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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Weißer Rauch quoll näher und trug den unverkennbaren Geruch von Plastiksprengstoff zu ihnen - und noch etwas anderes: den salzigen Duft der Seebrise. Sie hatten einen Weg nach draußen.
    Wenn sie lange genug lebten, um ihn benutzen zu können.

8
    Wie lange würde es dauern, bis die KLF-Soldaten im vollen Maße mobilisiert waren? Hundertzwanzig Sekunden? Weniger? Wie viele Wachen waren im Dienst? Wie viele Wachen waren an den Schutzwällen postiert?
    Es würde nicht lange dauern, bis sie es genau wussten.
    Ein Stück der massiven Steinmauer war unter der Wucht der Explosion in sich zusammengebrochen, und überall lagen zackige Trümmer herum. Aber Theos Taschenlampe bestätigte, was ihnen die feuchte Seebrise versprochen hatte. Die Öffnung war groß genug, dass sie, wenn sie kräftig zerrten und schoben, nach draußen klettern konnten. Katsaris übernahm die Spitze. Janson würde die Nachhut bilden. Sie würden gemeinsam den geschwächten Gefangenen dabei behilflich sein, sich durch den aufgehäuften Schutt der Sprengung ins Freie zu arbeiten.
    Achtzig Sekunden später waren sie alle vier draußen. Die Seebrise war jetzt kräftiger geworden, und der Nachthimmel war heller, als er das zuvor bei ihrem Absprung gewesen war; die Wolkendecke fing an aufzubrechen. Man konnte die Sterne und ein Stück der Mondsichel sehen.
    Aber eine Mondscheinnacht war das Letzte, was sie jetzt brauchen konnten. Sie hatten das Verlies hinter sich gelassen. Aber sie waren nicht frei. Noch nicht.
    Janson stand mit den anderen an die Kalksteinmauer gelehnt und stellte ihre exakte Position fest. Die Brise wehte ihm um die Nase, verdrängte den klebrigen Geruch des Bluts seiner Opfer und ließ ihn auch den Schweißgeruch der Gefangenen nicht wahrnehmen, die sich seit Tagen nicht mehr hatten waschen können.
    Das Areal unmittelbar unter der Mauer war in mancher Hinsicht weniger gefährlich als das weiter draußen. Janson sah, dass auf den dem Meer zugewandten Befestigungsmauern bewaffnete Männer standen, manche an schweren Geschützen. Deshalb hatte man die Befestigungsanlagen gebaut - um von ihnen aus die Korvetten und Handelsschiffe rivalisierender Kolonialimperien beschießen zu können. Je weiter sie sich von den Mauern entfernten, umso bessere Zielscheiben würden sie bieten.
    »Können Sie laufen?«, fragte Janson Novak.
    »Eine kurze Strecke?«
    »Ja, nur eine kurze Strecke«, erwiderte er beruhigend.
    »Ich werde mir verdammt Mühe geben«, antwortete der Milliardär und schob entschlossen das Kinn vor. Er war um die Sechzig und war unter höchst bedrohlichen Umständen in Gefangenschaft gewesen, aber seine schiere Willenskraft würde sicherstellen, dass er es schaffte.
    Seine Entschlossenheit beruhigte Janson. Was Donna Hedderman anging, hatte er einige Zweifel. Sie schien die Art Frau zu sein, die jeden Augenblick einen hysterischen Anfall bekommen konnte. Und sie war zu schwer, um sie sich auf die Schultern zu laden.
    Er legte ihr die Hand auf den Arm. »Hey«, sagte er. »Niemand verlangt etwas von Ihnen, was über Ihre Kräfte geht. Haben Sie das verstanden?«
    Sie wimmerte leise, und ihre Augen blickten ihn flehentlich an. Ein Mann im Kampfanzug mit schwarzer Gesichtsbemalung bot für sie nicht gerade einen beruhigenden Anblick.
    »Ich möchte, dass Sie sich voll und ganz konzentrieren, okay?«
    Er deutete auf einen fünfzig Meter entfernten Felsvorsprung, wo das Terrain jäh in die Tiefe abfiel. Ein Staketenzaun, der einmal weiß gestrichen worden war und von dem jetzt die Farbe abblätterte, umgab die Klippe, eher eine Demarkationslinie als ein echtes Hindernis. »Dort laufen wir jetzt hin.«
    Er ersparte ihr weitere Einzelheiten seines Plans, sagte ihr nicht, dass sie sich an Seilen über den Klippenrand hinunterlassen würden, zu einem Boot, das achtzig Meter unter ihnen in der wogenden Brandung wartete.
    Katsaris und Novak rannten zu dem Felsvorsprung hinüber; Janson, den die keuchende Amerikanerin beim Laufen behinderte, folgte ihnen nach.
    Im Grau der Nacht sah es aus wie der Rand der Welt. Ein heller Felsbrocken und dahinter nichts.
    Und jenes Nichts war ihr Ziel; ihre einzige Rettung.
    Wenn sie es rechtzeitig erreichten.
    »Mach das Seil fest!«, rief Janson Katsaris zu.
    Die Klippe bestand überwiegend aus Gneis, einem festen, unregelmäßig verwitterten metamorphen Gestein. In der Nähe des Übergangs gab es einige geeignete Felszacken. Wenn sie einen davon benutzen konnten, würde das schneller gehen und sicherer

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