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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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getötet.«
    Gray war geschockt und ebenso schuldbewusst wie Vigor. Er hatte den Mann ins Verderben geschickt.
    Das Geschrei draußen wurde lauter und griff aufs Kircheninnere über. Die Menschen rannten in Panik umher und suchten Zuflucht - in der vermeintlich sicheren Hagia Sophia.
    Vor wenigen Minuten waren Gray und Vigor in die erste Ebene
der Kirche hochgestiegen, wo weniger Betrieb herrschte. Zuvor hatte Balthazar dem Museumsdirektor gesagt, Gray und Vigor seien bereits gegangen, da Gray nicht ärztlich behandelt werden müsse. Von hier oben hatten sie sich vergewissern wollen, dass alles glattlief.
    »Bald wird es hier von Polizei nur so wimmeln«, meinte Gray. »Wir müssen verschwinden.«
    Vigor fasste Gray beim Ärmel. »Aber Ihre Eltern...«
    Gray schüttelte den Kopf. Er hatte jetzt keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Nasser hatte sie davor gewarnt, irgendwelche Tricks zu versuchen. Jetzt, da Vigor seine Befürchtungen ausgesprochen hatte, musste Gray sich dem Grauen stellen. Er atmete schwer; ihn schwindelte. Seine Eltern würden seinen Fehler ausbaden müssen.
    Wieso hatte Nasser von Balthazar gewusst?
    Vigor blickte noch immer aus dem Fenster. Er krampfte die Finger um Grays Arm. »Herrgott noch mal... was macht sie denn jetzt?«
    Gray blickte auf den Platz an der Westseite der Kirche hinunter. Während die Menschen entweder in Panik vom Vorplatz flüchteten oder verängstigt am Boden hockten, rannte eine Gestalt unerschrocken mitten durch das Chaos hindurch.
    Seichan.
    Wo kam sie auf einmal her?
    Als sie die Kirche fast schon erreicht hatte, sprühte das Pflaster an ihren Fersen Funken. Jemand hatte auf sie geschossen. Nassers Leute. Mit ihrem plötzlichen Auftauchen hatte Seichan die Scharfschützen überrascht. Da sie Anweisung hatten, die Kirche nicht zu verlassen, hatten Nassers Leute nicht damit gerechnet, dass jemand in die Kirche hineingelangen wollte.
    Seichan rannte um ihr Leben.
13:58
    Von der Entwicklung überrascht, fluchte Seichan. Dann hatte Nasser hier draußen also einen oder mehrere Scharfschützen postiert. Sie hatte es versäumt, sie rechtzeitig ausfindig zu machen. Sie
hatte nicht geglaubt, dass es in ihrer Gruppe einen Verräter geben könnte. Balthazar war den ganzen Vormittag über in der Hagia Sophia gewesen und hatte ihnen in aller Ruhe eine Schlinge gedreht.
    Sie rannte durchs Kaisertor und ging an der Wand in Deckung. Gab es vielleicht auch hier drinnen Scharfschützen?
    Im höhlenartigen Kirchenschiff blickte sie sich suchend um. Von der Schießerei verängstigte Menschen hockten in den Ecken oder irrten verwirrt umher. Sie musste Gray und Vigor finden.
    In der Ferne gellten Polizeisirenen.
    Jemand zupfte sie am Hemd. Unwillkürlich rammte sie dem Mann die Pistole in die Rippen.
    Der Mann zuckte nicht einmal zusammen. »Seichan, was ist passiert?«
    Es war Gray, der abgespannt und blass wirkte.
    »Gray... wir müssen von hier verschwinden. Wo ist der Monsignore?«
    Gray zeigte zur nächsten Treppe. Vigor hielt sich in der Nähe versteckt und beobachtete die Menge.
    Seichan ging mit Gray zu ihm hinüber.
    Der Monsignore blickte ihnen mit kummervoller Miene entgegen. »Nasser hat ihn erschossen. Er hat Balthazar erschossen.«
    »Nein«, sagte Seichan, um Missverständnissen vorzubeugen. »Das war ich.«
    Vigor wich einen Schritt zurück. Gray fuhr herum.
    »Er hat mit Nasser zusammengearbeitet«, erklärte Seichan.
    »Wie sollte das...?«, erwiderte Vigor zornig.
    »Vor zwei Jahren wurden Nasser und Balthazar zusammen fotografiert. Bei einer Geldübergabe.« Sie fixierte Vigor. »Er hat mit ihm unter einer Decke gesteckt.«
    Vigor stand die Skepsis ins Gesicht geschrieben. Seichan schlug einen schärferen Ton an. »Monsignore, wer hat Sie auf die Inschrift im Turm der Winde aufmerksam gemacht?«
    Vigor blickte zum Eingang, vor dem der Tote lag.
    »Bevor Sie eingeschaltet wurden«, fuhr Seichan fort, »haben Nasser und ich in ganz Italien nach den ersten Hinweisen zur Lösung des Engelsrätsels gesucht und uns ein Katz-und-Maus-Spiel
geliefert. Die unsichtbare Schrift im Vatikan sollte zunächst unentdeckt bleiben. Ich wollte Sie später anrufen und auffordern, die Turmkammer mit einer UV-Lampe zu untersuchen. Glauben Sie etwa, Ihr Freund ist zufällig darüber gestolpert?«
    »Er hat mir gesagt, einer seiner Studenten...«
    »Das war gelogen. Nasser hat ihn darauf aufmerksam gemacht. Der Schweinehund hat dieselbe Spur verfolgt wie ich. Er hat Balthazar dazu

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