Der jüdische Krieg.
Raum. Die Hälfte von seinem spärlichen Verdienst nehmen ihm die großen Herren in Jerusalem ab; von dem Rest nehmen die Römer in Cäsarea die Hälfte. Als sein Weib stirbt, wandert er aus. Er nimmt mit sich die kleine Rolle mit dem Glaubensbekenntnis, sie am Türpfosten seines Hauses zu befestigen, er nimmt weiter mit seine Gebetriemen, seine Wärmekiste für die Sabbatspeisen, seinen Sabbatleuchter, seine vielen Kinder und seinen unsichtbaren Gott. Er zieht nach Osten, ins Land der Parther. Er baut sich ein Häuslein, befestigt am Türpfosten die kleine Rolle mit dem Glaubensbekenntnis, schlingt die Gebetriemen um den Kopf und um den Arm, stellt sich hin, das Gesicht gegen Westen, gegen Jerusalem, wo der Tempel liegt, und betet. Er nährt sich kärglich, es reicht nicht recht, aber er ist genügsam, ja, er schickt noch einiges nach Jerusalem für den Tempel. Doch da kommen die andern, die elf Clowns, sie sind die Parther, sie verhöhnen ihn. Sie nehmen die kleine Rolle von dem Türpfosten und seine Gebetriemen, sie schauen nach, was darin ist, sie finden beschriebenes Pergament, und sie lachen über die komischen Götter dieses Mannes. Sie wollen ihn zwingen, ihre Götter zu verehren, den hellen Ormuzd und den dunklen Ariman, und wie er sich weigert, zupfen sie ihn an seinem Bart und seinem Haar und reißen ihn so lang, bis er kniet, und das ist sehr komisch. Er erkennt nicht ihre sichtbaren Götter, und die andern erkennen nicht seinen unsichtbaren Gott. Aber für alle Fälle nehmen sie ihm das bißchen Geld weg, das er sich zusammengespart hat, für die Altäre ihrer Götter, und sie schlagen drei von seinen sieben Kindern tot. Er begräbt die drei Kinder, er geht herum zwischen den drei kleinen Gräbern, er setzt sich nieder und singt ein altes Lied: An den Strömen Babels saßen wir und weinten, und seine Bewegungen haben etwas sonderbar Schaukelndes, Groteskes und Trauriges. Dann wäscht er sich die Hände und wandert wieder weg, nach Süden diesmal, nach Ägypten. Das kleine Haus, das er sich gebaut hat, läßt er stehen, aber mit nimmt er die Rolle mit den Bekenntnissen, die Gebetriemen, die Kochkiste, den Leuchter, den Rest der Kinder und seinen unsichtbaren Gott. Er baut sich ein neues Häuslein, er nimmt sich eine neue Frau, Jahre kommen und gehen, er erwirbt neues Geld, und statt der drei erschlagenen Kinder macht er vier neue. Jetzt, wenn er betet, stellt er sich mit dem Gesicht gegen Norden, wo Jerusalem liegt und der Tempel, und er vergißt nicht, jährlich seine Abgabe nach dem Lande Israel zu schicken. Aber auch im Süden lassen ihn seine Feinde nicht. Wieder kommen die elf Clowns, diesmal sind sie Ägypter, und verlangen, daß er ihre Götter anbetet, Isis und Osiris, Stier, Widder und Sperber. Aber da kommt der römische Gouverneur und befiehlt, sie sollen von ihm ablassen. Die elf Clowns sind sehr komisch, wie sie enttäuscht abziehen. Aber er selber, der Jude Apella, in seiner Siegesfreude ist noch komischer. Wieder schaukelt er auf merkwürdige Art mit seinem hagern Leib; aber diesmal tanzt er vor Gott, er tanzt vor der Lade mit den heiligen Büchern. Grotesk hebt er die Beine bis zu dem verfärbten Bart, sein zerlumptes Gewand flattert, mit dürrer, schmutziger Hand schlägt er ein Tamburin. Er schaukelt, alle seine Knochen loben seinen unsichtbaren Gott. So tanzt er vor der Bücherlade, wie einst der König David tanzte vor der Bundeslade. Die großen römischen Herren im Zuschauerraum lachen sehr, deutlich durch das allgemeine Gelächter hört man das scheppernde Lachen des Ministers Talaß. Aber die meisten sind etwas angefremdet, und die paar Juden starren betreten, erschrocken geradezu, auf den hüpfenden, tanzenden, schaukelnden Mann auf der Bühne. Sie denken an die Leviten, wie sie heilig mit silbernen Trompeten auf den hohen Stufen des Tempels stehen, und an den Erzpriester, wie er groß und würdevoll im Schmuck der erhabenen Gewänder und der Tempeljuwelen vor Gott hintritt, und ist das nicht Sakrileg, was der Mann da auf der Bühne macht? Aber schließlich kann auch der römische Gouverneur den Juden nicht mehr schützen. Denn der Ägypter sind zu viele, aus den elf Clowns sind elf mal elf geworden, und sie träufeln vergiftete Anschuldigungen in das Ohr des Kaisers, und sie tanzen possierlich, und sie stechen und zwicken und schießen mit kleinen, tödlichen Pfeilen, und wieder erlegen sie drei von den Kindern und seine Frau dazu. Und zuletzt zieht der Jude Apella abermals weg,
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