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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Motor hören.
    Er ließ das Gewehr auf dem Stamm liegen und schob sich hoch.
    Der Nebel hatte jetzt den Hang erreicht, floß über die hohe Fichte hinweg, ließ seine milchig weißen Gespenster tanzen, präsentierte ein verrücktes, geisterhaftes, langsam sich drehendes Schleierballett, das mit grauweißen Gazeflügeln die Pflanzen, die Erde, die Straße verhüllte. Der Teufel hatte die Finger drin. Er hatte diesen Mistnebel geschickt. Da konnte ein Dutzend Jaguar-Limousinen mit einem Dutzend Chauffeuren am Steuer kommen, sie würden friedlich vorüberrollen. Er würde keinen erwischen, keinen einzigen!
    Er zog das Handy aus dem Gürtel, um es dem Dicken zu melden. Doch als hätte der es geahnt, schlug zuvor der Apparat in seiner Hand an. Zweimal …
    Das Zeichen: Er kommt.
    Na und? Soll er … Der Dicke dort hinter dem Berg mußte Spiegeleier auf den Augen haben, oder, auch das war möglich, der verdammte Nebel war nur auf dieser Seite den Berg hochgekrochen. Jetzt war der Mann so weit zu fluchen, aber die zweite Überraschung, nein, eine Art Wunder, ließ ihn den Fluch nicht aussprechen. Die Nebelschleier flogen so plötzlich hoch, als habe ein gewaltiger Ventilator sie erfaßt, sie drehten sich, dünnten sich aus, andere drifteten in einer langsamen Aufwärtsspirale in das undefinierbare dunkle Grau über ihm.
    Sieh dir das an! Mein Gott, sieh dir das an …
    Es war so still wie zuvor. Eine lastende, schwere, wattige Stille. Nur – es war eine andere Stille als zuvor.
    Der Mann hielt den Atem an.
    Und in das Schweigen drang nun ein sanftes Brummen. Oben vom Berg kam es, schien die allgemeine Todesstille noch zu unterstreichen, die sonst über dem Land lag. Der Fahrer dort hinter der Kurve schaltete, das war ganz deutlich zu hören. Gerade mußte er die verdammte Kuppe überwunden haben …
    Und nun war auch die Straße wieder zu sehen. Ihr Asphalt glänzte, die Leitplanke zog sich wieder glatt und präzise an der Seite entlang.
    Der Mann ging hinter dem Baumstamm in die Knie.
    Er hatte das Gewehr an der Schulter.
    Und oben an der Kurve tauchte ein verschwommener dotterfarbener Schimmer auf: Scheinwerfer! Langsam, ganz langsam näherten sie sich.
    Laß dir Zeit, Junge, keine Eile jetzt … Ich kann dich sehen …
    Der Wagen, der den Hang herunterkam, nahm allmählich Konturen an. Aber das war kein sattes Motorenbrummen, eine kleine Nuckelpinne war das. An den Büschen schob sie sich vorbei, irgendein zweitüriges Minifahrzeug. Nun zeigte es bereits das Heck, und die Bremslichter strahlten auf.
    Abgehakt.
    Er wollte sich schon erheben, als er erneut Motorengeräusch vernahm. Noch immer lagen manche Bäume im Dunst, die Kurve aber war nun klar und deutlich zu sehen. Das Geräusch wurde zu dem sanften, satten Brummen eines kraftvollen Motors.
    Das könnte er sein … Er kommt!
    Und er kam.
    Der Wagen wirkte flach und langgestreckt, beinahe schwarz. Er hatte den charakteristischen Schwung der Kotflügel, die typische langgezogene Jaguarform der Motorhaube.
    Das Herz des Mannes schlug ganz ruhig. Nun ging alles automatisch. Er hatte das Auge am Okular.
    Langsam, elegant, mit eingeschalteten Nebelleuchten und schimmernden Chromstreifen, klar und deutlich wie auf einem Servierbrett, rollte der Wagen heran.
    Der rote Punkt der Zieleinrichtung wanderte über die Kühlerhaube zur Windschutzscheibe.
    Der Fahrer? Hier hast du ihn! Ja, er konnte den Kopf des Chauffeurs hinter dem Steuer erkennen: Ein Schatten war es, ein dunkles Oval, klar konturiert.
    Der rote Punkt kam zum Stehen.
    Er hielt den Atem an und betätigte den Abzug. Der Schuß drückte den Gewehrkolben gegen seine Schulter. Der Jaguar fuhr weiter, als sei überhaupt nichts geschehen.
    Aber er hatte ihn getroffen!
    Er war sich dessen absolut sicher. Er hatte den Fahrer getroffen …
    Doch was tut der verdammte Wagen? Hält sich korrekt auf der Straße. Nichts, das darauf hindeutet, daß da ein Mann in den letzten Nervenimpulsen seines Lebens das Steuer verrissen hätte. Nein, die Karre rollt und rollt – oder?
    Sieh doch: Die Vorderräder berühren jetzt die weiße Mittellinie der Straße, überquerten sie, nun ist er bereits auf der Gegenfahrbahn – und endlich kommt, was kommen muß: Der linke Kotflügel knallt gegen das Geländer, Blech kreischt und kracht, als das Tonnengewicht des Wagens die Leitplanke verbiegt und sie niederquetscht. Da taucht die Kastenform des Chassis' auf, als das rechte Räderpaar hoch kommt – und dann die Unterseite der

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