Der Jet-set-Dämon
klang in ihren Ohren wissend und unangenehm zugleich. »Ja, das hat er«, hörte sie auch die Antwort. »Es wird eine wunderbare Party geben.«
»Dann weißt du mehr als ich.«
»Natürlich. Er hat mich eingeweiht.«
»Worin?«
Sie bekam keine Erwiderung, stellte aber fest, daß ihr Mann aufstand. Er hielt sich noch im Schatten. Viel war von seinem Gesicht nicht zu erkennen. Elke sah ihn nur gehen, und dabei fiel ihr auf, daß er nicht mehr so lief wie sonst. Er war stolz auf seinen aktiven Gang gewesen, denn Hans Sander gehörte zu den Erfolgstypen, die dies auch äußerlich dokumentierten.
Wie anders ging er jetzt. So vorsichtig, als hätte er Angst, über seine eigenen Beine zu fallen.
Elke wäre am liebsten aufgestanden und zu ihm hingegangen, aber sie fühlte sich einfach zu schwach. »Was… was ist mit dir?« fragte sie leise.
»Nichts«, erwiderte er leise lachend. »Mir geht es gut. Sogar ausgezeichnet.«
»Nein, du bist anders.«
»Wirklich?« Mit einem letzten großen Schritt überwand er die trennende Distanz.
Er blieb vor ihr stehen. Der Kerzenschein tanzte über sein Gesicht. Obwohl er es durch seine Schatten verzerrte, hatte die Frau das Gefühl, einem Fremden gegenüberzustehen. Die Haut war bleich geworden, die Augen waren weiter geöffnet, alles an Hans wirkte unnatürlich, als wäre er sein eigener Schatten.
Sie streckte den Arm aus. »Komm her.«
Er blieb stehen, legte aber seine Finger auf ihren Handteller, und sie zuckte vor der Berührung zurück, weil sie die Kälte spürte, die von den Kuppen ausging.
»Frierst du?« fragte sie mit zitternder Stimme.
»Nein, mir geht es gut.«
»Aber deine Hand ist so kalt.« Elke fror selbst. »Ich bin eben ein anderer geworden.«
»Wieso?«
Er schwieg, als er sich vorbeugte und seiner Frau näher kam. »Schau mich an, Elke, schau mich genau an. Du kannst mich sehen, du erkennst jede Falte in der Haut. Wir waren sehr lange zusammen, viel zu lange…«
»Was soll das?«
Er grinste. Dabei zog er die Lippen weit zurück und schob sie auch nach oben. Zu beiden Seiten des Oberkiefers stachen zwei lange Zähne hervor. Vampirhauer.
Elke sah sie. Auf einmal versteifte sich die Frau. Sie wollte aufstehen, aber da war die rechte Hand ihres Mannes, die sich auf ihre Schulter legte und sie wieder zurückdrückte. »Nein, Elke, du tust, was ich dir sage.«
Sie hörte die Worte, aber sie nahm sie nicht auf. Ihr Blick blieb an dem Gesicht hängen, und da waren es besonders die beiden Zähne, die aus dem Maul stachen.
Zwei spitze Hauer.
Vampirzähne…
Hinzu kam das bleiche Gesicht, die fanatischen Augen und die Kälte seiner Haut. Das war nicht mehr ihr Mann.
»Hans!« keuchte sie. »Hans, du bist… mein Gott, du bist ja ein Vampir! Du bist…«
Sie wollte schreien, aber Sander holte aus und schlug ihr seine rechte Hand gegen die Wange.
Elke wurde zur Seite geworfen. Der Schlag brannte auf ihrer Wange, die einen roten Farbton bekam. Plötzlich hatte sie das Gefühl, überhaupt nicht mehr sie selbst zu sein, denn auch ihr Mann war ein anderer geworden. In ihm steckte eine andere Persönlichkeit, eine Unperson, wie sie es bezeichnete.
Er aber freute sich. Das Gesicht wirkte wie herausgeschnitten und wurde durch das Grinsen noch mehr verzerrt. Dabei leuchteten seine Blutzähne wie kleine, gelb angestrichenen Dolche, über die hin und wieder der Widerschein der Kerzen glitt.
Seine Hände faßten in ihr Haar.
Elke spürte die Schmerzen, als die Haare zusammengezogen wurden.
»Was… was tust du?«
Er zog sie schweigend hoch.
Sie wehrte sich, schlug nach ihm, er schleuderte sie wieder in den Sessel und nahm die Faust.
Plötzlich stöhnte sie auf und preßte ihre Hand gegen die Lippen. »Nein!« hörte sie ihn keuchen. »Du bist für ihn, nicht für mich. Du wirst sein erstes Opfer sein, ich habe es ihm versprochen. Dein Blut wird ihm munden, das schwöre ich dir.« Wieder riß er sie brutal hoch, und diesmal wehrte Elke sich nicht. Sie ließ es mit sich geschehen, daß er sie aus dem Sessel zog und auf die Tür zuschleifte, die er mit einer Hand öffnete. Mit der anderen hielt er seine Frau fest.
»Blut für ihn!« flüsterte er. »Blut für Damiano Fulgera. Er wartet darauf. Ich habe ihm versprochen, dich zu ihm zu bringen, und dieses Versprechen halte ich.«
Sie befand sich bereits auf dem Gang, von dem die einzelnen Räume abzweigten.
Elke Sander war am Ende. Sie konnte sich nicht mehr wehren, auch wenn sie es gewollt hätte. Die völlig
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