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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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Schuhe und
    Handschuhe, die eben ihren Stil verrieten.
    Mama würde zur Eröffnung des Hotels ein schwarzes Abendkleid
    tragen, und als wir in Berlin angekommen und im neuen Sheraman-
    Haus unsere Zimmer aufgesucht hatten, seufzte Jinny: »Weißt du,
    neben deiner Mutter komme ich mir wie eine Maus vor. Du mußt
    doch unheimlich stolz auf sie sein.«
    »Das bin ich auch, Jinnylein«, sagte ich, »und auf dich auch.«
    Ich schaute ihr beim Baden zu und beim Anziehen, was ich be-
    sonders gern tat. Für mich gab's die Dusche, heißkalt, heißkalt, und dann in den Smoking geworfen.
    Wir klopften an Mamas Zimmertür und hörten eine dünne Stim-
    me: »Ja, bitte?«
    Sie lag auf dem Bett, eine Kompresse auf der Stirn, eine auf der
    Brust, von der wir allerdings nur einen Zipfel sehen konnten, denn sie hatte die Bettdecke fest um sich gezogen.
    »Mutter!«
    Wir eilten beide zu ihr, hockten uns an ihr Bett.
    »Komisch«, sagte sie leise, »der Flug scheint mir nicht bekommen
    zu sein.«
    Jinny faßte nach ihrer Hand.
    »Glühendheiß«, wisperte sie.
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    »Mama, brauchst du einen Arzt?«
    »Nein, nein. Ich habe mir einen Tee bestellt, der hilft immer.«
    »Aber was fehlt dir denn? Du hast Kopfschmerzen, aber warum
    die Kompresse auf der Brust?«
    »Jörg, ich kriege so schlecht Luft. Ich kann nicht richtig durch-
    atmen. Mir wird übel dabei.«
    Sie sagte es mit dieser dünnen Stimme; sie sprach zwar nie laut,
    aber jetzt klang sie einfach schwach.
    »Ich lasse den Arzt kommen.«
    »Nein, nein. Geht nur. Der Empfang beginnt doch jetzt. Ihr
    müßt runter in die Halle. Später ist noch Zeit genug.«
    »Ich lasse dich nicht allein«, sagte Jinny.
    »Doch, Kind, geh mit Jörg. Ich bin auch müde. Vielleicht kann
    ich jetzt schlafen.« Und sie schloß die Augen.
    Die große Empfangshalle war festlich mit herrlichen Gestecken aus
    violetter und weißer Iris geschmückt. Sechshundert geladene Gäste
    – darunter unglaublich viele Gesichter, die man vom Fernsehen
    und aus den bunten Blättern kannte – genossen den Sheraman-
    hauseigenen Champagner, wie es auch von den besten Lagen Frank-
    reichs hauseigene Sheraman-Weine gab.
    Das große Büffet – es gab kalte und heiße Speisen – war im hell-
    grünen Speisesaal aufgebaut.
    Jinny und ich mischten uns unter die Gäste, aber wenn sich un-
    sere Blicke trafen, lasen wir in den Augen des anderen unsere Sorge um Mama.
    Und dann stand plötzlich Sheraman vor uns, lächelte, und ich
    schwöre, hinter seinen dunklen Augengläsern lächelte er auch, als
    er Jinnys Wange küßte.
    »Aber Sie beide sind nun doch allein hier?« fragte er.
    »Nein, das nicht. Aber meiner Mutter scheint der Flug nicht be-
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    kommen zu sein.«
    »Dann müssen wir den Arzt hinaufschicken.« Er klang wirklich
    besorgt.
    »Überlassen Sie Jinny nur mir«, sagte er, »Sie, Jörg, gehen und
    kümmern sich um Ihre Mutter. Ich schicke den Arzt sofort.«
    So sah ich meine Jinny in den Wogen der Gäste verschwinden,
    und ich fuhr brav wieder zu Mama hinauf. Es ging ihr deutlich
    schlechter. Ihre Haut hatte eine Tönung angenommen, die ich nur
    als grau bezeichnen kann.
    Der Arzt, mit roter Nelke im Knopfloch seines Revers, verlor alle
    Jovialität, untersuchte Mama mit größter Aufmerksamkeit und tele-
    fonierte sofort nach einem Krankenwagen.
    Mit einer Kopfbewegung bat er mich in den angrenzenden Salon,
    der zwischen Mamas und unserem Schlafzimmer lag.
    »Hat Ihre Mutter Asthma?«
    »Nein, nicht daß ich wüßte. Es könnte wohl sein, daß sie es mir
    verschwiegen hat.«
    »Jemals einen Anfall bei ihr erlebt?«
    »Nein. Und es sieht mir auch gar nicht nach einem Anfall aus,
    ich meine –«
    »Ist sie herzkrank?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Drogen kommen wohl auch nicht in Frage?«
    »Natürlich nicht.«
    »Es gibt Drogen, die zum Versagen der Atemwege führen.«
    »Ich bin sicher, daß meine Mutter außer Aspirin keine Medika-
    mente nimmt.«
    »Gut«, sagte der Arzt, »dann werden wir weitersehen müssen.«
    Mama, die sich so auf Berlin gefreut hatte, wurde wenig später auf einer Bahre im Lastenaufzug nach unten befördert, denn natürlich
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    galt auch hier, niemand sollte durch den Anblick einer kranken
    Frau in seiner Feststimmung gestört werden.
    Ich fuhr mit ihr ins Krankenhaus.
    Sie kam sofort auf die Intensivstation. Ich mußte natürlich auf
    dem Flur warten.
    Die Sekunden wurden zu Stunden, die Stunden zu einer Ewig-
    keit.
    Ich hatte Mamas Gesundheit überschätzt, ich hatte mich

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