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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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aussah, als hätte ihn versehentlich ein Bus gestreift.
    Reggie erschien wieder in der Küche. »Du hattest recht, es sieht schlimm aus mit Will. Aber glücklicherweise lebt er noch. Wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen.« Sein Blick fiel auf den inzwischen bewußtlosen Australier. »Was hast du mit ihm angestellt?« brüllte er seinen Kumpel an. »Bist du verrückt, oder was? Der Chef läßt uns häuten, wenn wir ihm ohne Befehl an die Gurgel geh'n. Spinnst du? Lebt er noch?«
    »Sicher lebt er noch, verdammt! Ich habe ihm praktisch nichts getan. Was machen wir jetzt mit ihm?«
    »Wir bringen ihn zurück in den Keller, und dann schaffen wir erst mal Will zum Arzt. Wenn wir zurückkommen, versuche ich, den Chef zu erreichen.«
    Sie packten den Stuhl mit Lundquist und bugsierten ihn in das Kellergefängnis. Mit dem halb toten Will kehrten sie nach oben zurück und verließen das Haus.
    Nach einer guten Viertelstunde kam Lundquist langsam wieder zu sich. Der Kopf brummte wie ein Bienenstock, und sein rechtes Auge war mit geronnenem Blut verklebt. Es dauerte einige Minuten, bis er sich darüber im klaren war, daß dies noch nicht die Hölle sein konnte. Mithin schien er noch am Leben zu sein. Aber wie lange noch? Angespannt wartete er auf ein Lebenszeichen seiner Peiniger, aber draußen, hinter der Kerkertür, war nichts zu hören.
    Erst einige Stunden später vernahm er Geräusche. Die Kerle schienen zurück zu sein. Da konnte es ja wieder heiter werden. Zu seinem Erstaunen kamen sie jedoch nicht herunter; erst nach einer weiteren Stunde hörte er Schritte auf der Kellertreppe.
    Mit mißmutigem Gesicht kamen die beiden zur Tür herein. »Wir werden dich jetzt losbinden, Lundquist«, knurrte Reggie. »Dann wirst du uns, ohne Mätzchen zu machen, ins Auto begleiten, hast du das kapiert? Wenn du irgendwelche Tricks versuchen solltest, werde ich dich mit Freuden abknallen, verstanden?«
    Lundquist versuchte ihn trotz seines verklebten Auges anzusehen. »Und was passiert, wenn ich mich nicht wehre? Dann knallt ihr mich auch ab! Was denkt ihr denn, he? Daß ich mich abschlachten lasse wie ein Schaf? Ihr spinnt wohl?«
    »Red nicht so eine Scheiße, Mann. Wenn wir dich umbringen wollten, hätten wir das hier unten getan. Nein, du sollst ausgetauscht werden. Also, reiß dich am Riemen!«
    »Ausgetauscht?« Stan konnte es kaum fassen. »Gegen wen denn?«
    »Das geht dich überhaupt nichts an, du Klugscheißer. Sei froh, daß du überhaupt hier rauskommst. Also, gehst du ohne Tricks mit?«
    Was sonst, dachte Lundquist. Dann nickte er.
    Die beiden Männer banden ihn vom Stuhl los und stützten ihn, während er versuchte, langsame Schritte zu tun. Die Nylonschnüre hatten den Blutkreislauf in Armen und Beinen stark eingeschränkt, und entsprechend schlecht konnte er jetzt laufen. Nach einigen Minuten aber ging es ihm etwas besser. Aufatmend ließ er sich in den Fond von Reggies Auto fallen und dankte erst einmal dem Herrn für seine Güte.
    Am Leben! Immer noch!
    Knappe fünfzig Minuten später lenkte Reggie den Wagen über ein paar Feldwege, bis er am Rand eines Wäldchens anhielt. Er knipste kurz die Innenbeleuchtung an und sah auf die Uhr. »Zehn vor zwei«, sagte er halblaut. »Also noch zehn Minuten.« Er drehte sich zu Lundquist um. »Denk dran, einen Mucks, und ich blas dir das Hirn raus!«
    Der Australier entschloß sich, einfach die Klappe zu halten. Irgend etwas Erfreuliches ging hier vor.

Limerick, Irland
    S iehst du, Blunstone, es war doch jemand da!« sagte Green erfreut, nachdem der Interclone- Chef das Telefongespräch mit Stans Entführern beendet hatte. »Jetzt brauchen wir uns nur noch in Bewegung zu setzen.« Er griff Blunstone mit der linken Hand in die Haare, während er ihm mit der rechten weiter das Messer an die Kehle hielt. »Aufstehen!« befahl er scharf. Blunstone rutschte vorsichtig vom Bett und stellte sich auf die Füße.
    »Weiter, in Richtung Balkon!« verlangte Green. Als Blunstone den ersten Schritt getan hatte, nahm ihm Green das Messer vom Hals und die Hand aus dem Haar. Dabei wechselte er das Messer in die linke Hand. Blunstone witterte eine Chance und drehte sich um. Er hatte diese Bewegung noch nicht einmal halb ausgeführt, als ihn schon die Handkante des Engländers an der bekannten Stelle am Halsansatz traf. Wie ein Ballon, dem man die Luft ausläßt, sackte der Firmenchef in sich zusammen.
    So, dachte Green, nun kann man sich etwas besser bewegen. Er ging ans Balkonfenster und riß

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