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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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er mir auch, warum er in meinem Land ist, denn er hat erkannt, daß er nicht persönlich Rache üben kann. Schneller als der FBI-Frau ist ihm klargeworden, daß in Asien andere Regeln gelten, und wir machen nun mal zwei Drittel der Weltbevölkerung aus. Er ist gekommen, um sich zu verabschieden.
    Er hievt sich hoch, und ich muß mich an der Wand abstützen, um es ihm gleichzutun. Ich empfinde tiefe Zuneigung für diesen riesigen Mann mit dem riesigen Herzen, und diese Zuneigung hat mich dazu gebracht, mit seinem Bierkonsum mitzuhalten. Ich bin selten so betrunken gewesen, aber dankbar dafür, daß er eine Einzelheit des Falls geklärt hat, über die die FBI-Frau und ich uns seit Wochen den Kopf zerbrechen. Auf Gummiknien folge ich ihm zu dem Laden, wo wir uns neben den Motorradtaxis zum Abschied umarmen. Nur das größte davon, eine Honda 500 ccm, ist stabil genug für ihn, und die Jungs grinsen und tuscheln, als er sich auf den Rücksitz setzt und die Maschine unter ihm zusammensinkt. Ich sehe ihm und dem Fahrer nach, dann stolpere ich zurück in mein Wohnloch, wo ich mit übermenschlicher Konzentration die Nummer der FBI-Frau wähle. Ich schrecke sie aus tiefem Schlaf auf und brauche eine ganze Weile, sie davon zu überzeugen, daß es sich nicht um einen obszönen Anruf handelt. Als sie endlich begreift, was ich ihr mit betrunkener Stimme zu erklären versuche, ist sie hellwach.
    »Elijah hat mir die Augen geöffnet«, sage ich stolz, wenn auch ein bißchen undeutlich.
    »Die Kobras befanden sich in einem Kühlbehälter? Bradley dachte, das wäre ein ganz normaler Flughafentransport? Die Python war drin, um den Behälter aufzubrechen?«
    »Genau.«
    »Aber wie hat sie den Schlangen die yaa-baa- Injektion verpaßt?«
    »Keine Injektion. Die Schlangen waren im Stroh, zwischen dem Eis. Winterschlafmodus. Eis schmilzt. Schlangen wachen auf, haben Durst, trinken geschmolzenes Eis. Im Wasser war yaa baa. Das hat die Python in Rage gebracht. Sie hat das Schloß aufgebrochen.« Ich kichere.
    »Muß furchtbar gewesen sein.«
    »Was ist mit den beiden toten Schlangen, die Sie gefunden haben?«
    »Squatter mußten Behälter rausnehmen, bevor wir kamen. Waren noch Schlangen im hinteren Teil des Wagens, alle andern vorn bei Bradley. Die hinten sind mit ’nem Stock oder so was ähnlichem erschlagen worden. Sie haben das yaa baa alle paar Monate mit Kühlbehältern ins Land gebracht. Deswegen hatte Old Tou genug von den Dingern für die Hütte.«
    »Dann haben also ein paar verschwiegene Squatter den Kühlbehälter trotz der Schlangen durch die Hecktür aus dem Wagen geholt, weil das Geschäft hops gegangen wäre, wenn Sie ihn gefunden hätten? Klingt logisch. Aber der alte Suffkopf hat nichts davon erwähnt, oder?«
    »Vielleicht hat er sich dümmer gestellt, als er war. Vielleicht haben sie ihm auch eingetrichtert, was er sagen soll. Wer weiß.«
    Schweigen, vermutlich ein Ausdruck ihrer Bewunderung ob meiner genialen Kombinierfähigkeit, möglicherweise auch ihres Ekels vor meiner Trunkenheit – ich bin mir nicht sicher, was mich selbst mehr beeindruckt.
    »Ach. Tja, gute Arbeit, Partner. Wir reden weiter, wenn Sie Ihren Rausch ausgeschlafen haben. Vielleicht in einer Woche oder so?«

49
    Klopfen an meiner dünnen Tür. Jemand ruft meinen Namen, versucht es zuerst mit »Sonchai«, dann mit »Detective Jitpleecheep«. Ich muß voll bekleidet auf meinem Futon eingeschlafen sein. Ich habe mörderische Kopfschmerzen, und ich brauche zwanzig Minuten, um mich aus meiner Höhle herauszuschälen. Ohne Fenster verliere ich das Zeitgefühl, besonders nach einem Vollrausch. Das helle Licht der Sonne bringt mich fast um. Draußen auf dem Hof steht ein Wagen mit Motorradeskorte, den der Colonel geschickt hat. Es handelt sich um denselben Lexus, mit dem er mich vor noch nicht allzu langer Zeit entführt hat, allerdings sitzt diesmal ein anderer Fahrer am Steuer.
    Es sind vier Motorräder, und die Verkehrspolizei ist angewiesen, uns einen Weg zu bahnen. Überrascht stelle ich fest, daß wir in Richtung nationaler Flughafen fahren. Wenn sie doch bloß keinen solchen infernalischen Lärm machen würden mit ihren verdammten Sirenen.
    Ich werde höflich, aber bestimmt von der Limousine zum Check-in-Schalter für die Flüge nach Chiang Mai eskortiert, wo einer meiner Begleiter ein Erste-Klasse-Ticket auf meinen Namen aus der Tasche holt. Meine Wachhunde zeigen ihre Polizeiausweise vor, um in den Wartebereich zu gelangen, wo wir uns setzen. Als

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