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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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drehte die Messerklinge ein wenig hin und her, was Blunstone zu dem Versuch veranlaßte, sich rückwärts zu bewegen. Zu seinem Pech erreichte er nach knapp dreißig Zentimetern das Kopfteil des Bettes und war dem Klappmesser wieder ausgeliefert.
    »Schluß mit dem Scheißtheater, Blunstone! Sie wissen genau, was ich gerade gesagt habe! Wo ist Dr. Lundquist?«
    Blunstone traten die Schweißperlen auf die Stirn. »Ich weiß wirklich nicht, was Sie …«
    »Halt die Schnauze, du Schwein!« drohte Green jetzt unmißverständlich und verstärkte den Druck des Messers. »Ich will innerhalb der nächsten Minute wissen, wo Lundquist ist, oder du bleibst hier als Leiche zurück. Du hast die Wahl. Ganz einfach. Du oder Lundquist!«
    Hinter Blunstones Stirn sah man es förmlich arbeiten. Die Schweißperlen hatten sich inzwischen zu wahren Sturzbächen ausgeweitet. Endlich schien er zu einem Entschluß gekommen. »Was passiert, wenn ich Ihnen sage, wo dieser Dr. Lundquist ist?«
    Green grinste ihn an, während er innerlich aufatmete. Blunstones Frage ließ darauf schließen, daß der lange Australier noch am Leben war. »Gar nichts!« antwortete er dann. »Ich höre dir nur aufmerksam zu.«
    »Sie hören mir zu? Und dann? Wie lange wollen Sie mich weiter bedrohen?«
    Green nickte. »Siehst du, jetzt hast du es verstanden! Ich will Lundquist, und zwar im Austausch gegen dich! Wenn ihm etwas zustößt bis dahin, bist du tot! Kapiert?«
    »Aber, das … ich … wie soll ich das denn anstellen?«
    »Du hast doch bestimmt ein Telefon, oder? Also ruf die Leute an, die auf Lundquist aufpassen, und sag ihnen, sie sollen ihn gegen dich austauschen. Was ist daran so schwierig?«
    »Verdammt, ich weiß nicht, ob da jemand drangeht. Was machen wir dann?«
    »Dann werden wir nachdenken. Aber erst wollen wir es mal versuchen, okay?« Green griff mit der Linken zum Nachttisch hinüber und langte nach dem Telefon, während er mit der anderen Hand das Messer hielt. Er stellte den Apparat vor Blunstone aufs Bett und gab ihm den Hörer in die rechte Hand. »Los, sag mir die Nummer! Ich werde für dich wählen!«
    Blunstone knirschte ein wenig mit den Zähnen und versuchte, noch etwas Zeit zu schinden. »Was soll ich denen denn sagen?«
    Green setzte ein verbindliches Lächeln auf. »Nun, Sie werden sagen, wo wir uns in genau einer Stunde treffen werden.« Er beschrieb den Feldweg, auf dem er am frühen Abend die Dunkelheit abgewartet hatte. »Dort werden wir die Übergabe durchziehen. Ihre Leute sollen von der anderen Seite in den Feldweg hineinfahren und dort, wo das Wäldchen anfängt, stehen bleiben. Wenn ich mit den Autoscheinwerfern Blinkzeichen gebe, sollen sie Lundquist herüberschicken. Sobald er die Hälfte des Weges zurückgelegt hat, lasse ich Sie gehen, Blunstone. Haben Sie das alles kapiert?«
    Der Interclone- Chef nickte grimmig.
    »Also dann!« ermunterte ihn Green. »Rufen wir doch mal an!«

Dingle, Irland
    S tan Lundquist saß auf seiner vergammelten Pritsche und dachte nach. Schon wieder war ein Tag verstrichen, und die Dämmerung brach herein. Und er war immer noch hier drin, in diesem miesen Loch. Du mußt hier raus, befahl er sich. Wenn du einfach hier sitzen bleibst, werden sie dich über kurz oder lang umlegen.
    Angestrengt grübelte er über eine Schwachstelle im System nach. Wie kam man an den Schlüssel zu dieser verdammten Tür heran? Es mußte einfach eine Möglichkeit geben. Moment, wie war das noch gleich? Wenn er rief, kam einer herunter. Immer derselbe. Und der steckte dann den Schlüssel ins Schloß, und dann …
    Lundquist stutzte und besah sich den relativ großen Spalt unter der Tür. Ja, vielleicht ging es so! Etwas optimistischer gestimmt erhob er sich von der Pritsche und hob das Holzgestell an. Ziemlich morsch! Er trat heftig gegen die eine Schmalseite, bis sie zerbrach. Wenig später hielt er ein langes Seitenteil in den Händen. Verbissen machte er sich daran, das knapp zwei Meter lange und dreißig Zentimeter breite Holzstück der Länge nach zu zerteilen. Mit Hilfe der bereits abgebrochenen Restteile der Pritsche und den Füßen als Hammer hatte er die Aufgabe in weniger als vier Minuten gelöst. Er ergriff das lange Holzstück und ging zur Tür. Dort begann er zu klopfen und zu rufen, wie er es immer tat, wenn er auf die Toilette wollte. Eine Reaktion ließ zum Glück nicht lange auf sich warten. Draußen im Gang erscholl die Stimme seines Wärters. »Was denn, mußt du schon wieder pinkeln? Ganz

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