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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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in der Botschaft in Buenos Aires einigermaßen gut versorgen können, denn es handelte sich um reine Streifschüsse, also lediglich oberflächliche Fleischverletzungen. So weh konnten die einfach nicht mehr tun. Aber Idwood wollte eben unbedingt mit dem Taxi fahren. Wahrscheinlich war er sauer darüber, daß sein Wagen in Heathrow stand, ihr Flugzeug dagegen in Gatwick gelandet war.
    Der Taxifahrer kämpfte sich aufopferungsvoll durch den mittäglichen Vorstadtverkehr und wagte dann den Versuch, ins Stadtzentrum vorzustoßen. Gut anderthalb Stunden nach der Abfahrt in Gatwick hatte er Whitehall erreicht.
    Zehn Minuten später ließen sich die beiden auf die Sessel in Greens Büro sinken.
    »So, da wären wir wieder«, stellte Idwood tiefsinnig fest und griff zum Telefonhörer. »Ah, hallo, Yvonne, du Goldstück. Ist der Chef da?«
    »Ist er! Er wartet schon ungeduldig darauf, daß du dich meldest. Wo seid ihr denn, in Uruguay oder wieder in Buenos Aires?«
    »Wir sind im übernächsten Büro, mein Herz«, eröffnete ihr Green.
    »Das ging ja schnell. Kommt ihr herüber?«
    »Klar, wir sind schon unterwegs.« Green legte auf und nickte Lundquist zu. Die beiden Männer mühten sich aus den Sesseln und gingen zu Sir Ronalds Büro.
    »Dr. Green, Dr. Lundquist!« rief Abbott erstaunt aus. »Sie sind bereits zurück? Was haben Sie erreicht?«
    Idwood setzte ihn von den Vorfällen in Mercedes in Kenntnis. Auch Lundquist warf hin und wieder eine Bemerkung ein.
    Abbott hörte aufmerksam zu und maß Green dann mit einem prüfenden Blick. »Ich entnehme der Tatsache, daß Sie hier munter hereinspaziert kamen, daß die Verletzungen nicht allzu ernst sind.«
    »Oh, oh«, unterbrach Stan Lundquist, »ganz falsch, Sir Ronald, sie schmerzen sehr!«
    Green stieß dem Langen den rechten Ellbogen in die Rippen und grinste. »Hören Sie nicht auf ihn, Sir, er übertreibt maßlos! Gab es hier etwas Neues?«
    Abbott nickte. »Ja, und zwar etwas, das zu Ihren Schilderungen der Vorfälle in Mercedes paßt. Ein anonymer Anrufer hat versucht, Malcolm Lowe zu erpressen.«
    »Seit wann kann man Tote erpressen?« fragte Lundquist verständnislos.
    Abbott sah ihn nachdenklich an. »Nun, ich nehme an, der Anrufer wußte noch nichts von Lowes freiwilligem Dahinscheiden. Aber das spielt auch keine große Rolle. Er wollte Lowe nämlich nicht als Person an sich erpressen wie dieser Cruikshank vorher, sondern eher als Repräsentanten der britischen Regierung.«
    »Schöner Repräsentant«, brummte Green leise.
    »Sagten Sie etwas, Dr. Green?« fragte Abbott scheinheilig, der die Bemerkung genau verstanden hatte.
    »Ach was, Sir«, winkte Green ab. »Nichts.«
    »Gut! Äh, wo war ich stehengeblieben? Also, der Anrufer behauptet, er sei im Besitz der richtigen Impfseren und Cruikshank hätte nur geblufft.«
    »Teufel aber auch! Was will er und womit droht er?«
    »Er will fünf Millionen Dollar, und er droht mit der Infizierung englischer Rinderherden. Ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu erläutern, was eine Grippeepidemie, zum Beispiel im dichtbesiedelten Großraum London, für Ausmaße annähme. Und, wenn unsere Informationen über die Schwere der ausgelösten Krankheit zutreffen, wie viele Tote das kosten könnte.«
    Green und Lundquist blickten sich betroffen an. Was für Arschlöcher es doch gab auf dieser einen Welt!
    »Gibt es Hinweise auf die Person des Anrufers?« wollte Green wissen.
    Abbott schüttelte den Kopf. »Keine. Allerdings gibt es einige Anhaltspunkte. Erstens, das Telefongespräch, das Ihr Mitarbeiter Mr. Thurso in der Ministervilla entgegengenommen hat, kam offenbar aus Uruguay.«
    »Ach!« machte Green und sah Lundquist an. »Wie hieß der Schießer noch gleich? Cruikshank rief doch seinen Namen.«
    »Roessner«, erwiderte Lundquist. »Und kurz bevor er starb, hat er den Namen noch mal geflüstert. Emilio Roessner. Und jetzt weiß ich auch, was er meinte, als er die Viren erwähnte. Klar, Roessner hat das Teufelszeug.«
    Sir Ronald nickte. »Sie haben völlig recht, Dr. Lundquist, er hat die Viren.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Green gespannt.
    Abbott zog ein Blatt Papier aus einer Plastikhülle und reichte sie seinem Agenten. »Weil wir heute morgen Post von ihm bekommen haben, Dr. Green. Eine kleine runde Versandhülse mit diesem Schreiben und einer Phiole. Der Inhalt des Reagenzröhrchens wird vom Labor analysiert. Ein erster vorläufiger Befund, den ich vor etwa dreißig Minuten erhalten habe, sagt, daß die Phiole mit

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