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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Amateur, und ich kann in diesem Kostüm dort nicht hineingehen. Aber ich muß! Mein Gott, man wird uns beide umbringen...
     
    Evan Kendrick ging rasch über die holprigen Steine in der schmalen Gasse, vorbei an niedrigen, schäbigen, enggedrängten Häusern und halbfertigen Gebäuden, die schon wieder abbröckelten und in denen die leeren Fensterhöhlen mit Sackleinen
und Tierhäuten verhängt waren; die wenigen Scheiben, die noch heil waren, wurden von meist geborstenen Fensterläden geschützt. Überall hingen Leitungskabel, standen aufgebrochene städtische Verteilerkästen, von denen Strom abgezapft worden war. Der würzige Geruch arabischer Küche mischte sich mit stärkeren, unverkennbaren Gerüchen – dem Geruch von Haschisch, brennenden Cocablättern, die über unkontrollierte Buchten des Golfs an Land geschmuggelt wurden, und menschlichen Exkrementen. Die Bewohner dieses Gettos bewegten sich langsam, vorsichtig, mißtrauisch durch die schwach beleuchteten Höhlen ihrer Welt, vertraut mit ihrer Erniedrigung, ihren Gefahren, ihrem gemeinsamen Status als Außenseiter der Gesellschaft. Daß sie nicht mit ihrem Schicksal haderten, bewiesen sie sehr deutlich durch das Gelächter, das immer wieder hinter den verhängten oder mit Läden verschlossenen Fenstern laut wurde. Die Kleidung in diesem musch kwaijis asch-scharjar war alles andere als einheitlich. Abas und Ghotras wechselten mit zerrissenen Jeans und verbotenen Miniröcken, Matrosen-und Soldatenuniformen verschiedener Nationen – schmutzige Uniformen der untersten Ränge, obwohl es hieß, daß viele Offiziere sich die Uniformen von Untergebenen ausliehen, um die verbotenen Freuden zu erleben, die hier geboten wurden.
    Zu Kendricks großem Ärger lungerten Männer in Hauseingängen herum, denn sie verdeckten die kaum lesbaren Hausnummern an den Sandsteinmauern. Er ärgerte sich auch über die schmutzigen Seitengassen, durch die die Numerierung jedesmal aus unerfindlichen Gründen unterbrochen, dann aber nicht mehr kontinuierlich fortgesetzt wurde. El-Bas, Scharia al Balah 77 – in der Straße der Daten. Wo war das Haus?
    Endlich fand er es. Ein schweres Tor in einer tiefen Nische, in Augenhöhe starke Gitterstäbe vor einem geschlossenen Sehschlitz. Auf der rechten Seite des tunnelähnlichen Eingangs hockte ein Mann.
    »Ismahli?« entschuldigte sich Kendrick und wollte an ihm vorbeigehen.
    »Lay? - Warum?« fragte die kauernde Gestalt.
    »Ich habe eine Verabredung«, fuhr Kendrick auf arabisch fort. »Ich werde erwartet.«
    »Wer schickt dich?« fragte der Mann, ohne den Weg freizugeben.

    »Das geht dich nichts an.«
    »Eine solche Antwort brauche ich mir nicht gefallen zu lassen.« Der Araber richtete sich auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Seine Aba klaffte vorn leicht auseinander, und Kendrick sah den Pistolengriff, der aus einer Schärpe ragte. »Noch einmal: Wer hat dich geschickt?«
    Kendrick fragte sich, ob der Polizist des Sultans vergessen hatte, ihm einen Namen, einen Code oder ein Paßwort zu nennen, die ihm Zutritt verschafften. Er hatte so wenig Zeit. Konnte sich keine Verzögerung leisten. »Ich komme aus einer Bäckerei auf dem Sabat Ajnub«, antwortete er schnell. »Ich sprach mit...«
    »Aus einer Bäckerei?« unterbrach ihn der Araber, die Brauen hochziehend. »Auf dem Sabat Ajnub gibt es wenigstens drei Bäckereien.«
    »Verdammt noch mal, Baklava!« stieß Kendrick, den Blick auf den Pistolengriff gerichtet, erregt hervor. »Orangefarbene Baklava...«
    »Genug«, sagte der Posten, stand unvermittelt auf und schloß seine Aba. »Das war eine einfache Antwort auf eine einfache Frage, Herr. Ein Bäcker hat Sie geschickt, gut, gut.«
    »Na schön. Darf ich jetzt hinein, bitte?«
    »Zuerst müssen wir feststellen, wen Sie besuchen wollen. Wen wollen Sie besuchen, Herr?«
    »Um Gottes willen, den Mann, der hier wohnt-hier arbeitet.«
    »Hat der Mann keinen Namen?«
    »Sind Sie berechtigt, ihn zu erfahren?« Kendricks lautes Flüstern übertönte den Straßenlärm.
    »Eine faire Frage, Herr«, sagte der Araber und nickte. »Doch da ich über den Bäcker auf dem Sabat Ajnub Bescheid weiß...«
    »Also bei Allah!« explodierte Kendrick. »Na schön. Der Mann heißt El-Bas. Lassen Sie mich jetzt hinein? Ich habe es eilig.«
    »Es soll mir ein Vergnügen sein, den Bewohner dieses Hauses zu rufen. Wenn er will, soll er Sie einlassen. Sie verstehen gewiß, daß es notwendig ist...«
    Bis hierher war der schwerfällige Posten

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