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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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irgendwann fände. Nun hatte er vielleicht die Möglichkeit gehabt, sein Versprechen einzulösen - und es nicht getan.
    Nur - warum nicht?
    Weil er aus unerklärlichen Gründen plötzlich zu wissen gemeint hatte, sie könnte ihm eine Hilfe sein bei der schweren Aufgabe, die ihm bevorstand. Woher dieses Wissen rührte, konnte Salvat nicht ergründen. Ebensowenig wie er sich vorstellen konnte, in welcher Weise ihm die Fremde eine Unterstützung sein könnte. All dies konnte er erst erfahren, wenn er die wichtigste Antwort von allen fehlenden gefunden hatte - die Antwort nämlich auf die Frage: Wer war diese Frau?
    Zweifelsohne stand sie in irgendeinem Zusammenhang mit den furchtbaren Dingen, die ihre Schatten vorauswarfen. Denn sie war auch schon aufgetaucht, als die Bruderschaft die Rätsel der ParaTräume auf andere Weise zu ergründen versucht hatte. Die Schwarzhaarige war auf Bildern zu sehen gewesen, die nach den »Traumprotokollen« angefertigt worden waren. Ihre Rolle indes war mysteriös geblieben und auch ein klein wenig untergegangen in all den anderen Eindrücken, welche die Maler und Zeichner hatten verarbeiten müssen.
    Salvat näherte sich jener Kammer, in der er die nötige Ruhe finden würde, um sämtliche Eindrücke, die auf ihn eingestürmt waren, zu ordnen und zu interpretieren. Und einen Teil der Zeit, die er dort zuzubringen gedachte, würde er gewiß dem Rätsel widmen, das ihm die schwarzhaarige Schönheit aufgab.
    Zuvor jedoch machte Salvat noch einmal Halt vor jener Kammer, aus der er Morphea geholt hatte. Diesmal trat er jedoch nicht ein und beschränkte sich auf einen Blick durch die Luke in der Tür.
    Die bleichen Gestalten, deren Haut nie ein wirklicher Sonnenstrahl berührt hatte, ruhten nach wie vor auf den steinernen Lagern, still und friedlich, schlafend und träumend. Ein Bild des Friedens.
    Doch Salvat spürte die vage Veränderung, die jenseits der Tür unsichtbar vonstatten ging. Einzig das Glimmen in der Luft verriet, daß etwas vorging: Es war merklich schwächer geworden, so daß es nur noch aussah, als schwirrten weißstrahlende und nur punktgroße Insekten umher. Und ihre Zahl sank weiter. Wenn das Flirren vollends verlosch .
    Salvat wußte, was dann geschehen würde, und er konnte nur hoffen, daß sich alles fügen würde. Der Große Plan enthielt noch genügend unbekannte oder wenigstens doch unwägbare Faktoren, die alle ihre Bemühungen scheitern lassen konnten. Neben allem anderen würden sie auch eines brauchen zum Erfolg: Glück - oder das, was manche »Gotteshilfe« nannten. Salvat verließ sich auf das Glück Er schloß die Luke und strebte seiner stillen Kammer zu.
    Im Licht der einzelnen Kerze dort ließ er sich zu Boden sinken, nachdem er wieder die Kutte abgelegt hatte. Starr und schweigend hockte er dann mit untergeschlagenen Beinen da, die Hände auf den Knien, die Augen fast geschlossen. Immer ruhiger ging sein Atem, bis nicht nur sein Leib, sondern auch sein Denken völlig entspannt war.
    Nichts, was um ihn her geschehen wäre, hätte ihn jetzt noch berührt. Er saß da wie von aller Welt abgeschirmt -- durch zwei mächtige Schwingen
    *
    ... ein Traum ist unser Leben auf Erden hier.
    Johann Gottfried Herder
    Diese Welt war vollkommen, doch Simon wußte es nicht.
    Denn er hatte nie erfahren, was Arg oder gar Böses wäre. Wie auch seine Brüder, elf an der Zahl, es nie erfahren hatten. Worte wie diese und alles, was mit ihnen war, existierten nicht für sie.
    Sie lebten in einer Welt, die man anderswo - und doch nur einen Traum entfernt - Paradies oder Garten Eden geheißen hätte.
    Es mangelte ihnen an nichts, und ihre Tage bestanden allein darin, sich des Lebens zu freuen und einander wohlgesonnen zu sein. Alles in ihrer Welt wuchs und gedieh, ohne daß es ihres Zutuns bedurft hätte, und die Luft war wie Balsam.
    Es gab keine Dunkelheit, noch nicht einmal Schatten, in denen sich etwas hätte verbergen können. Das Glimmen war allgegenwärtig und brachte Licht auch dorthin, wo das des Himmels über ihnen nicht hinreichte.
    Doch dann geschah es, daß jenes Flirren nachließ. Kaum merklich zwar, aber durch seine bislang so stete Präsenz fiel es Simon dennoch auf.
    Er ging hin zu einem seiner Brüder und fragte ihn, den sie Thaddäus hießen: »Habe ich mich getäuscht, oder hast auch du es bemerkt?«
    Thaddäus nickte. »Ja. Etwas wird anders.«
    »Was mag es zu bedeuten haben?« fragte Simon.
    Allein die Tatsache, etwas hinterfragen zu müssen, beunruhigte ihn

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