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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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groß.«
    Ich schaute mit wachsender Angst auf die Treppe. »Glauben Sie,
die Wachmänner werden Ihrer Bitte entsprechen?«
    Uzun zuckte mit den Schultern. »Den Versuch ist es wert. Die
Spurensicherung hat ihre Arbeit beendet, daher sollte es kein Problem sein.«
    »Und Yeliz?«
    Uzun schaute auf die Uhr. »Sie wollte sich in fünf Minuten hier
mit uns treffen. Es ist besser, wenn ich jetzt gehe und die Kollegen anrufe.«
    »Wie kann ich mich mit Yeliz verständigen?«, fragte ich. »Ich
spreche kein Türkisch.«
    »Keine Sorge, Sie spricht ausgezeichnet Englisch. Sie ist
Dozentin für Biochemie an der Universität Istanbul.«
    »Wie erkenne ich sie?«
    »Das ist kein Problem. Sie hat große Ähnlichkeit mit ihrem toten
Bruder.«
    Das war eine beinahe unheimliche Vorstellung. Ich strich Uzun
über den Arm. »Nochmals vielen Dank.«
    Er warf mir einen ernsten Blick zu. »Ab jetzt sind Sie auf
sich allein gestellt, Kate. Passen Sie auf sich auf. Ich hoffe, Sie können die
Probleme lösen, die zwischen Ihnen und Raines bestehen.«
    Ja, wenn sie überhaupt je gelöst werden konnten. Uzun stieg
in den Renault und ließ den Motor an. »Denken Sie daran. Sie haben dreißig
Minuten, keine Sekunde länger.«

76.
    Als ich Uzuns Wagen im dichten Verkehr aus den
Augen verlor, fühlte ich mich plötzlich allein und verletzbar. Außerdem machte
es mich wütend, dass Lou tatsächlich die türkischen Kollegen aufgefordert
hatte, mich zu verhaften. Das hätte ich ihm niemals zugetraut. Es konnte nicht
nur damit zu tun haben, dass ich mich Befehlen widersetzt hatte. Es mussten
schwerwiegendere Gründe dahinterstecken.
    Ich nahm an, dass Stone irgendwelche manipulierten Beweise gegen
mich ins Feld führte, die mich schwer belasteten. Dieser hinterlistige
Scheißkerl führte mit Sicherheit nichts Gutes im Schilde.
    »Miss Moran?«
    Ich wirbelte herum. Auf dem belebten Bürgersteig liefen Leute
an mir vorbei, doch ich erkannte die junge Frau, die zwei Meter von mir
entfernt stand, auf den ersten Blick. Es war ein Schock. Sie hatte grau
meliertes Haar und trug eine dunkle Wolljacke und Hose. Sie hatte kein Make-up
aufgelegt, sodass die blasse Haut eines Menschen zu sehen war, der die Sonne mied.
Die Ähnlichkeit war verblüffend. Ich schaute Gemal ins Gesicht.
    »Ja … ja, ich bin Kate Moran«, stammelte ich.
    »Ich bin Yeliz«, sagte sie ein wenig schüchtern und reichte
mir die Hand. Ihr Englisch hatte einen leichten amerikanischen Akzent. Sie
hatte dieselben tief liegenden Augen, die hohen Wangenknochen und den
durchdringenden Blick ihres Bruders. Die Ähnlichkeit war beängstigend. Doch in
ihren Augen stand Schmerz statt Gefühllosigkeit, Mitleid statt Hass. Ich
schätzte sie auf fünfundvierzig, doch das grau melierte Haar und die tiefen
Sorgenfalten ließen sie älter erscheinen.
    Ich reichte ihr die Hand. »Wie geht es Ihnen? Ich freue
mich, Sie kennen zu lernen.«
    Yeliz drückte mir die Hand und schaute mich an. »Inspektor Uzun
hat mir viel von Ihnen erzählt, Miss Moran.«
    Ich fragte mich, was für ein Gefühl es für sie war, der
Frau gegenüberzustehen, die dazu beigetragen hatte, dass ihr Bruder in der
Hinrichtungskammer gelandet war. Hasste sie mich und sann auf Rache?
    Ich musterte sie eingehend, hatte aber nicht das Gefühl,
als würde sie die Frau verabscheuen, die ihren Bruder zur Strecke gebracht
hatte. Mir fiel ein, dass Yeliz sich geweigert hatte, beim Prozess gegen ihren
Bruder auszusagen. Trotz seiner grausamen Verbrechen hatte sie niemals ein
böses Wort über ihn verloren. Hatte Yeliz Gemal eine enge Beziehung zu ihrem
Bruder gehabt? Und noch eine andere Frage beschäftigte mich: Warum war sie
bereit gewesen, mich zu treffen?
    »Wir sollten jetzt versuchen, hier hereinzukommen.« Ich
rüttelte am Gitter und rief: »Hallo, ist da jemand?«
    Es dauerte nicht lange, bis zwei Wachmänner, einer in den Fünfzigern
und der andere ein sauber rasierter junger Spund, vom Büro in die Eingangshalle
des Versunkenen Palastes traten. Der ältere Mann lächelte, als er einen
Schlüssel aus der Tasche zog, der an einer langen Kette hing, das Gitter
aufschloss und etwas auf Türkisch sagte.
    Yeliz antwortete ihm. »Er wollte wissen, wer von uns Madame
Moran ist«, erklärte sie mir dann. »Ich habe ihm gesagt, dass Sie es sind. Er
hat schon auf Sie gewartet. Gerade hat jemand aus dem Präsidium angerufen und
angekündigt, dass Sie hierher kommen, um den Tatort zu besichtigen.«
    Ich schaute Yeliz in die Augen. »Ich möchte

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