- Der Jünger des Teufels
»Endlich kapierst du,
Kate. Das Spiel ist aus. Jetzt beginnt der richtige Spaß.«
163.
Washington,
D. C.
»Was ist eigentlich los, Stone?« Josh starrte
wütend durch die Windschutzscheibe des Taurus. »Red schon!«
In aller Eile hatten die Kollegen Cooper in den Aufzug
gestoßen und waren mit ihm in die Tiefgarage gefahren. Jetzt jagten sie mit
heulender Sirene durch die Stadt. Stone saß am Steuer. Auf der Rückbank saßen
Norton und Walsh. Sechs Wagen hatten die Tiefgarage gleichzeitig mit ihnen
verlassen und fuhren jeweils zu zweit in verschiedene Richtungen.
»Die Kollegen waren auf dem Friedhof und haben das Grab gesehen«,
gab Stone zu, als er vom Eisenhower Freeway abbog.
»Hab ich doch gesagt«, erwiderte Josh erbost. »Warum hast du
nicht auf mich gehört?«
Seufzend kratzte Stone sich unter der Halskrause. »Weil ich
ein verdammtes Arschloch bin. Da gibt es noch etwas, das du wissen musst. Es
geht um unser Opfer vom Wohnwagenpark, diesen Otis Fleist. Er hat früher für
die Bryce-Familie gearbeitet.«
»Machst du Scherze?«
»Nein. Nach dem Tod seiner Eltern vor fünf Jahren stellte David
Bryce den guten Otis für Arbeiten im Garten und im Hof auf Manor Brook ein. Ein
paar Monate lief alles bestens, bis Fleist eine unerfreuliche Behauptung
aufstellte.«
»Um was ging es?«
»Bevor ich es dir sage«, erwiderte Stone, »musst du etwas wissen.
David Bryce hatte einen älteren Bruder namens Patrick.«
Josh runzelte die Stirn. »Und was ist so interessant daran?«
»Allerhand. Patrick litt seit etlichen Jahren unter
Geistesstörungen und war Patient im Bellevue. Ich bin ihm einmal begegnet, als
ich ihm zusammen mit Lou die Nachricht überbringen musste, dass sein Bruder und
seine Nichte ermordet worden waren. Ich kann mich erinnern, dass ich Patrick
sogar Fragen über Kate Moran gestellt habe, um mehr über ihre Beziehung zu
David zu erfahren. Aber Patrick schien von der Trauer überwältigt und überdies
mit Medikamenten voll gepumpt gewesen zu sein.«
Stone betätigte die Lichthupe, damit der Wagen vor ihm die Überholspur
freimachte. »Jetzt frage ich mich allerdings«, fuhr er dann fort, »ob das alles
nicht nur Theater war.«
»Wie meinst du das?«
»Patrick bekam damals neue Medikamente und zeigte viel versprechende
Anzeichen einer Besserung. Deshalb unterschrieb David die Entlassungspapiere für
seinen Bruder und wurde als sein gesetzlicher Vormund eingesetzt. Natürlich
hofften alle auf eine dauerhafte Besserung von Patricks Zustand.«
Josh nickte. »Weiter.«
»Das war leider nicht der Fall. Ungefähr einen Monat später
erstattete Fleist bei der örtlichen Polizei Anzeige und behauptete, Patrick
Bryce habe versucht, seine damals neunjährige Tochter zu vergewaltigen. Das
Mädchen war traumatisiert und brauchte therapeutische Hilfe. Auf richterlichen
Beschluss musste David Bryce seinen Bruder bis zum Abschluss des Verfahrens wieder
ins Bellevue einweisen. Fleist behauptete, seine Tochter sei seit der Vergewaltigung
psychisch schwer geschädigt, und drohte mit einer Klage. Sein Anwalt schlug
eine großzügige Entschädigung von David heraus, der ja Patricks Vormund war,
und eine Woche später beschloss Fleist, die Anklage fallen zu lassen. Der Fall
landete nie vor Gericht. Jetzt wissen wir auch, warum Kimberly Fleist den
Wohnwagen kaum verließ.«
»Woher weißt du das alles, Stone?«
»Moran hat eine groß angelegte Aktion gestartet, um so
viele Informationen wie möglich über Otis Fleist zu sammeln. Vor ein paar Tagen
kam der Rückruf eines Polizisten aus Angel Bay, der über den Missbrauch von
Fleists Tochter vor fünf Jahren im Bilde war. Wir sind erst heute Nachmittag dazu
gekommen, Morans Anrufe im Büro zu checken. Der Polizist, der angerufen hat,
erklärte uns, was genau damals geschehen ist.«
»Und?«
»Jetzt kommt’s. Der Polizist erzählte uns, dass er vor etwa
einer Woche nachts Streife fuhr und einen Mann befragte, der in der Nähe von
Kate Morans Cottage parkte. Der Mann behauptete, er habe Moran gerade besucht
und parke nun am Straßenrand, um über Handy zu telefonieren. Der Polizist
realisierte erst am nächsten Tag, dass der Mann große Ähnlichkeit mit Patrick
Bryce hatte. Jetzt ist er sogar sicher, dass er mit Patrick gesprochen hat.«
»Im Ernst?«
»Ich weiß, es ist eine ziemlich seltsame Kiste, wenn man bedenkt,
dass Patrick angeblich ertrunken sein soll. Allerdings wurde sein Leichnam
niemals gefunden.«
Josh zog die Stirn in Falten. »Was hat das
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