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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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darum. Die Kette war aus Silber, das Amulett nur billiges Blech, und die Jahre hatten ihm derart zugesetzt, daß Magdalenas Kopf mit dem Heiligenschein kaum zu erkennen war.
    Das Amulett hatte Rosi ihm vor langer Zeit schon schenken wollen. »Nimm's, Steffen«, hatte sie gesagt, als er nach Hamburg fuhr, um seine erste Stelle anzutreten. »Das kannste brauchen, wenn du jetzt Doktor wirst. Die Magdalena hilft.«
    Er hatte den Kopf geschüttelt. »Das ist deine Magdalena. Und wenn sie hilft, mußt du sie behalten.«
    Sie hatte nicht geholfen …
    Stefan fuhr nun noch langsamer. Es wurde schwer, sich auf die Autobahn und den Verkehr zu konzentrieren. Auch der Wagen litt. Er heulte im zweiten Gang. Stefans Augen brannten, und sein Herz begann wieder zu schmerzen. Der Himmel blieb grau.
    Dann trafen die ersten Tropfen die Windschutzscheibe. Wie gestern, dachte er. Und: Vielleicht gehört Regen zu Beerdigungen – genauso wie die Trauerweiden und Lebensbäume …
    Vor ihm stieg etwas Blaues, Schwankendes auf, schwenkte nach links, wuchs zur Größe einer Kinoplakatwand auf: ein holländischer Fernlaster. Der LKW kam aus Utrecht. Die riesigen gelben verdreckten Buchstaben sprangen Stefan förmlich an.
    Er trat auf die Bremse. Beinahe hättest du das blöde Ding gerammt! Raus hier, bloß weg! Fahr in die Abzweigung, die zum Parkplatz führt …
    Stefan atmete tief durch, steuerte den Wagen vorsichtig, als fahre er nicht über sandbestreuten Asphalt, sondern über Glas, hielt an, zog den Schlüssel ab, öffnete die Tür: Regen, trauergrauer Regen …
    Er stieg aus, holte den Mantel von der Rückbank und zog ihn an.
    Dann ging er zu den drei nassen Aussichtsbänken hinüber und setzte sich auf die erste. Vor ihm lag eine Böschung, dann kam ein Rapsfeld. Eine Hintergrundkulisse gab's auch: irgendwelche weich abgeschliffenen Bergschatten hinter einem silbernen Regenvorhang. Und ein blinkendes Licht. Es zuckte. Kein Sinn, kein Rhythmus schien in diesem Flackern. Es war nichts als ein nervöses Lichtauge, das Stefan eine Botschaft zublinken wollte. Nur – die Botschaft interessierte ihn nicht.
    Er legte den Kopf in den Nacken und überließ das Gesicht dem Regen. Er rann durch Stefans Haare und war kühl und tat irgendwie gut. Und noch angenehmer war die große Leere, in der Stefans Trauer langsam versank.
    Wie lange er so saß – er wußte es nicht. Doch die Imprägnierung seines Mantels wollte der Nässe nicht mehr standhalten. Stefan spürte es feuchtkalt auf den Schenkeln, stand auf, zog den Mantel aus und warf ihn in den Wagen, und als er darin saß, sich nach vorn beugen wollte, um den Zündschlüssel zu drehen, überfiel ihn ein präzises, völlig realitätsnahes Gefühl, nicht allein zu sein.
    Stefan blieb in seiner Haltung, betrachtete die Regentropfen auf der Windschutzscheibe und war hilflos vor dem Wissen: Rosi! Und sie sitzt neben dir. Direkt neben dir. Jawohl, sie ist da …
    In einem dieser sonderbaren Traktätchen, die sich mit dem Leben nach dem Sterben beschäftigen, hatte Stefan gelesen, daß die Seelen Verstorbener sich nur schwer von den Orten, die sie kennen, und von den Menschen, die sie lieben, zu lösen vermögen. War es das?
    Stefan schaltete den Scheibenwischer an, ließ den Motor anspringen, steuerte den Wagen der Ausfahrt entgegen und vernahm Rosis Stimme: Steffen, hörte er.
    Er fuhr ganz langsam.
    Steffen, das is' doch nicht schlimm … Steffen, du hast mir doch so geholfen …
    Wirklich? Dachte er es? Flüsterte er es?
    Steffen, du mußt was essen … Gestern haste nichts gegessen. Steffen, du bist ja viel zu schwach …
    Dann war es still.
    Du mußt was essen, Steffen …
    Nach fünf Kilometern leuchteten aus dem verschmierten Grau die Neonreklamen und Tiefstrahler einer Tankstelle und eines Rasthauses. Stefan bog ab und parkte. Es hatte aufgehört zu regnen. Er legte beide Hände auf das Dach des Wagens und streichelte das nasse Blech, als streichle er die Haut eines Menschen.
    Er betrat den Gastraum, bestellte irgend etwas, aß irgend etwas und ging anschließend zu der kleinen Verkaufsstelle neben der Eingangstür und verlangte eine Flasche Korn und ein Päckchen Pfefferminzbonbons.
    Als er die Wagentür wieder aufschloß, bemerkte er, daß Rosi noch immer da war. Vielleicht war ihre Präsenz nicht mehr so eindringlich, so nahe wie zuvor, doch es gab sie. Nur – sie sprach nicht mehr …
    »Rosi?« fragte er halblaut.
    Es kam keine Antwort.
    Stefan nahm einen Schluck von dem Korn und fuhr

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