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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Schöpfung, Dinge neu schaffen zu wollen, die der unsichtbare Gott geschaffen hatte. Jahve war es, der dieser Frau ihre Plumpheit, ihre kalte Rechenhaftigkeit eingeblasen hatte; der Maler Fabull überhob sich, wenn er nun seinesteils ihr diese Eigenschaften verleihen wollte. Voll Widerwillen sah er auf den Maler. Der stand in der Nähe des Kaisers. Sein fleischiger, strenger, sehr römischer Kopf schaute durch die Besucher hindurch; säuerlich, hochmütig, unbeteiligt stand er, während er die Schmeichelworte der Besucher einsog.
      Auch das Mädchen Dorion war da. Die geschwungenen Lippen ihres großen, vorspringenden Mundes lächelten, ein heller Schein war um ihr zartes, hochfahrendes Gesicht. Ihr Vater hatte seine Schrullen, niemand wußte das besser als sie, aber das Bild war ein Meisterwerk, voll von Kunst und Erkenntnis, und diese Dame Cänis lebte nun für immer genau so, wie ihr Vater sie sah und wollte; ihre Plumpheit, ihr scharfer Geiz waren nun ins Licht gehoben, für ewig in die sichtbare Welt gestellt. Dorion liebte Bilder leidenschaftlich, sie verstand sich auf die Technik bis in die letzten Schattierungen. Ihr Vater hatte vielleicht noch Wirksameres gemalt, aber dies war sein bestes Porträt; hier hatte er seine Grenzen ganz ausgefüllt, und es waren weite Grenzen.
      Die Empfangshalle war gedrängt voll. Dorion lehnte an einer Säule, groß, schmal, zart, den gelbbraunen, dünnen Kopf nach hinten geworfen. Leicht mit der stumpfen Nase schnupperte sie, ihre kleinen Zähne lagen bloß, sie genoß die Wirkung des Bildes, sie genoß das etwas verblüffte Unbehagen der Beschauer nicht weniger als ihre Bewunderung. Sie freute sich, als sie Josef sah. Er war weit weg, aber sie hatte mit schrägem, raschem Blick erkannt, daß auch er sie wahrgenommen hatte, und sie wußte, daß er jetzt zu ihr vordringen werde.
      Sie hatte seit dem Fest auf der Insel Pharus den jungen Juden nicht wieder gesehen. Als man ihr von seiner Geißelung erzählte, hatte sie ein paar böse und leichtfertige Witze gemacht, aber in ihrem Innersten hatte sie sich damals gefühlt wie in einer Schaukel, wenn sie ganz oben ist und gerade vor dem Umkippen; denn sie war fest überzeugt, der freche, schöne und begabte Mensch habe die Geißelung auf sich genommen, nur um sich den Weg zu ihr frei zu machen.
      Gekitzelt von Erwartung sah sie, wie er sich näher an sie heranbahnte. Aber als er sie begrüßte, mußte sie sich erst erinnern, wer er sei. Dann wußte sie es: ach ja, der junge jüdische Herr, den der Kaiser von ihrem Vater porträtiert haben wollte. Jetzt seien ja die Vorbedingungen des Kaisers besser erfüllt; sie habe gehört, Josef habe sich mittlerweile freiwillig allerlei heftigen Kasteiungen unterzogen. Sein Gesicht jedenfalls sei viel hagerer geworden, und sie könne sich wohl vorstellen, daß man nicht viel dazutun müsse, um jenes Prophetische an ihm zu finden, das der Kaiser vermißte. Mit langsamer, aufreizender Neugier schaute sie ihn auf und ab, und mit heller, dünner Stimme fragte sie ihn, ob die Narben der Geißelung noch sehr sichtbar seien.
      Josef schaute auf ihre dünnen, braunen Hände, dann schaute er nach dem Bild der Dame Cänis, dann wieder auf Dorion, sichtlich einen Vergleich ziehend, und sagte: »Sie und die Dame Cänis sind hier in Alexandrien die einzigen Frauen, die mich nicht leiden mögen.« Dorion, wie er es beabsichtigt hatte, ärgerte sich über diese Zusammenstellung. »Ich glaube«, fuhr er fort, »das Bild von mir wird nicht zustande kommen. Ihr Herr Vater liebt mich nicht mehr als ein verwesendes Schweineaas, und Sie, Dorion, finden, ich brauchte Fasten und Geißelung, um ein würdiges Modell zu werden. Ich glaube, es wird den Späteren nichts übrigbleiben, als mich aus meinen Büchern kennenzulernen und nicht aus einem Werk des Fabull.« Aber er dämpfte seine Stimme, während er diese stacheligen Worte sprach, daß sie fast wie eine Schmeichelei klangen, und dem Mädchen Dorion schien die Tönung seiner Rede wichtiger als ihr Inhalt. »Ja, Sie haben recht«, erwiderte sie, »mein Vater mag Sie nicht. Aber Sie sollten sich bemühen, gegen diese Antipathie anzugehen. Glauben Sie mir, es lohnt. Ein Mann wie Sie, Doktor Josef, der die vierzig Schläge auf sich genommen hat, sollte dem Maler Fabull ein verärgertes Wort nicht zu lange nachtragen.« Ihre Stimme klang nicht mehr schrill, sie wurde so sanft wie seinerzeit, als sie mit der Katze gesprochen hatte.
      Josef, infolge des

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