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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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knatterte eine Automatikwaffe los. Die Salve war schlecht gezielt, und die Querschläger prallten von den Gerüststreben ab, doch das reichte aus, um sie von der Außentreppe auf die Innenseite des Gerüsts zu vertreiben. Sie rannten über die Laufplanke.
    Gray setzte sich an die Spitze. »Mir nach!«
    Geduckt lief er auf die nächste Wand zu.
    Sie befanden sich auf der Ebene, wo die Kuppel auf dem Fundament ruhte. Der Kuppelrand war gesäumt von einer Reihe von Bogenfenstern, die vor Jahrhunderten schon Marco Polo bewundert hatte.
    Gray hob das Gewehr und feuerte damit auf das Fenster am Ende der Reihe. Glas splitterte. Mit dem Gewehrkolben schlug er die verbliebenen Glaszacken weg.
    »Raus!«, rief er Seichan und Vigor zu.
    Während ringsumher Kugeln einschlugen, von Stahlträgern abprallten und sich ins Holz bohrten, hechteten sie durch die Fensteröffnung.
    Gray folgte ihnen auf den Sims hinaus, der um die ganze Kuppel herumführte.
    Die Nachmittagssonne brannte herab.
    In der Tiefe breitete sich Istanbul aus, diese chaotische Mischung aus Alt und Neu. Das Marmarameer funkelte saphirblau. Weiter draußen sah man die Bosporus-Brücke, welche die zum Schwarzen Meer führende Meeresenge überspannte.
    Gray interessierte sich allerdings für etwas anderes als dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst.
    Er zeigte zum Baugerüst an der Südfassade der Hagia Sophia.
    »Da klettern wir runter!«
    Vigor nickte und tastete sich auf dem schmalen Sims an der Kuppel entlang. Als sie auf Höhe des Gerüsts waren, sprang Gray auf das abschüssige Dach hinunter. Mit hochgerecktem Gewehr rutschte er auf dem Hintern bis zum Gerüst hinab.
    Er prallte gegen die Streben und drehte sich um. Halb rennend, halb schlitternd näherte sich bereits die tollkühne Seichan. Der
vorsichtigere Vigor rutschte wiederum auf dem Hinterteil, mal schneller, mal langsamer.
    Seichan prallte neben Gray gegen das Gerüst und hielt sich an einer Strebe fest.
    Sie hielt das Handy in der Hand und schrie hinein.
    Gray fing Vigor auf und half ihm, unter dem Geländer hindurchzuklettern. Dann rannten sie zur Treppe und eilten hinunter. Zum Glück gab es auf dieser Seite des Gebäudes keine Scharfschützen. Der Lärm hatte sie offenbar bewogen, ihre Posten zu verlassen.
    Auf dem Erdboden angelangt, führte Seichan sie über einen schmalen Grünstreifen zu einer Seitenstraße. Ein gelbes Taxi schleuderte um eine Ecke und raste auf sie zu. Seichan wich erschrocken zurück.
    Das ramponierte Taxi hielt mit quietschenden Reifen.
    Der Fahrer beugte sich durchs offene Beifahrerfenster. »Worauf wartet ihr noch, verdammt noch mal? Schafft euren Arsch hier rein!«
    Kowalski.
    Gray stieg vorn ein, Seichan und Vigor hinten. Die Türen fielen zu.
    Kowalski gab Gas. Mit qualmenden Reifen schoss das Taxi davon.
    Der Beschleunigung trotzend, beugte Seichan sich vor. »Eben hatten Sie einen anderen Wagen!«
    »Diese japanische Nuckelpinne! Das hier ist ein Peugeot 405 Mi16. Von Anfang der Neunziger. Der geht richtig ab.«
    Wie zum Beweis schaltete Kowalski herunter und flitzte um die nächste Ecke, sodass sie alle nach links gedrückt wurden, dann gab er wieder Vollgas und jagte wie eine Rakete aus der Kurve heraus.
    Als Seichan sich aufrichtete, hatte sie einen roten Kopf. »Wohin...?«
    Unter lautem Sirenengeheul kam hinter ihnen ein Polizeiwagen aus der Einmündung hervorgeprescht.
    »Sie haben den Wagen gestohlen«, sagte Gray.
    Kowalski, dessen Nase fast das Lenkrad berührte, nickte. »Das war kein Diebstahl - ich hab ihn nur geborgt.«

    Gray blickte sich um. Der Polizeiwagen konnte mit ihnen nicht mithalten und fiel zurück.
    Kowalski raste um die nächste Ecke, sodass sie alle in die andere Richtung gedrückt wurden. Ungerührt hob er die Vorzüge des Wagens hervor. »Die Motorisierung ist perfekt an das Gewicht angepasst, der Lenkwiderstand ist geschwindigkeitsabhängig... Oh! Der hat ja sogar ein Schiebedach.«
    Gray lehnte sich zurück.
    Nach neuerlichem zweimaligem Abbiegen hatten sie die Polizei abgeschüttelt. Kurz darauf hatten sie sich in die Taxischlange eingereiht, die aus der Istanbuler Altstadt hinausrollte.
    Gray hatte sich wieder beruhigt und blickte sich zu Seichan um. »Fünf Stunden«, sagte er. »Wir müssen irgendwie nach Hormus gelangen.«
    »Zur Insel Hormus«, präzisierte Vigor. »In der Mündung des Persischen Golfs gelegen.«
    Seichan hielt sich die Seite. Die Strapazen waren nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Mit blassem Gesicht nickte

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