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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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möge bei der Prinzessin für ihn wirken, da sagte er das erst nach einigem Nachdenken zu und tat, als sei es eine schwierige Aufgabe.
      Es war keine schwere Aufgabe. Berenike hatte sich seit seiner Geißelung verändert. Statt jenes Fließenden aus Haß und Neigung war jetzt zwischen ihnen eine ruhige Gemeinsamkeit, herrührend aus Verwandtschaft des Wesens und Ähnlichkeit des Ziels.
      Berenike machte sich vor Josef nicht kostbar; rückhaltlos ließ sie ihn in ihr Leben hineinschauen. Oh, sie hat sich nie lange geziert, wenn ihr ein Mann gefiel. Sie hat mit manchem Manne geschlafen, sie hat Erfahrungen. Aber lang gedauert hat eine solche Bindung nie. Es sind nur zwei Männer, die sie sich nicht aus ihrem Leben fortdenken könnte. Der eine ist Tiber Alexander, mit dem sie verwandt ist. Kein junger Mann mehr, nicht jünger als der Kaiser. Aber wie großartig biegsam, wie höflich und geschmeidig ist er bei aller Härte und Entschiedenheit. Ebenso fest wie der Kaiser und trotzdem niemals plump und bäurisch. Er ist ein großer Soldat, er hält seine Legionen in strengster Zucht und kann sich dennoch jeden Umweg der Höflichkeit und des Geschmacks leisten. Und dann ist da ihr Bruder. Die Ägypter sind weise, wenn sie von ihren Königen verlangen, daß Bruder und Schwester sich paaren. Ist Agrippa nicht der klügste Mann der Welt und der vornehm ste, mild und stark wie Wein später Lese? Man wird weise und gut, wenn man nur an ihn denkt, und die Zärtlichkeit für ihn macht einen reich. Josef nimmt nicht zum erstenmal wahr, wie ihr kühnes Gesicht sich sänftigt, wenn sie von ihm spricht, und ihre langen Augen sich verdunkeln. Er lächelt, er ist ohne Neid. Es gibt Frauen, die, auch wenn sie von ihm sprechen, sich so verändern.
      Vorsichtig lenkt er auf Titus. Gleich fragt sie: »Sollen Sie vorfühlen, mein Doktor Josef? Titus kann höllisch klug sein; aber wenn es um mich geht, wird er linkisch, und sein Ungeschick steckt sogar einen so geschickten Menschen wie Sie an. Er ist täppisch, mein Titus, ein riesiges Baby. Man kann wirklich nicht anders zu ihm sagen als Janik. Er hat sich für dieses Wort ein eigenes stenographisches Zeichen ausgedacht, so oft sage ich es. Er schreibt nämlich fast alles mit, was ich sage. Er hofft, Sätze zu finden, auf die er mich dann festlegen kann. Er ist ein Römer, ein guter Jurist. Sagen Sie, ist er eigentlich gutmütig? Die meiste Zeit des Tages ist er gutmütig. Dann plötzlich macht er, einfach aus Neugier, Experimente, bei denen Tausende von Existenzen draufgehen, ganze Städte. Er bekommt unangenehm kalte Augen dann, und ich wage nicht, ihm einzureden.« – »Er gefällt mir sehr, ich bin mit ihm befreundet«, sagte ernsthaft Josef.
      »Ich habe oft Angst um den Tempel«, sagte Berenike. »Wenn Gott ihm die Neigung zu mir eingeflößt hat, sagen Sie selbst, Josef, kann es zu anderm Zweck sein, als um seine Stadt zu retten? Ich bin sehr bescheiden geworden. Ich denke nicht mehr daran, daß von Jerusalem aus die Welt regiert werden soll. Aber bleiben muß die Stadt. Sie dürfen das Haus Jahves nicht zertreten.« Und still und angstvoll, mit schlichter, großer Gebärde die Handflächen nach außen drehend, fragte sie: »Ist das schon zuviel?«
      Josef verfinsterte sich. Er dachte an Demetrius Liban, er dachte an Justus. Aber er dachte auch an Titus, wie er neben ihm gelegen war, aus offenen, freundschaftlichen Knabenaugen zu ihm aufschauend. Nein, es war unmöglich, daß dieser junge, freundliche Mensch mit seinem Respekt vor altem, heiligem Gut seine Hand gegen den Tempel heben würde. »Vor Jerusalem wird Titus kein böses Experiment machen«, sagte er mit großer Bestimmtheit.
      »Sie sind sehr zuversichtlich«, sagte Berenike. »Ich bin es nicht. Ich weiß nicht, ob er mir nicht schon aus der Hand geglitten wäre, wenn ich ein Wort gegen seine Experimente gewagt hätte. Er schaut mir nach, wenn ich gehe, er findet mein Gesicht besser geschnitten als andere, nun ja, wer tut das nicht?« Sie trat ganz nahe an Josef heran, legte ihm ihre Hand auf die Schulter, eine weiße, gepflegte Hand, und man sah nichts mehr von den Rissen und Schrunden der Wüste. »Wir kennen die Welt, mein Vetter Josef. Wir wissen, daß der Trieb des Menschen immer da ist, daß er stark ist und daß ein Kluger viel erreichen kann, wenn er den Trieb des Menschen zu verwerten weiß. Ich danke Gott, daß er dem Römer diese Begier eingepflanzt hat. Aber, glauben Sie mir, wenn ich heute mit

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