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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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du, als wüsste sie irgendetwas, das ich nicht wusste… Warum es mich so aufregte, kann ich nicht sagen; aber aufregen tat es mich! Jedes Mal! Schreiend vor Entsetzen wachte ich immer auf, und mein altes Kindermädchen sagte dann: ›Aha! Master Dickie hat wieder einmal seinen alten Zigeunertraum gehabt!‹«
    »Hast du irgendwann einmal etwas mit richtigen Zigeunern erlebt?«
    »Das war erst viel später. Aber auch das war komisch. Ich war hinter meinem kleinen Hund her, der weggerannt war. Erst lief ich durch das Gartentor und dann einen Waldweg entlang. Damals wohnten wir nämlich in New Forest, weißt du. Schließlich kam ich auf eine Art Lichtung, und über einen kleinen Fluss führte eine Holzbrücke. Und genau vor der Brücke stand eine Zigeunerin – mit einem roten Tuch um den Kopf –, genau wie in meinem Traum. Und ich bekam sofort einen entsetzlichen Schrecken! Sie sah mich an, verstehst du… Mit genau demselben Blick – als wüsste sie irgendetwas, das ich nicht wusste, und als machte es sie traurig… Und dann sagte sie ganz ruhig, und dabei nickte sie mir zu: ›Ich an deiner Stelle würde nicht hinübergehen.‹ Den Grund kann ich dir nicht sagen, aber ich erschrak jedenfalls fast zu Tode. An ihr vorbei rannte ich auf die Brücke. Wahrscheinlich war sie morsch. Jedenfalls stürzte sie ein, und ich fiel in den Fluss. Die Strömung war ziemlich stark, und beinahe wäre ich ertrunken. Gemein, wenn man fast ersäuft. Ich habe es nie vergessen. Und ich hatte das Gefühl, dass es mit der Zigeunerin zu tun hatte…«
    »Genaugenommen hat sie dich doch vorher gewarnt?«
    »So kann man es wahrscheinlich auch ansehen.« Dickie verstummte und fuhr dann fort: »Diese Geschichte von meinem Traum habe ich dir nicht erzählt, weil er etwas mit dem zu tun hat, was später passierte – wenigstens glaube ich es nicht –, sondern weil mein Traum der Ausgangspunkt ist. Sicher verstehst du jetzt, was ich mit ›Zigeunergefühl‹ meine. Dann will ich dir vom ersten Abend bei den Lawes erzählen. Ich war damals gerade von der Westküste gekommen. Ein komisches Gefühl war es, wieder einmal in England zu sein. Die Lawes waren alte Freunde meiner Eltern. Als ich ungefähr sieben war, hatte ich die Mädchen zum letzten Mal gesehen; aber der junge Arthur war ein guter Freund von mir, und als er gestorben war, schrieb Esther immer an mich und schickte mir Zeitungen. Mordsmäßig lustige Briefe schrieb sie! Und immer versuchte sie, meine Laune aufzubessern. Wenn ich doch nur mehr Talent zum Schreiben gehabt hätte! Jedenfalls war ich verdammt gespannt, sie endlich wiederzusehen; irgendwie war es schon komisch, ein Mädchen nur durch Briefe und sonst gar nicht zu kennen. Jedenfalls fuhr ich als Erstes zu den Lawes. Als ich ankam, war Esther gerade nicht da, wollte jedoch abends wieder zurück sein. Beim Abendbrot saß ich neben Rachel, und als ich mir die anderen ansah, die noch am Tisch saßen, überkam mich ein komisches Gefühl. Ich bemerkte, dass irgendjemand mich beobachtete, und das störte mich irgendwie. Dann sah ich sie…«
    »Wen?«
    »Mrs Haworth – von der erzähle ich doch die ganze Zeit.«
    Macfarlane lag es auf der Zunge zu sagen: Und ich dachte, du erzähltest von Esther Lawes. Aber er schwieg, und Dickie berichtete weiter.
    »Irgendetwas war bei ihr ganz anders als bei den übrigen. Sie saß neben dem alten Lawes – mit gesenktem Kopf hörte sie ihm aufmerksam zu. Um den Hals hatte sie irgendetwas aus diesem roten Seidenzeug. Wahrscheinlich war es ein bisschen ausgefranst; jedenfalls sah es so aus, als flackerten hinter ihrem Kopf lauter kleine Flammen… Ich fragte Rachel: ›Wer ist die Frau da drüben? Die Dunkle mit dem roten Tuch?‹
    ›Meinst du Alistair Haworth? Ein rotes Tuch trägt sie zwar – aber sonst ist sie blond, sehr blond sogar.‹
    Und das stimmte – verstehst du? Ihr Haar war von einem hinreißend hellen und leuchtenden Blond. Trotzdem hätte ich schwören können, dass sie schwarzes Haar hatte. Komisch, wie sogar die Augen einem einen Streich spielen können… Nach dem Abendbrot machte Rachel uns bekannt, und wir gingen im Garten auf und ab. Wir sprachen über Seelenwanderung…«
    »Nicht ganz dein Spezialgebiet, Dickie!«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber ich weiß noch, dass ich sagte, ich hielte es für eine ziemlich vernünftige Erklärung, wenn man irgendwelche Leute von irgendwoher zu kennen glaubte – als wäre man ihnen schon einmal begegnet. Sie sagte: ›Sie meinen

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