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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Wahl. Wenn er nichts unternahm, war er morgen früh tot. Er mußte etwas tun, und er tat es. Er ging um das riesige Bett herum, blieb hinter dem Soldaten stehen und schlug ihm dann, so fest er konnte, mit dem Pistolengriff auf den Kopf.
    Der Mann stürzte bewußtlos zu Boden, und wieder fast ohne zu überlegen, setzte Kendrick sich an den Tisch und aß so schnell wie noch nie. Zwölf Minuten später lag der Soldat gefesselt und geknebelt auf dem Bett, und Kendrick musterte sich in einer Spiegeltür des Schranks. Die rote und blaue Uniform hätte zwar besser sitzen können, war jedoch akzeptabel, zumal jetzt, am Abend, während die Schatten in den Straßen immer länger wurden.
    Er durchwühlte die Schränke, bis er eine Plastiktüte fand, verstaute die Sachen aus Maskat darin und warf dann einen Blick auf das Telefon. Er wußte, er durfte – konnte es nicht benutzen. Wenn er auf der Straße überlebte, mußte er Asra aus einer Telefonzelle anrufen.
     
    In Hemdsärmeln, aber mit umgehängtem Holster, ging Asra zornig in seinem Hotelzimmer auf und ab und dachte nur an Verrat. Wo war Amal, der Mann mit den blauen Augen, der sich Bahrudi nannte? War er wirklich jemand anders, ein Mann
namens Kendrick, wie der fette Engländer behauptete? War das Ganze eine Falle? Eine Falle, um ein Mitglied des Revolutionsrats von Maskat gefangenzunehmen, eine Falle, um des Terroristen habhaft zu werden, der unter dem Namen Asra – Blau – bekannt war? Terrorist? Wie typisch für die zionistischen Mörder der Irgun Zwai Leumi und der Hagana. Wie leicht sie die Massaker von Jephtah und Deir Yasin aus ihrem Gedächtnis verdrängt hatten, ganz zu schweigen von ihren Henkern in Sabra und Schatila. Sie stehlen einem Volk sein Land, verkaufen, was nicht ihnen gehört, und töten ein Kind, weil es eine palästinensische Fahne trägt – aber wir sind die Terroristen... Wenn das Hotel Aradus eine Falle war, durfte er nicht in seinem Zimmer bleiben; war es keine Falle, mußte er dort sein, wo man sich mit ihm in Verbindung setzen konnte. Der Mahdi war alles, sein Ruf ein Befehl, denn er schenkte ihnen Hoffnung, ermöglichte es ihnen zu verbreiten, daß sie das Recht auf ihrer Seite hatten. Wann würde die Welt sie begreifen? Wann würden die Mahdis dieser Welt überflüssig?
    Das Telefon klingelte, und Asra stürzte darauf zu. »Ja?«
    »Ich wurde aufgehalten, bin jetzt aber unterwegs. Sie haben mich entdeckt und auf dem Flugplatz beinahe umgelegt, aber ich konnte entkommen. Vielleicht haben sie dich auch schon aufgespürt.«
    »Was?«
    »Undichte Stellen im System. Verlaß das Hotel, aber geh nicht durch die Halle. Am Ende des Korridors gibt es eine Feuertreppe, denk’ ich. Nimm sie und geh dann durch die Küche des Restaurants zum Ausgang für Angestellte. Du kommst auf Wadi Al Ahd heraus. Überquer die Straße, ich hole dich dort ab.«
    »Du bist doch wirklich du, Amal Bahrudi? Ich kann dir trauen?«
    »Wir haben beide keine andere Wahl, oder?«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    »Ich bin nicht dein Feind«, log Kendrick. »Wir werden nie Freunde sein, aber dein Feind bin ich nicht. Das kann ich mir nicht leisten. Und du vergeudest Zeit, Poet, von der ein Teil mir gehört. Ich bin in fünf Minuten da. Beeil dich.«
    »Ich gehe schon.«
    »Sei vorsichtig.«
    Asra legte auf und ging zu seinen Waffen, die er gereinigt und
auf der Kommode ordentlich nebeneinander aufgereiht hatte. Er nahm die kleine P 9 S, kniete nieder, zog das linke Hosenbein hoch und schob die Waffe unter der Kniekehle in den kreuzweise um das Bein geschlungenen Kalbsledergurt. Dann stand er auf und schob die größere 08 mit der stärkeren Durchschlagskraft in das Schulterholster. Neben die Schußwaffe steckte er ein Jagdmesser in der Scheide. Er ging zu einem Stuhl, auf den er die Jacke seines neuen Anzugs geworfen hatte, zog sie an und verließ rasch das Zimmer.
    Nichts wäre ihm merkwürdig vorgekommen, hätte er sich nicht darauf konzentrieren müssen, die Feuertreppe zu suchen, und wäre die Zeit nicht so knapp geworden, daß man nur noch nach Minuten rechnete. Er wandte sich nach rechts und nahm nur halb bewußt wahr, daß eine Tür geschlossen wurde, die einen Spalt offengestanden hatte. Bedeutungslos. Ein unachtsamer Gast; eine Frau aus dem Westen, die einkaufen gewesen war und zu viele Päckchen getragen hatte, um die Tür sofort zu schließen. Da er sich vergeblich nach der Treppe umsah, machte er jedoch rasch kehrt, um zum anderen Ende des Flurs zu

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