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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nie auf. Du bist schon viel zu schnell, und gleich dort vorn nach der Kurve stürzt du runter. Gedanken, die wie Signale waren und doch nur ein Echo hatten: Donnet, du Schwein, Donnet, du Mörder, du und deine Mörderbande …
    Dann war auch das zu Ende.
    Ein letztes gellendes, gequältes Quietschen ertönte: das Gummi der quergestellten Fronträder, die über die Asphaltdecke radierten. Der blaue Wagen mit der weißen Aufschrift Police flog ins Leere, krachte auf, überschlug sich, riß eine braune Staubwolke aus dem Berg, zerquetschte Krüppelholz, flog weiter und verschwand …
    Die dicke Frau in dem blauen Kleid, der weißen Schürze und dem Staubwedel war dabei, irgend etwas, das wohl niemand sah außer ihr, von dem gewaltigen Tisch in der Mitte des Raumes zu entfernen.
    »Ist schon gut, Lucette.« Lindner legte ihr die Hand auf den Arm. »Lassen Sie uns ein bißchen allein.« Er sagte die Worte mit der leichten Freundlichkeit, mit der er alle seine Angestellten behandelte, und erntete prompt die strahlende Dankbarkeit, ohne die er wohl nicht auskam.
    »Gewiß doch, Monsieur Lindner. Sofort, Monsieur.«
    Die Frau verschwand und zog die Tür so leise hinter sich zu, daß nicht einmal der Hauch eines Geräusches zu vernehmen war.
    Thomas Lindner drückte auf einen der Knöpfe der Fernbedienung in seiner Hand: Lautlos senkte sich die Jalousie und schirmte den Raum vom Tageslicht ab. Lindner drückte einen anderen Knopf: Eine Reihe von Halogenstrahlern flammte auf und beleuchtete das Modell auf dem Tisch. Die Strahlen taten es derart raffiniert, daß der Wirklichkeitseindruck überwältigend wurde: eine Landschaft mit Hügeln, Tälern, kleinen Dörfern, im Hintergrund auf eine Folie gemalt, das Massif des Maures, vorn die Küste, die Landzunge, das Gap, der Strand von Brouis, das Meer.
    Auf der Landzunge schien eine frühe Morgensonne. Die Bäume und Pools der Gartenanlagen, die Terrassensiedlung, die unzähligen Pavillons zogen sich vom Meer bis zum Col. An der Küste gab es Hotelanlagen, Einkaufszeilen, Bars, Restaurants, Klubs. Davor schob sich eine Art Klein-Venedig von ineinanderverschachtelten Häusern in provenzalischem Stil und gewundenen Wasserstraßen, mit Terrassen, Balkons und kleinen Schiffen.
    Hinter der Mauer, die das alles umschloß, aber lag ein Hafen, und so wirkte diese Wassersiedlung wie eine alte Seeräuberfestung – gebadet in ein rosafarbenes Licht, das noch die letzte Treppe, das letzte Spielzeugschiff und das winzigste Modellauto mit zarten Schatten modellierte.
    Lindner stand stumm. Seine Augen leuchteten. Oder vielleicht war auch dies nur der Halogenschein? Nein, sagte sich Stefan, bei ihm ist es schon echt. Was wäre ein Lindner ohne Begeisterung!
    »Und?« fragte Thomas.
    »Ich bin sprachlos.«
    »Vielleicht kannst du dir jetzt vorstellen, was das für mich bedeutet.«
    Lindners Blick glitt über die Hausdächer und Plastikbäumchen den Hang hinauf, wo sich noch ein Fries von Pinien entlangzog. Selbst den passenden Himmel gab es – ihn lieferte die beinahe unsichtbare Plastikfolie.
    »Und das alles soll gebaut werden?«
    Lindner drehte sich zu Bergmann. »Das werde ich bauen. Und frag mich nicht, was das heißt: Entstehungskosten der Phase eins allein vierundfünfzig Millionen Dollar. Investitionsvolumen fast siebenhundert Millionen, Kredite, Renditeerwartungen, dann die Zahl der Investoren. Und was das für Leute sind und aus welchen Interessen heraus sie handeln, welchen Druck sie auf dich ausüben! Dazu die ganzen Pannen bei der Bauausführung, der Betrug, der Ärger, die Sorgen … Weißt du, daß sich hier am Westteil, wo die Stufensiedlung hinkommt, der ganze Sandstein als brüchig erwies, obwohl mir die Geologen versichert hatten, der Stein sei grundsolide? Kannst du dir denken, was das an Kosten bedeutet?« Sein Blick wurde hart. »Kannst du nicht! Kosten interessieren dich auch nicht. Dich interessiert die andere Seite dieses ›Warum machst du das?‹ Das Motiv eben. Das, was in unseren Köpfen vorgeht, wie Maria sagt …«
    Er war in Fahrt. Du hast ihn getroffen, sagte sich Bergmann.
    »Wäre das denn …« setzte er an.
    Lindner ließ ihn nicht ausreden.
    »Du solltest nicht ›Arzt‹, sondern ›Psychologe‹ an deine Haustür schreiben. ›Spezialist für Hypnose. Alle Kassen.‹ Das ist dein Feld. Bei Boris gestern hast du's ja bewiesen … Was die Leute ticken läßt, das ist es doch, was dich interessiert.«
    »Jeder hat seinen Beruf.«
    »Bei mir brauchst du dich

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