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Der Indianerlord

Der Indianerlord

Titel: Der Indianerlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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zögernd: »Und was hältst du von mir?«
    Die unverbindliche Antwort erinnerte sie an seinen Enkel. »Das weiß ich noch nicht.«
    Lächelnd nickte sie.
    »Was soll ich denn von dir halten?«
    »Ich - ich würde mir wünschen, dass du mich magst.«
    »Hawks wegen?«
    »Ja«, stimmte sie etwas unsicher zu.
    »Übrigens, mein Enkel und mein Schwiegersohn haben mir Englisch beigebracht. Meistens verheimliche ich diese Sprachkenntnisse.«
    »Dann weide ich nichts davon verraten.«
    »Also willst du lernen, wie wir leben. Das freut mich, denn viele weiße Menschen urteilen zu schnell über uns. Sie glauben, hier in der Prärie wären alle Indianer gleich. Und sie behaupten, wir seien Wilde.« Seufzend hob er eine Hand und zeigte auf die schlanke Frau mit den ordentlich geflochtenen weißen Zöpfen. »Deer Woman lebte unter unseren Verbündeten, den Cheyennes im Norden - gute Menschen.«
    »Natürlich sind deine Verbündeten gute Menschen«, meinte Skylar lächelnd.
    »O ja. Unsere Verbündeten ... Oft sagen die Weißen, die Sioux seien besonders kriegerisch. Aber wir suchen keinen Krieg mit ihnen. Sie haben uns versprochen, wir könnten gewisse Gebiete behalten, bis das Gras nicht mehr wachsen, der Wind nicht mehr über der Prärie wehen und der Himmel nicht mehr blau leuchten würde. Friedlich lagerten die Cheyennes am Wachita. Die Frauen arbeiteten mit ihren Ahlen, die Männer reinigten ihre Jagdgewehre. Über dem Land lag eine dicke Schneedecke. Kinder spielten, Babys schrien. Plötzlich ertönten die Trompeten der weißen Soldaten. Unzählige Pferde sprengten durch den Schnee. Und dann kamen die weißen Männer ins Dorf und schossen, schlugen die Bewohner nieder und steckten die Wigwams in Brand. Ob sie Krieger oder alte Leute, Kinder, Frauen und Babys töteten, kümmerte sie nicht. Pretty Womans Tochter, die ein Kind auf dem Arm und eins unter dem Herzen trug, wurde grausam ermordet. In großen Pfützen breitete sich das Blut im Schnee aus. Wenn sie uns wild nennen was sind dann die Weißen?
    Deer Woman wurde für tot gehalten, und einfach liegengelassen. Nur wenige überlebten. Du siehst also, meine Enkelin, der Mensch ist zu vielen Dingen fähig, und ich bin froh, dass deine Augen hinter die Dinge blicken, die sie sehen.«
    »Danke«, flüsterte sie.
    Inzwischen hatte die alte Frau Skylars Füße mit der Salbe eingerieben. Sie stand auf, holte das schöne Kleid, das sie bestickt hatte, und legte es ihr in die Hände.
    Was sie sagte, verstand Skylar nicht, und der Großvater übersetzte: »Deer Woman schenkt dir das Kleid.«
    »Oh, so etwas Schönes kann ich nicht annehmen ... «
    »Doch, denn du hast uns Ponys und Rinder gebracht. Die Ponys helfen uns zu überleben, die Rinder bieten uns ein Festmahl. Also musst du dieses Kleid tragen und auch das Geschenk der anderen Frauen in Ehren halten.«
    »Das Geschenk der anderen Frauen?« Als sie ein Kichern hörte, drehte sie sich um.
    Im Eingang des Wigwams standen mehrere Indianerinnen. Offenbar hatten sie schon die ganze Zeit hereingeschaut. Lachend lief das älteste Mädchen zu Skylar, zog sie auf die Beine und führte sie dann aus dem Zelt.
    Die Frauen berührten sie, drehten sie im Kreis herum, strichen über ihr Haar. Beklommen dachte sie an die Geschichten, die sie gehört hatte. Angeblich würden die Sioux-Squaws ihre Gefangenen grausam foltern.
    Aber diese Frauen taten ihr nichts zuleide. Mochte es im Lager auch Leute geben, die sie wegen ihrer weißen Haut verachteten - diese Indianerinnen waren ihr freundlich gesinnt. Könnte sie doch mit ihnen sprechen, alles über sie erfahren ...
    Eifrig ergriffen sie Skylars Hände und zogen sie mit sich. Als sie ihr das Geschenk zeigten, bedankte sie sich gerührt, und sie war sicher, dass sie verstanden wurde.
     
    ***
     
    Da Hawk und Sloan nur halbe Sioux-Wasichus waren und ihre andere Welt eben erst verlassen hatten, unterzogen sie sich willig dem Ritual eines reinigenden Schweißbades, dem Inipi. Darin befreiten sie sich von allem Unrecht, das sie vielleicht begangen hatten, und von fremden Mächten.
    Danach schlüpften sie in enge Lederhosen und Mokassins und bereiteten sich auf den offiziellen Besuch bei Crazy Horse vor.
    Er erwartete sie zusammen mit He Dog, einem seiner treuesten Anhänger, und sie begrüßten sich alle wie alte Freunde - aber zurückhaltend, wie es der Sioux-Art entsprach.
    Bei der Besprechung saß Crazy Horse zwischen Hawk und Sloan. Auch Willow, Ice Raven und Blade gesellten sich

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