Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
Tasten mit seinen zitternden Fingern
drücken konnte.
Schon fünf Minuten nachdem er die Nachricht
abgeschickt hatte , kam die prompte Antwort: »Klar ...
gerne. Dann morgen um sieben auf dem Rathausplatz. Freu mich. Kuss.«
Wahrscheinlich war sie nur deshalb so flexibel, weil sie bereits einen anderen
zahlungskräftigen Kunden für Samstag in petto hatte.
»Egal«, dachte Martin lachend, »der Kerl kann lange
auf dich warten.«
***
Wegner und Hauser wollten gerade Feierabend machen,
als Frank Müller den Kopf zur Tür hereinsteckte. »Herr Hauptkommissar. Ab
Montag bin ich erst einmal bei der Sitte eingeteilt. Wenn Sie nichts dagegen
haben, dann mach ich morgen frei.«
Wegner stand auf, ging auf den scheidenden Kollegen
zu und reichte ihm die Hand entgegen. Verdutzt griff Müller danach. »Ich wünsch
Ihnen viel Glück in der neuen Abteilung - alles Gute für Sie.«
Noch immer stand Frank Müller mit offenem Mund vor
seinem Chef. »Ja ... äh ... danke. Ich hab noch einen Karton mit Hinweisen auf
meinem Schreibtisch. Ich hab sie alle durch ... in meinen Augen nur wertloser
Kram.«
»Was ist denn nun mit unserem Kneipenbummel? Ein
bisschen müssen wir deine Hochzeit doch wohl feiern, Manfred.« Hauser drängte
schon seit einer halben Stunde zum Aufbruch.
»Aber nicht dass du mich in irgendeinen
Schwulenladen zerrst.«
»Du bist wirklich ein Arschloch, Manfred - aber ein
nettes.«
»Erinnere mich morgen bitte daran, dass ich mir
Müllers Karton mal ein wenig genauer anschaue. Wenn der Hinweise als wertlos
einstuft ...«
Kapitel 25
Nervös und aufgekratzt wanderte Martin Schiller
schon gute zwei Stunden durch die Innenstadt. Egal, vor welchem der Schaufenster
er stehenblieb, von den dort ausgestellten Waren bekam er ohnehin kaum etwas
mit. Viel zu sehr fixierten sich seine Gedanken auf Sandy. Seine Hände waren
verschwitzt. Die Beine so weich, dass er kaum stehen konnte. Schon seit gestern
Abend, nachdem er endlich sein Hotel erreicht hatte, konnte er an fast nichts
Anderes mehr denken.
Es war noch knapp eine Stunde, bis sie sich endlich
auf am Rathausmarkt treffen würden. An einem Kiosk stach ihm eine Titelseite
ins Auge: »Morgen ist Samstag - der Tag des Hurenkillers«, titelte das Blatt
reißerisch in riesigen Lettern. Martin kaufte sich einen Kaffee und dazu die
Zeitung. Auf einer kleinen Bank angekommen schlug er sofort das Blatt auf und
studierte kopfschüttelnd die Gerüchteküche, rund um seine Taten: Die
ermittelnden Beamten seien sich sicher, dass der Hurenkiller auch an diesem
Wochenende zuschlagen würde. Zumindest spräche nichts dagegen. Immer
hemmungsloser und brutaler entwickelten sich die Taten dieses verrückten Mörders.
Man sei jedoch zuversichtlich, schon in Kürze seiner habhaft werden zu können.
»Was die da so sicher macht?«, flüsterte Martin
Schiller leise und lachte in sich hinein.
***
Das Revier leerte sich langsam. Viele der Kollegen
entschwanden in ihr wohlverdientes Wochenende. Die Stimmung auf der Wache
wirkte entspannt - fast fröhlich. Man rechnete mit gutem Wetter und die meisten
freuten sich auf ein paar freie Tage ohne Unfälle, Ladendiebstähle und Omas
vermisste Katze.
Nur die Beamten der Mordkommission arbeiteten
unverändert mit Hochdruck. Wegner hatte für den frühen Abend ein Treffen aller
Mitarbeiter angeordnet. Es galt den nächsten Tag zu planen und die, ohnehin
zahlenmäßig stark begrenzten Kräfte, sinnvoll zu verteilen.
Als Wegner den Konferenzraum betrat, wurde es
schnell ruhig. Jeder der Kollegen wusste nur zu gut, dass der Hauptkommissar es
nicht mochte, lange warten zu müssen. Er plante, ordnete an und setzte voraus,
dass man seine Anweisungen penibel genau erfüllte. Die Polizeiarbeit, so
erklärte er es oft genug, ist kein Rätselraten oder blinder Aktivismus.
Vielmehr gelte es Spuren und Fakten zu sichern, diese auszuwerten und
entsprechend darauf zu reagieren.
»`N Abend Kollegen.« Wegner wirkte nachdenklich,
sogar ein wenig nervös. »Die Hinweise sind unverändert dünn. Wir werden am
morgigen Tag in erster Linie Präsenz zeigen.«
»Die Profiler haben das Bild vom Täter noch einmal
verfeinert. Sie meinen, dass wir nach einem Außenseiter Ausschau halten sollen.
Vielleicht ein behinderter oder sehr kleiner Mann«, warf einer der
Gruppenleiter in den Raum.
»Was ich von diesen studierten Affen halte, das
wisst Ihr. Außerdem können wir ja nicht jeden Rollstuhlfahrer oder Zwerg
verhaften.«
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