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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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tiefsten Drogenrausch, dachte Irene. Er trug lediglich eine löchrige Jeans. Irene breitete eine schmutzige Decke, die auf der durchgesessenen Couch lag, über ihm aus.
    »Ich zeige das an! Verdammte Scheiße …«
    Niklas versuchte, seine Kräfte zu mobilisieren, aber Jonny fiel ihm wieder ins Wort.
    »Uns anzeigen? Nicht doch. Sie sind im Zusammenhang mit einem Mordfall für uns von Interesse. Die Aussageverweigerung unter solchen Umständen bezeichnen wir als verdächtiges Verhalten . Das hat zur Folge, dass die Vernehmung im Präsidium fortgesetzt wird. Das kann ein Weilchen dauern, und da sitzt
man dann in einer winzigen Zelle, und zwar sehr lange. Aber das wissen Sie ja bereits alles«, sagte Jonny mit einem falschen Lächeln.
    Jeglicher Mut, den Niklas aufgebracht hatte, verließ ihn spätestens jetzt wieder. Sein konturloses Gesicht wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch bleicher.
    »Was … für ein verdammter Mordfall? Ich weiß nichts von irgendeinem beschissenen Mord«, sagte er mit heiserer Stimme.
    »Das werden wir sehen«, meinte Jonny knapp.
    Er legte eine Kunstpause ein und sah Niklas dann durchdringend an.
    »Wie oft sind Sie am Frölunda Torg?«
    »Frölunda Torg … Ist der Mord dort …«
    »Ich stelle hier die Fragen. Sie antworten!«, fiel ihm Jonny ins Wort.
    Er machte seine Sache als »Bad Cop« wirklich sehr gut. Irene hatte noch keine Veranlassung gesehen, sich einzumischen. Ihre Aufgabe war es, Eindrücke zu sammeln und Ungereimtheiten zu finden. Auf dem Fußboden lagen kleine Plastiktüten und Fetzen von Alufolie. Einige Tüten auf einer Kiste, die als Couchtisch diente, enthielten bunte Tabletten. In einer Ecke türmte sich ein Vermögen an geleerten Schnapsflaschen. Überall lagen klebrige, stinkende Pizzakartons herum. Auf der Spüle stapelte sich das schmutzige Geschirr mit eingetrockneten Essensresten, die sich schon nicht mehr bestimmen ließen. Der Mann auf dem Teppich regte sich nicht.
    »Wie oft gehen Sie zum Frölunda Torg?«, fragte Jonny erneut.
    »Einmal in der Woche … vielleicht.«
    »Vielleicht sogar mehrmals in der Woche?«
    Jonny befleißigte sich eines fast väterlichen Tonfalls. Das verunsicherte Niklas, und sein Blick irrte nervös umher.
    »Vielleicht.«
    »Kaufen Sie auch im ICA Maxi ein?«

    »Nein. Warum sollte ich?«
    Das Erstaunen in Niklas’ Stimme war vollkommen aufrichtig.
    »Lebensmittel muss doch jeder einkaufen. Wie oft gehen Sie in den ICA Maxi am Frölunda Torg?«
    »Nie«, sagte Niklas mit Nachdruck.
    »Aber irgendwann …«
    »Ich koche nicht.«
    »Aber irgendwann müssen Sie doch einkaufen?«
    »Ich kaufe das Essen fertig. Bockwurst, Hamburger oder Pizza«, sagte Niklas.
     
    »Er ist es nicht«, sagte Irene auf dem Weg zurück zum Auto.
    »Nein, vermutlich nicht. Aber der Ordnung halber hätte ich doch gerne gewusst, ob es etwas Bestimmtes ist, was deiner Meinung nach dagegen spricht, dass er der Mörder ist?«, erwiderte Jonny.
    »Er ist vollkommen weggetreten. Zugedröhnt, abgemagert und geschwächt. Das stimmt nicht mit der Personenbeschreibung überein. Obwohl ein zugedröhnter Junkie Bärenkräfte aufbieten kann, wenn er ausflippt, glaube ich nicht, dass Niklas in der Lage gewesen wäre, Marie oder die anderen beiden Frauen zu überwältigen. Sowohl Marie als auch Elisabeth waren extrem fit. Niklas’ Hauptinteresse scheint auch nicht zu sein, irgendwelchen Frauen nachzustellen, sondern den nächsten Stoff zu besorgen. Egal, welcher Art, solange er nur betäubend wirkt. Vermutlich sucht er zu diesem Zweck den Frölunda Torg auf.«
    »Stimmt. Scheiße!«
    Letzteres entfuhr Jonny, als sie ihren zivilen Dienstwagen erreicht hatten. Jemand hatte die hintere Seitenscheibe eingeschlagen.
    »Ist ja nett, dass sie diese Scheibe gewählt haben. Dann müssen wir auf dem Rückweg wenigstens nicht im Krümelglas sitzen«, meinte Jonny wütend.

    Sie öffneten die Tür zum Dezernat und hielten beide auf der Schwelle inne. Deutlich waren Egons fröhliches Kläffen sowie eine Stimme zu hören:
    »Guter Hund. Hol den Ball!«
    Irene und Jonny warfen sich einen Blick zu. So leise sie konnten, schlichen sie durch den Korridor. Vorsichtig schauten sie dann um die Ecke. Sie hatten richtig gehört und die richtigen Schlüsse gezogen.
    »Ist das etwa die Vorsteherin des Hundeasyls, die ihren Schützling unterhält?«, fragte Jonny, als sie um die Ecke kamen.
    Efva Thylqvist drehte sich um und sah ertappt aus. Egon lief mit dem blauen Ball in der Schnauze an

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