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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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könnte«, antwortete der Halbwüchsige abwehrend, doch seine Blicke irrten umher, als suche er Bestätigung bei den anderen. Ein paar stimmten ihm zu, nickten leidenschaftlich, sofern sie nahe genug waren, ihn zu hören.
    »Sprich leise, du Narr«, sagte Kendrick eisig. »Es genügt, wenn du allein den Märtyrer spielst.« Er drehte sich um und ging durch die Reihen der nur zögernd zurückweichenden Leiber auf die Mauer der riesigen Zelle zu, wo ein vergittertes Fenster offenstand. Die starken Eisenstäbe waren fest im Beton verankert.
    »Nicht so schnell, du mit dem merkwürdigen Gesicht!« Die rauhe Stimme, durch den Lärm kaum zu hören, meldete sich vom äußersten Rand der Menge. Ein untersetzter, bärtiger Mann machte einen Schritt nach vorn, und die vor ihm Stehenden machten ihm Platz-ein bißchen lässig, wie Männer das bei einem Unteroffizier oder Vorarbeiter tun, anders als bei einem höheren Offizier oder dem Chef einer Firma. Ist vielleicht doch jemand hier, der mehr Autorität genießt? fragte sich Kendrick. Jemand, der aufmerksam beobachtete? Jemand mit Befehlsgewalt?
    »Was gibt es?« fragte er ruhig, abweisend.
    »Mir gefällt dein Gesicht nicht. Das genügt mir.«
    »Das genügt dir?« wiederholte Kendrick verächtlich. »Wofür?« Ohne den Mann weiter zu beachten, preßte er sich mit einem Schulterzucken an die Mauer, packte mit beiden Händen die Gitterstäbe und sah auf den von Flutlicht taghell erleuchteten Gefängnishof hinaus.
    »Dreh dich um«, befahl der Bärtige, der sich offensichtlich die Rolle des Anführers anmaßte, mit schroffer Stimme dicht hinter Kendrick.
    »Ich drehe mich um, wann ich will«, antwortete Kendrick so leise, daß er nicht wußte, ob er überhaupt gehört wurde.
    »Auf der Stelle!« kommandierte der Mann, nicht lauter als Kendrick.
Im nächsten Moment ließ er ohne jede Vorwarnung schwer die Hand auf Kendricks rechte noch blutende Schulter fallen und packte zu.
    »Faß mich nicht an, das ist ein Befehl!« brüllte Kendrick, ohne sich von der Stelle zu rühren, mit beiden Händen die Gitterstäbe umklammernd, um den Schmerz nicht zu zeigen, der ihm fast den Atem nahm. Er konzentrierte sich ganz auf das, worüber er sich Klarheit verschaffen wollte. Und es kam... Die Finger, die sich wie im Krampf in seiner Schulter festgekrallt hatten, lösten sich, und der Mann ließ auf Kendricks Befehl zwar die Hand sinken, legte sie ihm jedoch zaghaft wieder auf die Schulter. Kendrick wußte: der Unterführer erteilte zwar Befehle, befolgte Befehle jedoch auch bereitwillig und voller Eifer, wenn die Stimme, die sie gab, nur autoritär genug klang. Er war nicht der Mann, der im Gefängnis die absolute Befehlsgewalt hatte. Zwar stand er auf der Leiter ziemlich hoch oben, aber nicht hoch genug. Gab es wirklich noch einen anderen? Dazu bedurfte es eines weiteren Tests. Kendrick stand stocksteif da, fuhr dann unvermittelt nach rechts herum, schüttelte lässig die Hand des untersetzten Mannes ab und brachte ihn durch den Schwung seiner Bewegung aus dem Gleichgewicht. »Also«, stieß er hervor, »was gefällt dir nicht an mir? Ich werde dein Urteil weitergeben. Man wird sich, davon bin ich überzeugt, sehr dafür interessieren, wer hier in Maskat die Urteile fällt.« Kendrick machte eine kurze Pause und fuhr dann mit erhobener Stimme fort: »Weißt du, wofür viele diese Urteile halten? Für gequirlte Scheiße. Also los, was gefällt dir nicht an mir, Idiot?«
    »Ich fälle keine Urteile!« schrie der Terrorist genauso voller Abwehr wie vorhin der Halbwüchsige, der sich vor dem Erschießungskommando fürchtete. Doch so schnell sein Zorn aufgeflammt war, so schnell legte er sich wieder, und der Sergeant oder Anführer nahm wieder seine mißtrauische Haltung an; er hatte plötzlich Angst bekommen, seine Worte könnten lauter gewesen sein als das Stimmengewirr an der Tür. »Du gehst mit Worten sehr frei um«, flüsterte er heiser und kniff die Augen zusammen. »Aber uns bedeuten sie nichts. Woher sollen wir wissen, wer du bist oder woher du kommst? Du siehst nicht einmal aus wie einer von uns. Du bist anders.«
    »Ich habe Zugang zu Kreisen, in die du nie hineinkommst, weil du nicht hineingehörst. Ich aber schon.«

    »Er hat helle Augen!« rief plötzlich der alte, bärtige Gefangene mit den langen, schmutzstarrenden Haaren. »Er ist ein Spion! Er ist hier, um uns auszuhorchen!« Andere schoben sich näher heran und musterten den auf einmal viel bedrohlicher wirkenden Fremden

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