Der Hundeknochen
sind Bilder von ihm, alles schon vorbereitet. Sie können loslegen.«
»Was dagegen, wenn ich vorher noch das Brötchen zu Ende esse?«
15.
Die Woche fing gut an. In meiner Reisetasche steckten ein Flugschein nach Ibiza, Fotos von Werner Stoll und meine Kamera sowie weitere wichtige Gegenstände, die ich für meinen ersten Mittelmeereinsatz unbedingt benötigte: Badehose, Sonnencreme und ein deutsch-spanisches Wörterbuch.
Elmar Mogge war gerüstet.
Vor meinem Abflug mußte ich jedoch noch telefonieren. Mein erster Anruf ging ins Polizeipräsidium.
»Kurt, ich möchte dich nur ein bißchen neidisch machen. Ich bin auf dem Weg nach Süden.«
»Mit wem? Wie heißt sie?«
»Arbeit, Kurt, Arbeit.«
»Du hast es gut, kannst dir den Arbeitsplatz aussuchen.«
»Paß auf, ich habe dir ein Päckchen ins Haus geschickt. Packe es vorsichtig aus, und sieh zu, daß die Kinder nicht damit spielen.«
»Eine chinesische Vase?«
»Nein, ein Hundehalsband. Es wäre schön, wenn du es bei Gelegenheit ins Labor geben könntest.«
Ich hörte ihn fluchen.
»Bei Gelegenheit, Kurt, bei Gelegenheit«, beschwichtigte ich ihn. »Laß es überprüfen, zusammen mit anderen Dingen aus einem deiner zahllosen Fälle, mit denen du überlastet bist; irgendwann, es eilt nicht. Ich bin ja erst mal weg. Die Flasche Kognak, die ich dir mitbringe, hat selbstverständlich nichts damit zu tun.«
Mitten in einen erneuten Ausbruch von Verwünschungen hängte ich ein.
Dann wählte ich die Nummer des Schuhgeschäfts.
»Gu’n Mor’n, was kann ich für Se tun?« gähnte es mir aus dem Hörer entgegen.
Ich hatte gehofft, Judiths muntere Stimme zu hören. Nun mußte ich erklären und lügen, bis ich dann erfuhr, daß Judith nur zur Aushilfe in dem Geschäft arbeitete. Daraufhin rief ich ihre Privatnummer an. Es hob niemand ab.
Mit meinem letzten Anruf war ich auch nicht viel erfolgreicher. Bei der PSB hieß es, Salm sei nicht im Hause und man wisse auch nicht, wann er wiederkäme. Da ich mich nicht (durch Hartnäckigkeit verdächtig machen wollte, gab ich es auf. Was ich Salm mitzuteilen hatte, nämlich daß ich ihn für ein ausgemachtes Schlitzohr hielt, das würde seine Gültigkeit behalten. Ich würde ihm nach meiner Rückkehr gehörig die Meinung sagen.
Auf dem Weg zum Flughafen Düsseldorf-Lohausen hielt ich kurz bei meiner Bank, kaufte ein Bündel Pesetenscheine und reichte Salms Scheck ein. Ich tat es mit gutem Gewissen. Mein Groll auf Salm war so groß, daß ich sogar bedauerte, den Scheck nicht höher ausgeschrieben zu haben.
Die Maschine hob ab, und ich entspannte mich. Über den Wolken verflüchtigte sich auch meine Enttäuschung, Judith nicht mehr erreicht zu haben.
Bei der Ankunft auf Ibiza goß es in Strömen. Ein eiskalter Wind wehte. Da stand ich in meinen flatterigen Leinenhosen und fror. Ein Taxi brachte mich vom Flughafen zur Stadt Ibiza, vorbei an vielen Urlauberhotels, wenigen Mandelbäumen und einigen Windmühlen mit zerbrochenen Flügeln. Von der ›weißen Insel‹, wie sie in Reiseprospekten genannt wird, war ich zunächst einmal enttäuscht. Später, als ich die Altstadt mit ihren eindrucksvollen Festungsmauern und der ockerfarbenen Kathedrale hoch oben auf dem Stadthügel sah, fiel mein Urteil schon milder aus.
Im erstbesten Laden auf der Flanierstraße Vara de Rey kaufte ich einen Pullover, der zwar wärmte, aber auf der Haut kratzte und mich nach den ersten Regentropfen in den Geruch eines Schafbocks hüllte. So richtig bewußt wurde mir das allerdings erst, als ich in der Bar des Hotels Montesol einen Milchkaffee trank und die anderen Gäste die Nase rümpften. Das hätten sie wohl ohnehin getan, denn sie waren alle sehr schick bis exotisch gekleidet und sonnengebräunt, und nur ich sah bleich und zudem, was anscheinend am schlimmsten war, wie ein Tourist aus.
Die nächste Fähre nach Formentera, so erfuhr ich, ginge erst in zwei Stunden. Es war noch Vorsaison. Vor dem Geruch aus dem Hafenbecken, der noch übler war als der meines Pullovers, floh ich in die Oberstadt. Die Modelädchen und die meisten Restaurants hatten noch geschlossen. Ich trabte durch winklige Gassen, über uraltes Kopfsteinpflaster und ausgetretene Steinstufen. Ich konnte mir vorstellen, daß die verschachtelten, kubenförmigen, weißen Häuser im Sonnenschein malerisch aussahen. Jetzt im Nieselregen wirkten sie grau und ziemlich heruntergekommen.
Der nächste heftige Schauer trieb mich in ein Museum. Es war vollgestopft mit
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