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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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auf nichts anderes konzentrieren.
    Besinnungslos hatten sie sich geliebt, sie als die Dominierende. Sie hatte sich auf dem Bett gewunden, unter ihm, über ihm, neben ihm. Unersättlich war sie gewesen; nichts konnte sie befriedigen. Einmal hatte sie aufgeschrien, hatte die Beine um seine Hüften geklammert, die Finger in seine Schultern gebohrt, und das lange, nachdem er noch zu irgendeiner Reaktion fähig gewesen war. Und dann hatte die Erschöpfung ihn übermannt. Er war in tiefen, aber unruhigen Schlaf gefallen.
    Jetzt war er wach und wußte nicht, was seinen Schlaf unterbrochen hatte. Da war ein Geräusch gewesen, nicht laut, aber scharf und durchdringend. Er wußte nicht, was es bedeutete oder woher es kam.
    Plötzlich merkte er, daß er allein im Bett war. Er hob den Kopf. Das Zimmer war dunkel, die Tür geschlossen, unten war ein schmaler Lichtstreifen zu erkennen.
    »Gretchen...?« Keine Antwort; er war allein im Zimmer.
    Er warf die Decke von sich und stieg aus dem Bett, hatte Mühe, auf den geschwächten Beinen das Gleichgewicht zu halten, fühlte sich ausgepumpt, verwirrt. Er taumelte zur Tür, riß sie auf. Dahinter, in dem kleinen Wohnzimmer, war nur eine Tischlampe eingeschaltet.
    Da war das Geräusch wieder! Ein metallischer Laut, der durch das Haus hallte, aber nicht aus dem Haus kam. Er rannte ans Fenster und spähte durchs Glas. Im Lichtkegel der Straßenlampe konnte er die Gestalt eines Mannes erkennen, der an der Motorhaube seines Mietwagens stand, eine Taschenlampe in der Hand.
    Ehe er wußte, was vorging, hörte er draußen von irgendwo
anders eine halb unterdrückte Stimme, und dann schoß der Lichtkegel zum Fenster herauf. Zu ihm. Instinktiv hob er die Hand, um die Augen zu schützen.
    Das Licht ging aus, und er sah den Mann auf einen Wagen zurennen, der schräg gegenüber auf der Straße parkte. Den Wagen hatte er nicht bemerkt, er hatte sich so vollkommen auf seinen eigenen und den unbekannten Mann mit der Taschenlampe konzentriert. Jetzt versuchte er, Näheres an jenem Wagen zu erkennen; da war eine Gestalt auf dem Vordersitz. Er konnte nichts weiter ausmachen, nur die Umrisse von Kopf und Schultern. Der laufende Mann erreichte die Tür an der Straßenseite und schob sich hinter das Steuer. Der Motor brüllte auf; der Wagen machte einen Satz, wurde auf der Straße um hundertachtzig Grad herumgerissen.
    Im Lichtschein der Straßenlampe erwischte Noel einen Blick auf die Person neben dem Fahrer. Sekundenlang war ihr Gesicht keine zwanzig Meter von ihm entfernt, raste vorbei.
    Es war Gretchen Beaumont. Ihre Augen starrten geradeaus durch die Windschutzscheibe, und sie nickte mit dem Kopf, als redete sie schnell.
    In den Nachbarhäusern gingen ein paar Lichter an. Das Aufbrüllen des Motors und das Kreischen der Reifen hatten die friedliche Straße in Portsea aufgestört. Gesichter tauchten hinter den Fenstern auf, spähten hinaus.
    Holcroft trat ins Zimmer zurück. Er war nackt und konnte sich ausmalen, was es brächte, wenn man ihn mitten in der Nacht nackt in Commander Beaumonts Wohnzimmer sah, während Commander Beaumont abwesend war. Vor allem, was es ihm brächte.
    Wohin war sie gefahren? Was machte sie? Was war das für ein Geräusch, das er gehört hatte?
    Es war keine Zeit, über all das nachzudenken; er mußte das Haus verlassen. Er rannte ins Schlafzimmer zurück, paßte seine Augen der schwachen Beleuchtung an und versuchte, einen Lichtschalter oder eine Lampe zu finden. Er erinnerte sich, daß Gretchen im Fieber ihrer Liebesraserei die Lampe über dem Bett heruntergerissen hatte. Er kniete nieder, tastete herum. Da lag sie, der Lampenschirm hatte die Glühbirne geschützt. Er knipste sie an. Licht füllte den Raum, erzeugte
langgezogene Schatten und Flecken von Dunkelheit, aber er konnte jetzt seine Hose über der Lehne eines Armsessels sehen, seine Socken und die Unterwäsche neben dem Bett.
    Er stand auf und zog sich hastig an. Wo war sein Jackett? Er sah sich um, erinnerte sich undeutlich, daß Gretchen es ihm heruntergestreift und es neben der Türe hatte fallen lassen. Ja, da lag es. Er ging quer durch den Raum darauf zu und warf dabei einen kurzen Blick auf sein Abbild in dem großen Spiegel über dem Sekretär.
    Er erstarrte, und sein Blick fühlte sich unwiderstehlich von einer Fotografie in einem silbernen Rahmen angezogen, der auf dem Sekretär stand. Das Foto zeigte einen Mann in Marineuniform.
    Das Gesicht. Er hatte es schon einmal gesehen. Vor ein paar Wochen,

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