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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wahrscheinlich tut sie das auch. Aber eine Überanstrengung oder ein Schock können eine fatale Wirkung haben.« Er schnalzte mit den Fingern. »Sie muss ein ruhiges Leben führen. Keinerlei Aufregung! Keine Anstrengung. Sie soll möglichst nicht anfangen zu grübeln und nachzudenken. Sie muss heiter bleiben und möglichst viel Zerstreuung haben.«
    »Zerstreuung«, sagte Charles Ridgeway geistesabwesend.
    Er war ein junger Mann mit eigenen Gedanken. Er glaubte auch, dass man seine privaten Absichten fördern müsse; wo immer möglich.
     
    Am Abend schlug er seiner Tante den Erwerb eines Radioapparates vor.
    Mrs Harter, die bereits durch den Gedanken an den Lifteinbau ernstlich aufgebracht war, zeigte sich zerstreut und abgeneigt. Sie war altmodisch und hatte sich von jeher gegen die Anschaffung eines Radios gesträubt.
    »Du weißt, dass ich dieses Zeug nicht mag«, sagte Mrs Harter kläglich. »Diese Wellen, weißt du – die elektrischen Wellen… Sie haben eine Wirkung auf mich.«
    Überlegen, doch freundlich setzte Charles ihr auseinander, wie rückständig sie sei. Er sprach geduldig, schmeichelte ihr und begann sie langsam zu überzeugen.
    Mrs Harter, deren Kenntnisse von diesem »Zeug« völlig unzureichend waren, hielt zunächst dennoch an ihrer Meinung fest. Sie blieb weiterhin skeptisch und zeigte sich wenig begeistert.
    »Diese Elektrizität«, murmelte sie furchtsam. »Charles, du kannst sagen, was du willst, auf manche Leute hat sie eine unangenehme Wirkung. Ich zum Beispiel habe vor einem Gewitter stets heftige Kopfschmerzen. Ich weiß das.«
    Sie nickte triumphierend. Charles war ein geduldiger junger Mann. Er war auch beharrlich.
    »Meine liebe Tante Mary«, sagte er, »ich werde dir das Ganze nochmal genau erklären.«
    Auf diesem Gebiet kannte er sich einigermaßen aus. Er lieferte eine kleine Vorlesung über das Thema und redete sich immer mehr in Begeisterung, indem er von Hochfrequenzen, Kondensatoren, Verstärkern, Antennen und Transistoren und so weiter sprach…
    Mrs Harter ertrank in einem Meer von Worten, widerstandslos ergab sie sich.
    »Na schön, Charles«, murmelte sie, »wenn du wirklich meinst…«
    »Meine liebe Tante Mary«, sagte Charles begeistert. »Das ist genau das Richtige für dich, damit du dich nicht langweilst oder gar den Kopf hängen lässt.«
     
    Der von Dr. Meynell verschriebene Lift wurde kurze Zeit danach eingebaut und hätte fast den Tod für Mrs Harter bedeutet, denn wie viele alte Damen hegte sie einen tiefen Widerwillen gegen fremde Männer in ihrem Haus. Sie verdächtigte alle samt und sonders, es auf ihr altes Silber abgesehen zu haben.
    Nach dem Lift wurde der teuerste Radioapparat angeschafft. Mrs Harter stellte ihn allerdings nicht an. Charles musste seine ganze Beredsamkeit aufwenden, um die Tante damit zu versöhnen. Er drehte an den Knöpfen und hielt erneut einen längeren Vortrag. Mrs Harter saß in ihrem hohen Lehnsessel, geduldig und höflich, doch in der festen Überzeugung, dass dieses neue Gerät reiner Unsinn sei.
    »Hörst du, Tante Mary – das ist Berlin! Ein wunderbarer Empfang…«
    Mrs Harter lauschte lächelnd.
    Charles drehte weiter.
    »London«, sagte er jetzt. Musik erklang.
    »Ach, wirklich?« fragte Mrs Harter ein wenig interessiert.
    Charles schaltete einen anderen Wellenbereich ein, und ein unirdisches Geheul schallte durch den Raum.
    »Jetzt scheinen wir in einen Hundezwinger geraten zu sein«, meinte Mrs Harter, die sich bis ins hohe Alter eine gewisse Portion Humor bewahrt hatte.
    Charles lachte. »Das macht Spaß nicht wahr, Tante Mary? Das war lustig!«
    Mrs Harter konnte nicht umhin, über ihn zu lächeln. Sie mochte ihn recht gern. Einige Jahre lang hatte eine Nichte, Miriam Harter, mit ihr zusammengelebt. Mrs Harter hatte die Absicht gehabt, das Mädchen als Erbin einzusetzen, aber Miriam hatte sie enttäuscht. Sie war ungeduldig gewesen und hatte sich allzu deutlich in der Gesellschaft ihrer Tante gelangweilt. Ständig war sie, wie die Tante es nannte, »bummeln« gegangen. Schließlich hatte sie mit einem jungen Mann angebandelt, den ihre Tante missbilligte. Miriam war daraufhin zu ihrer Mutter zurückgeschickt worden – mit einem kurzen Schreiben, ganz so, als sei sie Ware gewesen, die man zur Ansicht gehabt hatte. Später hatte Miriam den jungen Mann sogar geheiratet, und Mrs Harter hatte ihr ein paar Taschentücher geschickt, dann nochmal ein Spitzendeckchen zu Weihnachten.
    Nachdem sich die Nichte als Enttäuschung

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