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Der indigoblaue Schleier

Der indigoblaue Schleier

Titel: Der indigoblaue Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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klammen Wäschestücke wurden zum Lüften nach draußen gehängt, und man ließ sich voller Wonne von den Sonnenstrahlen wärmen.
    Miguel konnte dem schönen Tag wenig abgewinnen. Er fühlte sich erbärmlich. Den ganzen Vormittag schon hatte er sich übergeben müssen, und in ungefähr stündlichen Intervallen suchten ihn fürchterliche Unterleibskrämpfe heim. Wenn das so weiterging, würde er sich gleich auf dem Abort häuslich einrichten können. Hatte es ihn erwischt? War das die Seuche, oder war es nur eine ganz normale Unpässlichkeit, wie sie die indische Küche mit ihren scharfen Gewürzen zuweilen auslöste? Er hatte am Vortag ein sehr pikant zubereitetes Vandaloo gegessen, vielleicht war das schuld an seiner körperlichen Verfassung. Denn Crisóstomo, der ja ebenfalls den giftigen Dünsten in der Stadt ausgesetzt gewesen war, erfreute sich bester Gesundheit, und der hatte von dem Gericht bestimmt nichts gegessen, da er kein Fleisch zu sich nahm.
    Panjos Laune hatte sich dank des schönen Wetters gebessert. War er in den vergangenen Wochen träge und lustlos gewesen, so sprang er heute aufgeregt wedelnd um Miguel herum und verlangte nach einem Spaziergang oder einem Spiel im Garten. Er legte einen kleinen ledernen Ball, sein Lieblingsspielzeug, vor Miguels Füße und sah ihn erwartungsfroh an.
    »Ach, mein treuer Freund«, ächzte Miguel, »heute nicht. Ich bin ganz schwach auf den Beinen.« Im selben Augenblick sackte er in sich zusammen.
    Panjo war verstört. Er bellte und stupste seinen Herrn mit der Nase an, doch der rührte sich nicht. Erst als ein Diener herbeigeeilt kam, der den Lärm bedenklich gefunden hatte, und dieser Miguel mit zwei Ohrfeigen wieder aus seiner Ohnmacht aufweckte, beruhigte sich der Hund ein wenig.
    Miguel wurde ins Bett gesteckt. Man brachte ihm allerlei Wundertinkturen, wusch und salbte ihn mit Blütenessenzen und Kräuterölen und setzte ihm schließlich einen Trank vor, der angeblich alle Krankheiten, mit denen ein so hoher Flüssigkeitsverlust einherging, lindern konnte. Doch Miguel brachte kaum einen Tropfen davon hinunter. Das Gebräu schmeckte so widerwärtig, dass es ihn nicht gewundert hätte, wenn es sich um Ochsenpisse gehandelt hätte. Und es löste nur einen weiteren Würgereiz aus. Allmählich fragte er sich, was es da noch zu spucken gab, er hatte seit 24 Stunden nichts mehr gegessen und sich bereits um viel mehr erleichtert, als er zu sich genommen hatte.
    Crisóstomo brachte ihm den Saft einer grünen Kokosnuss. »Das ist gesund, Herr. Das Kokoswasser enthält alles, was Euer Körper benötigt, um die Krankheit zu besiegen.«
    Miguel nahm einen Schluck und fand ihn tatsächlich erfrischend. Er bekam ihm besser als all die dubiose Medizin, die man ihm bisher eingetrichtert hatte. Er nahm einen größeren Zug, danach fiel er ermattet in seine Kissen zurück. Es würgte ihn schon wieder.
    Nach einigen Tagen, in denen ihr Herr keinerlei Besserung erkennen ließ, waren die Dienstboten verzweifelt. Sie stritten sich darüber, wie zu verfahren sei. Der eine wollte nach einem indischen Heiler rufen, der andere nach einem portugiesischen Arzt, der nächste schlug vor, man möge einen katholischen Priester kommen lassen, und wieder ein anderer fand, dass ein Hindu-Priester wahrscheinlich hilfreicher sei. Der Koch setzte sich schließlich kraft seiner Position und seines Alters durch: Ein portugiesischer Arzt sollte gerufen werden.
    Es dauerte weitere zwei Tage, bis man einen aufgetrieben hatte. Als der Mann kam, war Miguel derart entkräftet, dass er sich nicht mehr gegen dessen Behandlungsmethoden auflehnen konnte.
    »Wir müssen die Fenster dicht verschließen«, ordnete der Arzt an, »um den Patienten vor den Dünsten zu schützen, die die Krankheit verbreiten.«
    »Aber warum haben wir anderen dann nichts?«, wagte Crisóstomo zu fragen. Der Doktor ignorierte den Jungen. Was wollte so ein indischer Grünschnabel schon wissen?
    »Weiterhin müssen wir den Senhor Miguel zur Ader lassen. Auch Schröpfkuren haben sich in solchen Fällen bewährt.«
    »Aber …«
    »Still, Bürschchen. Ihr macht es so, wie ich sage, sonst stirbt euer Herr.« Er räusperte sich. »Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass dieses Tier«, damit wies der Arzt auf Panjo, der vor dem Bett über Miguel wachte, »sich nicht länger in der Nähe des Patienten aufhält.«
    »Aber …«
    Der Arzt begann die Geduld zu verlieren. »Verlass dieses Zimmer, du Tölpel. Schick mir einen

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