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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Reha-Klinik, Schönheitsfarm, Antistreß-Klinik, Diät-Sanatorium – weiß der Teufel was. Jetzt habe ich aber eine Idee. Die habe ich, seit ich dich kenne.«
    »Und?«
    Lindner griff nach Bergmanns Arm. »Eine Klinik für geistige und körperliche Fitneß, kombiniert mit Hypnose-Therapie für überforderte Manager und ähnliche Leute. Deine Klinik, Stefan!«
    Deine Klinik? Es kam zu überraschend. Bisher hatte Bergmann einem Monolog zugehört, und er war geschickt genug aufgebaut, doch nun wurde die Antwort verlangt. Überforderte Manager und ähnliche Leute? Das war doch abwegig. Was sollte er, Stefan Bergmann, damit?
    »Mensch, Stefan, willst du in Burgach versauern? Überleg dir doch, was das bedeutet.« Nun hatte er es wieder, das alte Thomas-Lindner-Funkeln: »Wie lautet der Satz? Ich biete dir alle Herrlichkeiten …«
    »Ja«, hörte Stefan Bergmann sich sagen. »Ich biete dir alle Herrlichkeiten der Welt, so ähnlich heißt es. Den nächsten Satz kenne ich genau. Er lautet: Weiche von mir, Satan.«
    Es schien Lindner nicht zu berühren. »Nicht schlecht. War doch zumindest eine bedeutende Persönlichkeit, dieser Mann aus Nazareth.« Dann aber wurde er ernst. »Will das nicht jeder sein, Stefan, eine bedeutende Persönlichkeit? Will nicht jeder das gleiche – etwas Wichtiges schaffen, etwas hervorbringen, das noch keiner zuwege brachte, das besser ist als alles andere, etwas Einzigartiges.«
    »Hymos«, sagte Stefan Bergmann.
    »Wie bitte?«
    »Das ist griechisch.«
    »Auch das noch«, seufzte Lindner. »Gehen wir ein bißchen an die Sonne?«
    Er zog die Tür hinter sich zu. Sie gingen den Korridor entlang. In den vorderen Räumen standen Männer in weißen Kitteln. Sie arbeiteten an Zeichencomputern. Sie warfen ihnen noch nicht einmal einen Blick zu.
    »Also schieß los: Hymos?«
    »Das Wort hat schon Platon gebraucht. Es trifft nicht nur auf dich, es trifft sogar auf mich zu, obwohl ich für dich wirklich nicht der geeignete Mann bin.«
    »Das sehen wir noch. Mach's nicht so spannend.«
    »Hymos bezeichnet das Streben des einzelnen, sich vor den anderen, vor der Masse hervorzutun. Platon sieht darin eine Art Lebenstrieb.«
    »Na also.«
    »Nun, da gibt's noch einen kleinen Haken. Und den hat schon der alte Platon herausgefunden. Hymos, sagt er, ist die Kraft, die den Menschen zu Unglaublichem befähigt, zu Kunstwerken, Bauten, zum Erobern von Thronen, zur Bildung ganzer Staaten.«
    »Na, siehst du!«
    »Moment! Das ist die bunte Feder, die unbedingt an den Hut muß. Aber diese Kraft steht auch für Mord, Totschlag und Skrupellosigkeiten. Leider fallen diesem Trieb mehr Menschen zum Opfer als der Beulenpest.«
    »Oh«, grinste Lindner. »Und das sagt Platon?«
    »Ja«, nickte Stefan. »So ungefähr.«
    Die Sonne blendete. Es war heiß.
    Lindner sah auf seine Uhr. »Du wolltest noch nach Le Castelet ?«
    »Zumindest bin ich eingeladen. Um vier.«
    »Dann fahr los. Sonst kommst du zu spät.«
    Stefan zögerte. »Ich kenn den Weg nicht.«
    »Benthoff soll dich hochfahren.«
    »Ich fahre lieber allein, das heißt, falls du mir irgendeinen Wagen aus deinem Fuhrpark zur Verfügung stellst? Es soll ein ziemlicher Weg sein, habe ich gehört.«
    Lindners Lächeln war nicht auszulöschen. Es gehörte zu seinem Gesicht wie die blonden Haare, die buschigen hellen Brauen, das Grübchen im Kinn. »Wenn du damit sagen willst: warum wohnt Maria nicht in der Villa, dann stell ihr doch die Frage selbst. Von den Leuten, die hier verkehren und die ich manchmal so meine Freunde nenne, hat es jedenfalls noch keiner geschafft, von Maria nach Le Castelet eingeladen zu werden. Borodin war richtiggehend beleidigt. Doch das darf man nicht ernst nehmen.«
    »Und wo ist er?«
    »Abgeflogen. Heute morgen. Nach Paris. Aber der steht uns bald wieder ins Haus.«
    Stefan Bergmann saß in einem großen, fast leeren Raum. Die Decke trugen schwere dunkle, unbearbeitete Holzbalken, der Boden bestand aus rotbraunen, unregelmäßigen, handgefertigten Tonplatten, und die drei schmalen Türen, die zur Terrasse führten, waren geöffnet. Das Landschaftsbild, das sie freigaben, war eine Art Licht- und Schattenmalerei von melancholischer Anmut. Braune, mit dem Grün von Reben bedeckte Hügel, auf dem rechten ein wie eine Burg nach oben gestaffeltes Bauerndorf, dessen Häuserfarben sich kaum von der Erde unterschieden, einzelne Zypressen wie schwarze Finger, ein graublauer Himmel.
    Der Raum war leer, wenn man von den beiden Korbsesseln und der mit

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