheidung ab. Ich gebe ihm die Krücke, und Arnaud stößt das gepolsterte Ende ins Gesicht des Ebers. Er quiekt und schnappt danach, reißt mit dem Hauer die Polsterung auf. Arnaud dreht die Krücke um und stochert mit dem Schaft durch die Lücke im Zaun. Der Gummistopfen am unteren Ende berührt die Schnauze des Schweins. Arnaud legt sein ganzes Gewicht hinter die Krücke und schiebt.
    «Halten Sie das Brett bereit!», grunzt er, als der Eber langsam zurückweicht. Er schlägt noch einmal zu. «Jetzt!»
    Ich schiebe das Brett gegen die Lücke im Zaun. Einen Augenblick später wäre ich fast nach hinten gefallen, weil der Eber seinen Kopf in das Brett rammt. Ich wappne mich für den nächsten Schlag, aber auch der wirft mich fast um, bis Arnaud mir zu Hilfe kommt. Er stemmt sein Bein neben meinem hinter das Brett, während er über den Zaun hinweg mit der Krücke auf den Eber einstochert. Selbst jetzt fühlt es sich noch an, als versuchten wir, einen Bulldozer aufzuhalten.
    Georges taucht wieder auf. In einer Hand ein langes Brett, in der anderen einen Eimer. Ohne innezuhalten, lässt er das Brett zu Boden fallen und tritt an den Zaun. Er beugt sich darüber, schlägt mit der Hand auf die Bretter, ruft den Eber und schnalzt dazu mit der Zunge. Einen Moment lang ist das Tier zu wütend, um darauf zu reagieren, aber dann bemerkt es den neuerlichen Störenfried. Bevor es Georges erreicht, kippt dieser etwas aus dem Eimer in den Pferch. Der süßlich üppige Geruch nach Schlachtabfällen steigt auf. Der Eber wird langsamer und schnuppert verunsichert an der Gabe. Dann grunzt er übellaunig und vergräbt die Schnauze in dem Futter.
    Arnaud atmet erleichtert aus und tritt zurück. Ich mache Anstalten, das Brett von der Lücke im Zaun zu

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