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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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»Tagblatt« stand, und der Eugen hat einen roten Kopf bekommen und gesagt, dass der Redakteur wieder einen schlechten Tag gehabt haben muss… Einmal haben sie schier gar keine Ruhe mehr gegeben. Das war, als der Eugen angefangen hat, in den Wasserlöchern oben an der Lauter herumzustochern, er hat nämlich geglaubt, dort hätten sie im Krieg Nazigold versenkt.«
    »Und«, fragt Kuttler, »hat er welches gefunden?«
    Sonja kichert. »Wenn, kann es nicht viel gewesen sein. Aber der Jäger hat’s ihm dann verboten. Wenn er ihn noch einmal an einem der Wasserlöcher erwischt, hat er gesagt, dann verpasst er ihm einen Posten Schrot in den Hintern.«
    »Und der Herr Hollerbach ist dann nicht mehr zu den Wasserlöchern gegangen?«
    Sonja hebt die Schultern. »Das weiß ich nun wirklich nicht.« »Raue Sitten«, meint Kuttler. »Wer hat denn hier die Jagd?« »Das ist der Neuböckh, der Landmaschinenhändler. Seine Werkstatt haben Sie sicher schon gesehen, sie liegt gleich links, wenn Sie ins Dorf kommen.«
    Kuttler notiert sich ein paar Stichworte. Noch ein Jäger des versunkenen Schatzes. Wenn das die Zeitung mit den großen Buchstaben spitzkriegt, dreht Englin hohl. »Hollerbach hat doch auch fotografiert«, sagt er dann, mehr zur Ablenkung. »Hat er da manchmal Geld bekommen? Für Aufnahmen in einem Prospekt zum Beispiel?«
    »Dass er fotografiert hat, weiß ich schon«, antwortet Sonja schnippisch. »Mich geht das nichts an.«
    Das soll ich dir mal glauben, denkt Kuttler. »In der Wirtschaft hat man doch auch über ihn gesprochen und darüber, wovon er eigentlich gelebt hat? So ganz klar war das ja nicht.«
    »Ach! Da ist er nicht der Einzige, bei dem das nicht so ganz klar ist«, antwortet Sonja und betrachtet ihn aus haselnussbraunen Augen.
    »Ist schon einmal von Fremden nach ihm gefragt worden? Dass ihn jemand gesucht hat oder wissen wollte, wo er wohnt?«
    »Warum fragen Sie so, wenn Sie es doch wissen? Ich hab das ganz vergessen, Ihrer Kollegin zu sagen, aber sie hat auch nicht danach gefragt. Jedenfalls war vorgestern einer da, am frühen Abend war das, so ein Dunkelhaariger, den sie Paco rufen, ich glaub, er fährt für den Neuböckh… Er hat mich gefragt, ob der Fotograf schon da war.«
    »Und was haben Sie gesagt?«
    »Dass ich nicht weiß, wen er meint«, antwortet Sonja schnippisch. »Da könnte ja jeder kommen und uns ausfragen, wir sind doch eine Gastwirtschaft und nicht die Auskunft.«
    »Der war nicht gut aufgelegt, dieser Mann, der nach Hollerbach gefragt hat?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Plötzlich haben die haselnussbraunen Augen einen sehr kühlen Ausdruck. »Und für uns ist Kundschaft immer gut aufgelegt. Auch wenn sie nur ein Spezi bestellt. Er ist dann gegangen, lange bevor der Eugen gekommen ist. Vielleicht war das auch besser so. Paco ist ein Kerl mit ordentlich Muckis« – sie hebt die rechte Hand und ballt sie spielerisch zur Faust, um den Bizeps hervorspringen zu lassen – »also schon einer, der Ärger machen kann, falls es das ist, wonach Sie gefragt haben.«
    Ein nachsichtiger Blick streift die schmalen Schultern Kuttlers.
     
     
    Tamar geht durch die kleine Stadt. Ein Schnellimbiss nennt sich nach »Bienzle«, Tamar schüttelt den Kopf. Das hat der Kollege nicht verdient. Dann biegt sie ab und kommt zu der Gastwirtschaft, in der Carmen arbeiten soll. Durch angestaubte Fenster ahnt sie Neonlicht über dem Tresen.
    Die Wirtshaustür öffnet sich in einen niedrigen Schankraum. Braune Vorhänge und angegraute Stores behüten den vor sich hin dämmernden Nachmittag. Schirmlampen hängen über den braun gedeckten Tischen mit ihren Plastikblumen, Bierdeckelhaltern und Salzstreuern.
    An einem Tisch gegenüber der Theke hocken Männer, zwei in Arbeitskluft und ein dritter in einem Jackett, das zu große Karos hat, und unterhalten sich mit der blassgesichtigen Bedienung, die an der Theke lehnt. Trotz der schwarzen Mähne kann die Bedienung kaum die eigentlich ganz nette Carmen sein, vermutet Tamar. Es sei denn, Hollerbach hätte sein Waschküchen-Atelier schon vor gut dreißig Jahren eröffnet. Tamar setzt sich an einen der freien Tische, neben ihr ist ein Geldspielautomat in die Wand eingelassen, einer von der Sorte, von der sie gar nicht wusste, dass es sie noch gibt. Ihr Blick fällt auf ein Bild im gnadenlos heiteren Volksgeschmack, ein apoplektischer Mönch läuft über Kopfsteinpflaster, eine von Wasser triefende Kappe in der Hand, im Hintergrund ist der Blautopf zu ahnen

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