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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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gut ausgebildete Krieger statt bewaffneter Bauern, aus denen sich unsere Armee hauptsächlich zusammensetzt. Und sie haben viel mehr Pferde als wir.“ Die Steigbügel fielen ihm ein. In Gedanken steckte er die Füße in Steigbügel, hob sich im Sattel und legte einen Pfeil auf die Bogensehne. Auf einmal stand ihm der ganze Ablauf vor Augen, das Zielen, die Anspannung der Armmuskeln, das Loslassen. Der Pfeil würde sein Ziel erreichen - dank der Steigbügel, die es ihm ermöglichten, den Bogen so viel ruhiger zu halten. „Als berittene Bogenschützen sind sie dreimal besser als wir“, fuhr er fort. „Wenn Baian wollte, könnte er mit dieser Truppe jederzeit die Grenze überrennen und wir hätten ihm nicht viel entgegenzusetzen. Meiner Meinung nach sind die Grenzfestungen entlang der Donau keine zwei Gold solidi mehr wert.“ Warum er so spät mit der Wahrheit über Baians Heer herausrückte, wusste er selbst nicht. Vielleicht, weil er sich über etwas Bestimmtes nicht im Klaren gewesen war. Aber auf einmal wusste er es: Der Awarenfürst verfügte noch über bedeutend mehr Männer. Gesehen hatte er nur die, die Baian in aller Eile zusammengezogen hatte.
    „Und jetzt gehabt euch alle wohl, ich reite heim.“
    Der Schreiber kritzelte eifrig.
    Gogo runzelte nachdenklich die Stirn, dann nickte er. Es schien Wittiges, als wollte er ihm noch etwas mitteilen oder weitere Fragen stellen. Aber auf das eine wie das andere war er so wenig erpicht, dass er unverzüglich den Raum verließ, die Unterkunft räumte, seine Männer zusammenrief und sich direkt auf den zweitägigen Heimweg machte. Im Rat hatte er offenkundig nichts mehr zu melden.
    2
    Die Synode wurde mit einem festlichen Gottesdienst eingeleitet, gefolgt von einem üppigen Mittagsmahl im Refektorium des benachbarten Klosters. Obwohl einige der Bischöfe nach dem Genuss des schweren Wein beim Verlassen der Tafel ein wenig schwankten, und sie sich vermutlich gern für ein Stündchen zurückgezogen hätten, beharrte Ragnemod, der Bischof von Paris, darauf, dass sich alle unverzüglich wieder in der Kirche versammelten. In der Zwischenzeit hatten Diener mit dünnen roten Tüchern bedeckte Holzbänke an beiden Seiten längs des Hauptschiffs der Kirche aufgestellt, sodass die Redner in der Mitte hin und her schreiten und sich der einen wie der anderen Seite zuwenden konnten. Die Synode sollte nicht dem Erlass neuer Gesetze dienen, sondern nur als Gerichtshof tagen - eine anstrengende Aufgabe, da es für gewöhnlich bei den zur Verhandlung anstehenden Fällen um Macht und Geld ging - und einen Konsens der gegnerischen Parteien finden. Mit den Vergehen von subalternen Priestern und Mönchen - dem Ungehorsam, den Messestechereien, der Hurerei und geringfügigen Diebstählen - würde man sich allerdings nur am Rand befassen.
    Da sowohl die Sitzkissen als auch -  wichtiger noch - an den Bänken die Rücklehnen fehlten, sah Ragnemod die schlimmsten Störungen der Synode gebannt: Kein Teilnehmer würde einschlafen, und alle Reden für oder gegen einen Angeklagten würden kurz ausfallen. Wie zu erwarten, setzten sich diejenigen, die schon in der Vergangenheit Allianzen gebildet hatten, auf die gleiche Seite. Ragnemod wählte seinen Sitz am Kopf der linken Fraktion, Gregor von Tours ihm gegenüber und alle wussten, was das zu bedeuten hatte: eine Kampfansage, sie waren nicht zum ersten Mal Gegner.
    Es roch nach dem Weihrauch, der einigen silbernen Räuchergefäßen entströmte, die zwei junge Mönche, die sich hinter den Bänken aufhielten, von Zeit zu Zeit schwenkten. Chilperich mochte den Geruch, aber nicht in dieser Intensität. Er hatte für sich einen Sitz aus weißem Marmor vor dem Chor aufstellen lassen, ein deutliches Zeichen seiner Macht. Neben dem Thron setzten zwei Krieger eine schlichte kleine Holztruhe auf einem Schemel ab und bezogen dahinter Posten.
    Chilperich wartete in einem Nebenraum, bis alle Bischöfe ihren Platz eingenommen hatten, und zog dann als letzter in die Kirche ein, schlicht gekleidet, um Demut vor Gott dem Herrn zu bekunden, aber mit einem breiten goldenen Kronreif auf dem Haupt.
    Erst einmal lauschte er Ragnemod, der seine Mitbrüder aufforderte, in sein Gebet um göttliche Erleuchtung und irdische Gerechtigkeit einzustimmen.
    Als gleich im ersten verhandelten Fall Kirchenbann und Exkommunikation gegen einen Priester verhängt wurden, der ganz offen heidnische Praktiken in seiner Gemeinde duldete,  ahnte Chilperich, was ihm selbst bevorstand. Er

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