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Der Hügel des Windes

Der Hügel des Windes

Titel: Der Hügel des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmine Abate
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waren unter ihrem Männerhut herausgerutscht, der sie kaum im Zaum zu halten vermochte. Es war ein breitkrempiger Hut, der ihrem Mann gehört hatte und den sie als Schutz vor Sonne und Staub trug. Sie drückte den Sohn an sich und lächelte ihm zu.
    Zwei der Unbekannten kamen grüßend näher, außer Atem von dem langen und steilen Aufstieg: »Guten Tag, Signora. Wir müssen mit Euch reden.« Einer von ihnen war Carabiniere, das sah man gleich an der staubigen Uniform.
    Der dritte, obgleich der älteste von ihnen, lief ruckartig hierhin und dorthin. Ab und zu blieb er stehen, um denRossarco zu bewundern und seinen Duft einzuatmen. Er war groß und mager, setzte die Stiefel mit einer Natürlichkeit und ohne je zu straucheln auf die Schollen, als folge er einem vertrauten Pfad. Als Einziger schüttelte er der Signora die Hand. Ihr Lächeln jedoch erwiderte er nicht, sah ihr nur eine Sekunde lang in die Augen und sagte, indem er sich gedankenverloren über den weißen Spitzbart strich: »Sehr erfreut, Paolo Orsi«, ehe er mit der Begutachtung des Hügels fortfuhr, von dem er sichtlich fasziniert war, wie ein Verliebter. Er sprach mit lauter Polterstimme und auswärtigem Akzent. Sie erwiderte: »Ich bin Lina Dattilo, verheiratete Arcuri. Dieses Land gehört uns.«
    »Das wissen wir, Signora«, mischte sich der eleganteste und verschwitzteste der drei ein, der sich als Bürgermeister Gaetani vorgestellt hatte, ohne sein Dorf zu nennen. »Wir sind hier, weil Professor Paolo Orsi, ein berühmter Archäologe, auf Eurem Land Ausgrabungen vornehmen möchte. Er ist überzeugt, dass sich unter Euren Füßen viele antike Schätze verbergen, vielleicht die mythische Stadt Krimisa.«
    »Was redet Ihr denn da! Hier gibt es kein Krimisa, das ist der Rossarco, der wegen all der schönen roten Süßkleeblüten so heißt, die Ihr hier seht!«, sagte die Mutter mit erhobener Stimme.
    »Oben wachsen rote Blumen, doch darunter, wenn man gräbt ...«
    Die Miene der Frau verdüsterte sich. »Nein, das könnt Ihr nicht. Das ist unser Land. Ich gebe Euch keine Erlaubnis. Hier ist alles bepflanzt, Ihr ruiniert mir den Gemüsegarten, die Weinstöcke, das Getreide und den Rest, die Arbeit und den Schweiß vieler Jahre. Der Hügel gehört uns, Ihr könnt hier nicht graben und ihn zerstören. Außerdem ist hier druntergar nichts, nur harter Fels . Ich weiß das, denn ich hacke hier fast jeden Tag, seitdem mein Mann in die Verbannung geschickt wurde.«
    Der Junge hatte sich kein Wort des Gesprächs entgehen lassen, und obwohl er auf Seiten der Mutter war, bedauerte er doch, dass sie die Erlaubnis für Grabungen nicht geben wollte. Wer weiß, wie viele Schätze sich hier finden ließen! Unter ihnen war nicht nur harte Erde, da hatte die Mutter gelogen. Manchmal, wenn man an dem Abhang zum Meer hin grub, tauchten Scherben von antiken Vasen auf, Quadersteine, eine verrostete Messerklinge, und einmal hatten sie eine Terrakottastatue gefunden, einen schönen Frauenkopf mit welligen Haaren wie die der Mutter.
    Der Bürgermeister erhob ungeduldig die Stimme: »He, werte Frau! Wir sind nicht gekommen, um Eure Erlaubnis einzuholen, sondern um Euch freundlich darüber zu informieren. Wenn der Hügel von archäologischem Interesse ist, enteignen wir Euch nach dem Gesetz, und damit hat sich die Sache.«
    Warum wurde der elegante Mann plötzlich so ärgerlich? Hatte er gemerkt, dass sie log? Und was hatte der Carabiniere auf dem Rossarco zu suchen? Das Kind begriff es nicht. Es schmiegte sich noch enger an die Mutter, als wolle es sie verteidigen.
    Nun sprach der Ältere etwas abseits mit den zwei Männern, die sich daraufhin grußlos entfernten. Dann sagte er mit seiner überzeugenden tiefen Stimme: »Signora, machen Sie sich keine Sorgen, ich werde auf dem brachliegenden Abhang des Piloru graben, der zum Meer hinabführt. Zwei oder drei horizontale und vertikale Proben, dann sehen wir, so hoffe ich, ob meine Ahnung sich bestätigt. Wir werden wederBäume noch Reben ausreißen, keine einzige Getreideähre. Das verspreche ich Ihnen. Als Belohnung für Ihre Mitarbeit werde ich Ihnen eine angemessene Summe zahlen. Sie werden es nicht bereuen, das versichere ich Ihnen.«
    Ihr Mann hatte ihr vor seiner Abreise in die Verbannung eingeschärft, niemandem zu trauen: »In Scharen werden sie meine Abwesenheit ausnutzen und über den Hügel herfallen, um ihn sich unter den Nagel zu reißen, mit allen Mitteln«, hatte er ihr erklärt, in weiser Voraussicht dessen, was

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