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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wieder merkte er, daß einer der Spieler oder jemand aus der aufgeregten Zuschauermenge ihn anstarrte. Er verstand – wie er die meisten Dinge an sich selbst verstand, von denen er einige billigte, aber viel, viel mehr mißbilligte. Sie betrachteten sein Gesicht, das etwas füllig war, das Gesicht eines alten Mannes, das seine kindlichen Züge nicht verloren hatte, das trotz seiner Jahre noch jung war, was seine modische, auffallende Kleidung noch betonte. Die ihn kannten, sahen ihn anders. Sie sahen, daß er sehr lebendige grüne Augen hatte, die Augen eines Wanderers auf geistiger und geographischer Ebene, nie zufrieden, nie geruhsam, unaufhörlich über Landschaften schweifend, die er entdecken oder schaffen wollte. Man erkannte auf den ersten Blick, daß er exzentrisch war, doch wie weit seine Verschrobenheit ging, wußte man nie. Er war Künstler und Geschäftsmann. Er war er selbst und hatte sein architektonisches Genie als Teil des unendlich törichten Spiels akzeptiert, das sich Leben nannte; eines Spiels, das gegen seinen Willen für ihn bald enden würde – im Schlaf, wie er hoffte. Aber noch gab es Dinge, die er ausleben und erleben wollte, solange er atmete. Auf die Achtzig zugehend, mußte er realistisch denken,
so zornig es ihn auch machte, und sosehr es ihn ängstigte. Er warf einen Blick auf das aufdringlich üppige Mädchen an seiner Seite, so bebend vor Leben, so unendlich geistlos. Er würde mit ihr ins Bett gehen, vielleicht ihre Brüste streicheln – und dann einschlafen. Mea culpa . Wo lag der Sinn?
    » Signore «, flüsterte ihm der Italiener im Smoking ins Ohr. »Telefon für Sie. Am Apparat ist jemand, für den ich in meinem ganzen Leben nie auch nur einen Funken Respekt aufbringen könnte.«
    »Was für eine seltsame Bemerkung, Luigi.«
    »Er hat Sie beleidigt, mein lieber Freund und geehrtester Gast. Wenn Sie wollen, schicke ich ihn in der Gossensprache – der einzigen, die er zu verstehen scheint – zum Teufel.«
    »Nicht alle Menschen lieben mich wie du, Luigi. Was hat er gesagt?«
    »Was er gesagt hat, würde ich hier nicht einmal vor dem ordinärsten französischen Croupier wiederholen.«
    »Du bist sehr loyal, mein Freund. Hat er seinen Namen genannt?«
    »Ja, es ist ein Signore Mossad. Und ich sage Ihnen, er ist nicht ganz richtig im Kopf, pazzo.«
    »Das sind die meisten nicht«, sagte Weingrass und ging rasch ans Telefon.

10
    Das Morgenlicht nahm bedrohlich zu. Asra blickte zum Himmel auf und verfluchte sich – schloß aber auch Yosef in seine Flüche ein -, weil sie am Kabritta-Turm falsch eingebogen waren und dadurch kostbare Minuten verloren hatten. Die drei Flüchtigen hatten ihre Gefängnishosen abgerissen, so daß sie jetzt nur noch wadenlang waren, und hatten auch die Ärmel an den Schultern aus den Hemden herausgetrennt. Solange die Sonne nicht schien, konnte man sie für Arbeiter aus dem Libanon oder den Slums von Abu Dhabi halten, die ihre Rials für das einzige ihnen zugängliche Vergnügen ausgaben: die Huren und den Whisky, die sie in Asch-schari al musch kwaijis, der von Land umschlossenen Insel der Stadt, bekommen konnten.

    Sie standen, von der amerikanischen Botschaft keine zweihundert Meter entfernt, in der Nische des Personaleingangs des Waljat-Hospitals. Rechts kreuzte eine schmale Gasse die Hauptverkehrsstraße. Um die Ecke herum reihte sich ein Laden an den anderen; alle durch eiserne Rolladen geschützt oder mit Brettern verschlagen. Handel und Wandel ruhten, solange der Wahnsinn andauerte. Hinter dem schmiedeeisernen Tor der Botschaft ging schlurfend der Pöbel auf und ab, lethargisch wirkende junge Leute mit krummem Rücken, weil die schweren Waffen an ihren Armen und Schultern zerrten. Sie gaben aber nicht auf, taten, was ihnen befohlen wurde, denn es war ja ihr Dschihad , ihr heiliger Krieg. Die Lethargie würde jedoch verschwinden, sobald die ersten Sonnenstrahlen aufblitzten, und mit dem Auftauchen der ersten Zuschauer, vor allem der Rundfunk- und Fernsehteams, würde manische Energie sie beleben. Die zornigen Kinder bereiteten sich auf ihren Bühnenauftritt vor.
    Asra beobachtete den großen Platz vor dem Tor. An der Nordseite standen dicht beieinander drei einstöckige Bürogebäude. Die mit Vorhängen versehenen Fenster waren dunkel, nirgends ein Licht, doch das war auch belanglos. Falls in den Häusern Posten saßen, waren sie zu weit vom Tor entfernt, um zu hören, was er leise durch die Gitterstangen sagen würde, und das Licht war noch zu

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