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Der Implex

Der Implex

Titel: Der Implex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Barbara; Dath Kirchner
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Unvermeidlichkeit einer, nun ja, Arbeitsteilung zwischen Herrschenden und Beherrschten ausgeht, von Theorie und Praxis auch, Handarbeit und Kopfarbeit – der Bolschewismus aber war in seinen erfolgreichsten Stunden beides, Verschwörung und Arbeiterbewegung, Geschichtstheorie und revolutionäre Propaganda. Die Aufhebung der Arbeitsteilung, die darin erscheint, ist allerdings so sehr »Schein« wie der Kampf der Aufklärung ums Naturrecht; sie hebt zunächst nicht die Arbeitsteilung, sondern nur die Hierarchie zwischen den arbeitsteiligen Tätigkeiten auf – auch Marx macht noch Theorie, aber als Kritik statt als (naturgemäß affirmative) Deskription, auch er will Politik, aber als Revolution statt als Maschine zur Verewigung der sozialen Kohäsion.
IV.
Geteilte, tote, gespeicherte Arbeit und die Folgen
    Die erste vernünftige Theorie der Arbeitsteilung seit der Politisierung der Vernunft zur Emanzipationsmaschine entsteht, als die immer schon vorhandene Arbeitsteilung durch andere neue Maschinen plötzlich dem bewährten abendländischen Dingschema (von dem viel zu oft viel zu abschätzig geredet wird) zugänglich wurde; die Maschinen der Industrialisierung nämlich, als Errungenschaft und Ausdruck des Kapitals – Marx nennt sie, die zum fixen Kapital gehört, gelegentlich, wie das Kapital selbst, polemisch: tote Arbeit, informatisch angeschaut könnte man sie auch »gespeicherte Arbeit« nennen –, machen es möglich, das Kapital, welches ja ein Verhältnis ist, zu reifizieren und die an ihm sich ausprägende Arbeitsteilung funktional von ihrem von diesem Verhältnis gesetzten Ergebnis her aufzuschlüsseln, nämlich als »great increase of the quantity of work, which, in consequence of the division of labour, the same number of people are capable of performing« 162 – Adam Smiths »labour« ist hier schon Lohnarbeit, nicht einfach Stoffwechsel mit der Natur. Die drei Hauptumstände dieser am Kapitalismus und mithilfe der industriellen Maschinerie sich verwirklichenden Arbeitsteilung sind nach Smith (und nicht erst nach Taylor, Ford oder whomever) ihre Impulse: »First, to the increase of dexterity in every particular workman; secondly, to the saving of the time which is commonly lost in passing from one species of work to another; and lastly, to the invention of a great number of machines which facilitate and abridge labour, and enable one man to do the work of many«, 163 was, als Verwissenschaftlichung und Herausnahme von Erfindern, Ingenieuren et cetera aus dem eigentlichen Produktionsprozeß, selber schon Arbeitsteilung zweiter Ordnung, nämlich eine Anwendung der Arbeitsteilung auf den bereits arbeitsteilig entstandenen Kapitalismus ist.
     
    Nicht wenige Staatsvorstellungen der Aufklärung entspringen schon vor solcher Klärungen aus dem erwachenden Interesse an und der sich formenden Reflexion auf die Arbeitsteilung; die berühmte Montesquieusche Gewaltenteilungstheorie ist dafür nur das flagranteste Exempel; immer und überall aber, wo die Aufklärung über den Staat nachdenkt, beherrscht dieses Denken die aus Arbeitsteilungsbewußtsein herrührende Fragestellung, ob es denn etwas gibt, was nur der Staat machen kann, und ob er es, wenn es das gibt, so machen kann, daß die Vorteile der Arbeitsteilung nicht im Zuge der gesellschaftlichen Anerkennung gesamtgesellschaftlicher Probleme, also solcher Probleme, die alle, unabhängig von ihrem Status in der Produktion (und nicht nur im Ständerecht), angehen, wieder verschenkt werden: Deshalb die Zentralismus- und Föderalismusdebatten, deshalb die Staatskirchendebatte, deshalb die Militärauseinandersetzung um die Frage »Miliz oder stehendes Heer, Söldner, Wehrpflichtige oder eine andere Alternative?«, deshalb noch im Umfeld der kleindeutschen aufgeklärten Absolutismen der Streit zwischen Aufklärung und Gegenaufklärung um das Impfen, deshalb die Bildungs- und die Zensur- und die Patentrechtsdebatte (sind die Medien freizulassen, da doch Zugang zu Informationen so ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, weil man Ingenieure ja nicht züchten kann, sondern ein begabter Arbeiter vielleicht, wenn er ausreichend Informationen besitzt, auf die richtige Idee kommt, andererseits aber auch, als Anarchist, bei Zugang zu den »falschen« Informationen, Bomben baut? Sind Informationsmedien vielleicht eine der staatlichen bis parastaatlichen Gewalten, deren Verhältnis das Gewaltenteilungsprinzip regelt, braucht man Staatsmedien, braucht man Privatmedien, in

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