Der Janson-Befehl
wie eine Pythonschlange um seine Brust wand und seine Atmung behinderte; gleich darauf presste es sich schmerzend in seine Gesäßmuskulatur. Diese Art des Abseilens war etwas ganz Natürliches, vermutete er, so wie es eine natürliche Geburt gab. Das Qualvolle daran war eben das, was die Realität ausmachte. Seine Hände waren am Ende ihrer Leistungsfähigkeit; aber wenn er das Tau losließ, dann war nichts mehr zwischen ihm und den Felsklippen in der Tiefe.
Er brauchte nur noch ein wenig durchzuhalten, musste sich immer wieder daran erinnern, dass dort unten am Klippensockel die anderen Mitglieder seines Teams auf sie warteten, in einem ultraleichten Schlauchboot, das im Flugzeug verstaut gewesen war. Sie würden ausgeruht sein und bereit. Janson und die anderen würden sich ihren helfenden Händen anvertrauen können. Wenn sie es nur bis zu ihnen hinunter schafften.
Klar wie Wasser, kalt wie Eis.
Die Sekunden tickten dahin wie Stunden. Er konnte die Geräusche des B-Teams hören, als sie Peter Novak losschnallten und ihn in das Boot verfrachteten.
Nur der Schnellste konnte das Rennen gewinnen. Falls es irgendwelche Zweifel gab, wohin sie entkommen waren, würden die Seile den Wachen alles verraten, was sie wissen mussten. Und wenn diese Seile in den nächsten paar Minuten durchschnitten wurden, würden drei Menschen in den Tod stürzen. Die Dunkelheit und der Nebel waren die einzigen Verbündeten, die sie hatten, die Zeit ihr größter Feind.
Geschwindigkeit bot die einzige Überlebenshoffnung -sie mussten das Boot erreichen, und das so schnell wie möglich.
Wie viel Zeit war verstrichen? Vierzig Sekunden? Fünfzig? Sechzig?
Gerade als seine Muskeln den Punkt völliger Erschöpfung erreicht hatten, spürte Janson, wie Hände nach oben griffen, um ihn zu packen, und er ließ endlich eine Rettungsleine los, die zum Folterinstrument geworden war. Während er in dem kleinen Boot niedersank, blickte er in die Runde. Sie waren sechs. Novak. Hedderman. Katsaris. Andressen. Honwana. Hennessy würde die BA609 steuern, die zweite Schicht übernehmen.
Der Motor heulte auf, als das Schlauchboot - ein Modell Sea Force 490 - von den Felsen davonschoss, eine halbe Meile lang dicht am Ufer entlang nach Süden jagte und dann hinaus in die vom Nebel verhüllten Wellen. Die schlechte Sicht würde es den Verfolgern erschweren, das Schlauchboot zu sichten, und sie hatten einen Kurs gewählt, der sie außer Reichweite der fest positionierten Geschütze der Rebellen bringen würde. »Alle anwesend«, sprach Andressen in sein Funkmikrofon und alarmierte damit Hennessy in der BA609. »Mit einem zusätzlichen Gast.«
Kugeln brachten in einiger Entfernung von ihnen das Wasser zum Aufspritzen, Kugeln, die aus Verzweiflung abgefeuert waren, um des Effekts willen. Aber nach den Gesetzen des Zufalls konnten auch ungezielte Schüsse manchmal dasselbe Ergebnis wie solche zeitigen, die sorgsam gezielt waren.
Erst als sie sich eine halbe Meile vom Ufer entfernt hatten, verstummte das Gewehrfeuer der Rebellen. Zweifellos hielt es an, nicht zuletzt aus schierer Wut, aber die unruhige See übertönte das Krachen der Schüsse.
Das Schlauchboot tanzte im Rhythmus der Wogen; sein starker Motor hatte alle Mühe, mit der vom Monsun aufgewühlten See fertig zu werden. Als die Küste von Anura schließlich im Nebel verschwand, schoss Janson flüchtig durch den Kopf, wie belanglos ihr Boot doch war, ein winziges Gebilde aus Gummi und Metall, das sich seinen Weg durch die endlose leere See bahnte. Und doch war seine Ladung für jene, denen die Zukunft der Menschheit auf diesem Planeten wichtig war, sehr bedeutsam.
Peter Novak sah in die Richtung, in die sie fuhren. Der entschlossene Zug um seinen Mund verriet Janson, dass er dabei war, zu sich selbst zurückzufinden. Und doch war sein Gesicht ohne Ausdruck, seine Gedanken weilten in weiter Ferne. In seinem Haar und auf seinem Gesicht glitzerten Gischt und Wassertropfen; sein Hemd war vom Salzwasser durchtränkt. Von Zeit zu Zeit fuhr er sich mit der Hand durchs Haar.
Die Amerikanerin hatte das Gesicht in den Händen vergraben und hatte sich wie eine Kugel zusammengerollt. Ihre Genesung würde lange Zeit in Anspruch nehmen, das war Janson bewusst. Die beiden waren unter radikal verschiedenen Umständen in die Klauen der KLF geraten, einen größeren Kontrast konnte man sich kaum vorstellen.
Auch Jansons Männer waren stumm, in Gedanken verloren oder vielleicht auch auf die nächsten Etappen ihres
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