Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
stürzte aus ihrem Versteck hervor. Und dann bewegte sich Kendrick, bewegte beide Arme, als er sich aufstützen wollte, aber sofort wieder zusammensackte.
Kalaila lief zu dem Wagen, drängte sich durch ein Knäuel bahreinischer Polizei und Geheimpolizei, die sofort auf der Szene erschienen war, und hieb einem Mann, der nicht zur Seite weichen wollte, mit einer harten Geraden in die Milz. Sie warf sich über den sich wie im Krampf windenden Kendrick, zog ihre Waffe aus der Fliegerjacke und richtete sie auf den Kopf des ihr zunächst stehenden uniformierten Mannes.
»Ich heiße Kalaila, und mehr brauchen Sie nicht zu wissen«, sagte sie. »Dieser Mann gehört mir, und ich nehme ihn mit. Sorgen Sie dafür, daß wir unbehelligt hier wegkommen, sonst sind Sie ein toter Mann.«
Der Mann stürmte in heller Aufregung in den abgeschirmten Raum. Er warf die Tür hinter sich zu und wäre in der Dunkelheit fast gestürzt. Mit zitternden Händen schaltete er seine Anlage ein.
Höchste Geheimhaltungsstufe
Kein Zugriff
Eingabe
Es hat sich etwas ereignet! Ein Durchbruch oder ein Zusammenbruch, der Jäger oder die Gejagten. Im letzten Bericht wird Bahrein erwähnt, aber ohne Einzelheiten, außer daß das Objekt in höchster Angst verlangte, sofort nach Bahrein geflogen zu werden. Daraus kann man schließen, daß er entweder aus der Botschaft entkommen ist oder heimlich herausgebracht wurde – oder überhaupt nicht drin war. Aber warum Bahrein? Alles ist zu unvollständig, als ob der Schatten des Objekts besondere Gründe habe, die Ereignisse zu verschleiern – eine
durchaus vorstellbare Möglichkeit, wenn man alles in Betracht zieht, was während der letzten Jahre passiert ist, und an die Vorladungen der Untersuchungsausschüsse des Kongresses und an verschiedene öffentliche Ankläger mit Sonderbefugnissen denkt.
Was ist geschehen? Was geschieht jetzt? Meine Geräte verlangen nach Informationen, aber ich kann ihnen keine geben. Einen Namen ohne besondere Hinweise einzuspeichern, bringt nichts – außer den uns seit langem bekannten Daten, durch neues Bildmaterial ergänzt. Manchmal glaube ich, mein eigenes Genie besiege mich, denn ich durchschaue Faktoren und Motive menschlichen Verhaltens und habe Visionen, weiß sie aber nicht zu verwerten.
Ja, er ist der Mann! Das haben meine Geräte mir gesagt, und ich vertraue ihnen.
13
Kendrick wehrte sich gegen das einengende Pflaster an der linken Schulter und fühlte dann einen schmerzhaften Stich, der die obere Hälfte seines Brustkorbs zu durchbohren schien. Außerdem roch es scharf nach einem alkoholischen Einreibemittel. Er machte die Augen auf und stellte bestürzt fest, daß er, mit ein paar Kissen im Rücken, aufrecht in einem Bett saß. Im Schlafzimmer einer Frau. Links von ihm stand eine Frisierkommode mit einem goldfarben eingefaßten niedrigen Sessel. Vor dem dreiteiligen Spiegel, der von winzigen Glühbirnen eingerahmt wurde, sah er ein Sammelsurium hübscher Parfümfläschchen und Cremetiegel. Flankiert wurde die Frisierkommode von hohen Spitzbogenfenstern mit pfirsichfarbenen Vorhängen, die – wie die Rokokomöbel – aufreizend laut verkündeten, daß hier ein sehr teurer Innenarchitekt am Werk gewesen war. Vor dem vom Bett weiter entfernten Fenster stand eine Chaiselongue mit Satinbezug, daneben ein Telefontischchen mit Zeitschriftenablage und einer rosafarbenen Marmorplatte. Die dem Bett gegenüberliegende Wand nahm ein sehr breiter Spiegelschrank ein. Rechts neben dem Bett und neben dem Nachttisch weitere Prunkstücke: ein elfenbeinfarbener Schreibtisch mit einem zweiten goldfarben eingefaßten Sessel und die längste Kommode, die Kendrick je gesehen hatte; pfirsichfarben gelackt – peche ,
hätte Manny Weingrass es genannt. Der Boden war mit einem dicken, weichen weißen Teppich bedeckt; der Flor war so hoch, daß es die reinste Fußmassage sein mußte, wenn man es wagte, ihn zu betreten. Das einzige, was fehlte, war ein Spiegel über dem Bett.
Die geschnitzte Tür war geschlossen, doch dahinter hörte Kendrick Stimmen – die eines Mannes und die einer Frau. Er hob die Hand und wollte auf seine Armbanduhr sehen. Sie war nicht mehr da. Wo war er? Wie war er hierhergeraten? O Jesus! Die Unterführung am Flugplatz... Er war gegen einen Wagen – gegen zwei Wagen geschleudert worden, und im Nu hatte sich eine ziemlich große Menge um ihn versammelt, bis er, stark hinkend, von irgend jemand weggeführt worden war. Asra! Asra wartete im Hotel Aradus auf
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