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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Täterschaft dieses Paco Adler glauben, müssten wir natürlich den Dingen nachgehen, für die sich der Herr Hollerbach sonst so interessiert hat: Da ist zum Beispiel diese alte Geschichte um das Haus, in das Sinti einziehen sollten und das vorher abgebrochen worden ist. Die politischen« – sie sucht nach dem passenden Wort – »die politischen Implikationen, die eine solche Richtung unserer Ermittlungen nach sich ziehen würde, brauche ich Ihnen nicht auszumalen.«
    »Politische Implikationen«, ahmt Desarts sie nach, »wie elegant Ihnen das von der Zunge geht! Sie könnten noch Karriere machen … Aber ich habe nichts dagegen, von mir aus kann der Fall Implikationen haben wie Berndorfs neuer Hund Flöhe, ganz im Gegenteil, vielleicht beschleunigt das meine Pensionierung, bei Berndorf hat so etwas ja auch geholfen …« Er zieht das Telefon zu sich her. »Sie wollten einen Haftbefehl gegen den Herrn Adler? Wie sagte Lessings Prinz, als es ein Todesurteil zu unterschreiben gab …? Recht gern, nur her geschwind! Wegen Totschlags, nehme ich an.«
    Tamar nickt ergeben.
     
     
    Eine ganze Weile gehen Berndorf und Ringspiel nun schon schweigend nebeneinander her. Der Weg verlässt die Wacholderheide, sie kommen in einen Buchenwald, Ringspiel muss noch einmal eines der rot-weißen Schilder auswechseln. Durch die gelichteten Kronen der Buchen hindurch sieht Berndorf, dass der Himmel grau-diesig geworden ist. Das Ziehen in seinem linken Bein ist stärker geworden.
    »Wir gehen einen kürzeren Weg zurück«, sagt Ringspiel und wirft einen prüfenden Blick auf Berndorf, während er sein Werkzeug einpackt. Dann schlägt er einen Pfad ein, der an einer Schonung vorbei steil abwärts und wieder nach Südosten führt. Felix und Berndorf folgen, denn der Pfad ist so schmal, dass sie hintereinander gehen müssen.
    Schließlich gelangen sie auf einen grasbestandenen Waldweg, auf dem Fahrspuren zu erkennen sind. In einer halb vertrockneten Pfütze findet sich der frische Abdruck eines Reifenprofils. Ein Geländewagen, vermutet Berndorf. An der Einmündung auf den Waldweg hält sich Ringspiel nach rechts.
    »Da drüben geht’s zu einer Jagdhütte«, erklärt er. »Das gehört hier schon zum Revier Lauternbürg.«
    Ein wenig Gesprächsstoff kann nicht schaden, und so fragt Berndorf, wer der Pächter sei.
    »Das ist der Neuböckh«, antwortet Ringspiel. »Er hat einen Handel mit Landmaschinen, vielleicht haben Sie es gesehen, als Sie hergefahren sind.«
    Berndorf nickt. »Ein Einheimischer also. Irgendwer hat mal behauptet, die Jagden hier seien alle an Zahnärzte aus Stuttgart verpachtet.«
    »Das ist auch nicht mehr so, dass von den Stuttgartern jeder Preis geboten wird«, meint Ringspiel. »Übrigens war die Jagd lange an einen Auswärtigen vergeben. Zum Schluss hat sich das nicht mehr so bewährt. Das tut ja nicht so besonders gut, wenn der Jäger alle drei Wochen einmal mit dem Landrover vom Flughafen Echterdingen dahergefahren kommt, um nach seinem Revier zu sehen.«
    »Zahnärzte sind nun mal viel beschäftigte Leute.«
    »Das war kein Zahnarzt«, kommt die Antwort. »Es war ein Beamter aus Bonn, aus irgendeinem der Ministerien dort. Er hatte die Pacht auch nur, weil er sie von seinem Vater übernommen hatte. Der war mal hier Landrat gewesen, als es noch den Kreis Wintersingen gab …«
    »Ja so«, sagt Berndorf, und eigentlich wundert es ihn auch nicht weiter. Dass dem Landrat Dr. Eberhard Autenrieth die Gemeinde Lauternbürg besonders am Herzen gelegen hat, ist ihm jetzt schon ein paarmal aufgefallen.
    »Das war der alte Autenrieth, dieser Landrat? Und wann hat der Sohn die Jagd dann zurückgegeben?«
    Ringspiel hebt unterm Gehen die Hand, als müsse er etwas abschätzen. »Wann ist der Constantin ins Ausland gegangen? Das ist nun auch schon neun oder zehn Jahre her …«
    »Sie kannten ihn?« Sag jetzt nicht, den haben viele gekannt. »Der war damals, als sein Vater Landrat war, oft bei uns im Dorf. Er hat sogar hier eine Pfadfindergruppe gegründet, ich war auch dabei.« Er wirft einen fast verschämten Blick auf Berndorf. »Das war damals etwas Besonderes. In den Dörfern hatten die jungen Leute bis dahin nichts anderes gekannt, als dass sie auf dem Hof schaffen mussten, schon die Schulkinder mussten das… Als Erstes hat er uns Schwimmen beigebracht, kaum eines von uns Bauernkindern konnte das damals, können Sie sich das vorstellen?«
    Berndorf versucht es. Der Gymnasiast und die halbwüchsigen Bauernjungen,

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