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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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nie
    wirklich darum gekümmert, weil sie bei all ihrer Zierlichkeit immer unbeugsam schien, immer guten Mutes war. In ihren Briefen an
    mich schrieb sie niemals, daß sie krank gewesen sei. Ich faßte aber hundert gute Vorsätze, daß Jinny und ich ihr in Zukunft näher sein wollten, unsere Ferien würden wir von jetzt ab immer mit Mama
    verbringen, und wann immer sie es wollte, sollte sie uns besuchen
    können.
    Und ich betete für sie.
    Schließlich kam ein junger Arzt zu mir. »Es geht ihr besser«, sagte er. »Sie ist aus ihrer Ohnmacht erwacht und möchte Sie sehen.«
    Mama lag in einem schmalen Bett, eine Schwester wachte bei ihr.
    Ich nahm dunkel ein Sauerstoffgerät wahr, sah, daß eine Infu-
    sionsnadel in ihrer linken Ellenbogenbeuge steckte, sah darüber das Infusionsgefäß mit einer farblosen Flüssigkeit in einer Halterung
    hängen.
    Aber eigentlich sah ich nur Mamas Gesicht. Es hatte die bleigraue
    Tönung verloren, nur unter ihren Augen lagen noch dunkle Schat-
    ten.
    »Mama«, sagte ich leise.
    »Ja, Jörgi.« Sie lächelte, aber sie öffnete die Augen nicht.
    »Mama, du wirst wieder ganz gesund, und ich verspreche dir, daß
    wir dann viel häufiger zusammen sein werden als bisher.«
    »Das ist schön, Jörgi.«
    Ich küßte ihre Stirn und ihre Hand.
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    Die Schwester sagte leise: »Bitte, sie braucht noch viel Ruhe.«
    »Gute Nacht, Mama.«
    »Gute Nacht, Jörgi.«
    Im Taxi konnte ich heulen, der Fahrer sagte: »Det Leben is nie
    leicht, Jungchen.«
    Er hatte recht.
    Er hatte verdammt noch mal so recht.
    Immer dann, wenn man es am vollkommensten wähnte, immer
    dann, wenn man einmal wirklich glücklich war, kam sofort die Re-
    tourkutsche, die einen in Windeseile dorthin brachte, wo man lei-
    den mußte.
    Halle und Speisesaal unseres neuen Hotels waren von fröhlichen
    und auch lauten Menschen erfüllt. Ich verschwand so unauffällig
    wie möglich in die Waschräume für Herren und fand einen betag-
    ten einarmigen Mann dort vor, der nur einen Blick in mein Gesicht
    warf und mir dann ein frisches Handtuch reichte, Eau de Cologne,
    Kamm und Bürste, und schließlich aus dem Silberbecher eines
    Flachmanns einen kräftigen Schluck Cognac. Ich legte einen Zehn-
    markschein auf den weißen Porzellantel er, neben der Wettzeitung.
    »Nein, mein Herr«, sagte er, »das kann ich nicht annehmen. Wenn
    Sie betrunken wären, dann wäre das etwas anderes.«
    Ich spürte, wie mir die Schamröte ins Gesicht stieg, hatte ich
    doch Anteilnahme mit Geld vergelten wollen.
    »Entschuldigen Sie meine Dummheit«, sagte ich, »und danke für
    Ihre Hilfe.«
    »Gern geschehen«, sagte er und lächelte mich an.
    Inzwischen war auch der Ballsaal geöffnet worden, und die Paare
    drehten sich im Walzer und zu Foxtrott und Slowfox.
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    Bei Sheraman gab es keinen Rock.
    Ich versuchte vergeblich, Jinny zu entdecken.
    In der Bar fand ich sie schließlich mit Sheraman.
    Sie tranken Weißwein, natürlich eine Château-Lage. Und sie un-
    terhielten sich so angeregt, daß ich sekundenlang versucht war,
    mich auf dem Absatz umzudrehen und einfach zu verschwinden.
    Nie hatte ein Mädchen, eine Frau, mich eifersüchtig machen kön-
    nen, nur Jinny verstand sich meisterhaft darauf.
    Mir lag schon ein brüskes »Komm mit« auf der Zunge, als ich an
    ihren Tisch trat.
    Aber da sprang Jinny auf und legte mir die Arme um den
    Hals.
    »Jörg, was ist mit Mutter?«
    »Es geht ihr besser.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Jinny fing an zu heulen, aber ich sah, daß es vor Erleichterung
    war.
    Also zog ich mein Taschentuch und gab es ihr, denn Jinny ver-
    gaß immer, eins einzustecken.
    Sheraman ließ für mich einen Whisky kommen, das heißt, einen
    Bourbon, Jack Daniels Black Label.
    Er wußte also selbst über diesen meinen Lieblingswhisky Be-
    scheid.
    Er hörte sich ruhig meinen Bericht über Mutters Krankheitszu-
    stand an, schwieg eine Weile und sagte dann, natürlich gedämpft
    und ruhig, obwohl wir keine fremden Zuhörer zu fürchten brauch-
    ten: »Ich muß Ihnen etwas sagen, Jörg. Heute nachmittag, gleich
    nach meiner Ankunft, zeigten sich bei mir ganz ähnliche Symp-
    tome, erst ein eigenartiger Geschmack im Mund, dann Ohrensau-
    sen und schließlich Atemnot. Ich hatte mich gerade umgezogen und
    war auf dem Weg nach draußen, um mir endlich wieder einmal den
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    Ku'damm anzusehen. An der frischen Luft ging es mir dann rasch
    besser. Sehen Sie da einen möglichen Zusammenhang?«
    Dieses neue Hotel war wie alle anderen der Sheraman-Kette

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