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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gehen. Eine zweite Tür, die ungefähr zehn Zentimeter offen gewesen war, wurde hastig und leise geschlossen. Jetzt war auch die erste Tür nicht mehr bedeutungslos, denn die zweite war es gewiß nicht. Sie hatten ihn gefunden. Sein Zimmer wurde beobachtet. Von wem? Wer waren sie? Asra ging weiter, doch als er an der zweiten Tür vorbei war, preßte er sich an die Wand, zog das lange Jagdmesser aus der Scheide und wartete. Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Er wirbelte herum und stand einem Mann gegenüber, von dem er sofort wußte, daß er ein Feind war -einem tiefgebräunten, muskulösen Mann in seinem Alter, dem man sein Wüstentraining von weitem ansah. Ein israelisches Kommando war auf ihn angesetzt. Statt einer Waffe hielt der Israeli ein Funkgerät in der Hand. Er war unbewaffnet und vor Schreck wie erstarrt.
    Asra stach mit dem Messer nach der Kehle des Israelis. Mit einer Blitzbewegung war die Klinge abgewehrt, aber Asra führte sie nach unten und schlitzte dem Mann das Handgelenk auf. Das Funkgerät fiel auf den Teppichboden. Asra knallte mit einem Fußtritt die Tür zu, und das automatische Sperrschloß rastete ein.
    Sein Handgelenk umklammernd, trat der Israeli dem Palästinenser
mit dem rechten Fuß gegen die linke Kniescheibe. Asra taumelte. Dann traf die stählerne Schuhspitze ihn seitlich am Hals, und ein dritter Tritt knallte ihm in die Rippen. Aber der Israeli hatte das Gleichgewicht verloren. Asra stürzte vorwärts und stieß ihm das Messer in den Magen. Blut spritzte Asra ins Gesicht, als der Israeli, Angehöriger der Masada-Brigade, Codename Orange, rücklings zu Boden fiel.
    Asra rappelte sich mühsam auf. Rippen und Knie schmerzten höllisch, seine Halssehnen waren wie gelähmt. Plötzlich flog, ohne daß er vorher ein Geräusch gehört hätte, die Zimmertür auf. Ein zweiter Israeli tauchte auf – jünger, mit mächtigen Muskelpaketen an den Armen. Mit einem einzigen Blick seiner vor Zorn brennenden Augen erfaßte er die Szene und griff an seiner rechten Hüfte vorbei nach seiner Waffe. Asra warf sich auf den Israeli, der mit dem Rücken gegen die Tür prallte, die wieder krachend zufiel. Blaus Pistole schlitterte, sich wie ein Kreisel drehend, über den Fußboden. Damit hatte er die Hand frei, um das Messer des Palästinensers abzuwehren. Dann knallte er Asra das Knie mit der Gewalt eines Schmiedehammers in die Rippen, packte seinen Arm und zwang ihn zu Boden. Doch noch immer umklammerte Asra das Messer. Die beiden ließen voneinander ab und starrten sich an. Verachtung und unversöhnlichen Haß im Blick.
    »Du willst Juden umbringen? Dann versuch’s doch bei mir, du Schwein!« schrie Yakov.
    »Warum nicht?« erwiderte Asra und stieß mit dem Messer zu, um den Israeli aus der Reserve zu locken. »Du bringst Araber um. Du hast meine Eltern umgebracht, als hättest du selbst den Finger am Abzug gehabt.«
    »Und du hast meine beiden Brüder getötet, die in Sidon auf Patrouille waren.«
    »Durchaus möglich. Ich hoffe es. Ich war dort.«
    »Du bist Asra.«
    Wie wilde Tiere stürzten sich die beiden jungen Männer aufeinander, die Verkörperung hemmungsloser Gewalt: Mord – Vernichtung verhaßten Lebens – der einzige Zweck ihres Daseins. Und während sie sich alle nur erdenklichen Wunden und Verletzungen zufügten, schrien sie sich mit heißem Atem gegenseitig ihren Haß und ihren Rachedurst ins Gesicht. Und dann war es zu Ende, so plötzlich, wie es begonnen hatte.

    Blau entwand Asra das Messer, stieß ihm die lange Klinge bis ans Heft in den Hals und drehte sie einmal herum.
    Erschöpft und blutüberströmt löste er sich vom Körper seines Feindes, schaute zu seinem toten Kameraden Orange hinüber, kniete neben ihm nieder und schloß ihm die Augen. » Schalom «, flüsterte er. »Finde den Frieden, den wir alle suchen, mein Freund.«
    Doch zum Trauern blieb ihm keine Zeit. Die Leiche seines Kameraden und die des Feindes mußten verschwinden. Dann mußte er sich mit den anderen in Verbindung setzen. Der Mörder Asra war tot. Sie konnten nach Maskat zurückfliegen. Sie mußten.
    Zu seinem Vater...
    Von Schmerzen gepeinigt, hinkte Blau ins Zimmer und holte die im Bett versteckte Uzi-Maschinenpistole seines toten Kameraden, hängte sie sich mühsam über die Schulter. Dann ging er zur Tür, um nachzusehen, ob sich jemand auf dem Korridor zeigte...
     
    Kendrick wußte, daß es ihm nicht möglich war, noch länger zu warten; ebensowenig konnte er es jedoch riskieren, Asra anzurufen.

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