Der Jünger
sich nicht abservieren. Noch dazu brauchte er sie, um in den Himmel zu kommen.
Zwei Wochen später
Die Schmerzen hinter Jays Auge meldeten sich als ein lästiges Klopfen, während er die restlichen Koffer in sein Taxi lud. Wehmütig betrachtete er sein Apartmenthaus, dann aber rief er sich wieder in Erinnerung, was vor ihm lag. Nach einem letzten Blick stieg er in den Wagen und fuhr los. Seine Wohnung war kein Palast, aber zweifellos behaglicher als die Bleibe, in die er nun überwechselte. Wie auch immer, es war Zeit, dass er mit seiner wachsenden Jüngerschar zusammenlebte. Der Herr hatte sich nicht von seinen Anhängern getrennt. Auch in diesem Punkt wollte Jay seinem Erlöser nacheifern. Vor fast zwei Wochen hatte er ein altes Warenlager am Stadtrand gefunden, das seit Jahren nicht benutzt wurde. Es befand sich auf einem unbebauten Gelände voller Müll, Metallteilen und alten Autoreifen. Es wirkte wie ein Friedhof für alte Maschinen und ausgemusterte Fahrzeuge. Jay hatte das Areal tagelang beobachtet, um sich zu vergewissern, dass sich niemand sonst dafür interessierte.
Dann hatte er sich ein Elektroschweißgerät ausgeliehen und in einigen Räumen ein paar notwendige Änderungen vorgenommen. Sein handwerkliches Können hatte er sich zu Highschoolzeiten bei einem Praktikum angeeignet. Aber er hätte nicht gedacht, dass er diese Fähigkeiten je wieder brauchen würde. Doch das Leben bot eben eine Reihe von Überraschungen, und diese gehörte dazu.
Das alte Lagerhaus hatte zwei Stockwerke, und er nannte es die Katakomben, wegen der Büroräume im Erdgeschoss, die wie kleine dunkle Gruften angelegt waren.
In der Halle neben den Büros stand ein riesiger Hochofen, der von Bergen von Altmetall und Holzpaletten flankiert wurde.
Da Wohlstand und Gemütlichkeit nicht in seinen Lebensplan gehörten, musste Jay sich damit abfinden, ohne Strom und fließendes Wasser in dem Gebäude auszukommen. Seine bescheidenen Ersparnisse hatte er in eine Campingausrüstung investiert, den größten Büroraum für sich selbst ausgesucht und die Gegenstände dort für den Tag aufgebaut, an dem er hier einziehen würde. Täglich hatte Jay seine Runden gemacht, um die hier lebenden Jünger zu besuchen, ihnen Essen zu bringen, aus der Bibel vorzulesen und mit ihnen zu beten. Trotzdem war er maßlos enttäuscht darüber, dass ihre Eingewöhnungsphase länger dauerte als erwartet. Er sehnte sich nach dem Tag, an dem sie endlich alle in liebevoller Gemeinschaft zusammenleben würden. Seine Hoffnung war, dass es ihre Bande verstärkte, wenn er bei ihnen wohnte. Deshalb hatte er beschlossen, ebenfalls dort einzuziehen.
Zwei Stunden vor Einbruch der Dunkelheit fuhr er mit seinem Taxi in das Lagerhaus. Er zog das große Tor zur Einfahrt mit der Hand herunter, verschloss es von innen, trug seine Koffer in die neue Unterkunft, zündete eine Baulampe an und freute sich über den kleinen Lichtkegel. Ratten huschten in die Ecken, als er sein Lager aufbaute, ein kleines Kopfkissen darauf legte und einen Schlafsack, der als Decke diente. Stirnrunzelnd zog er ein halbes Dutzend Rattenfallen aus seiner Tasche, versah sie mit einem Köder und stellte sie an verschiedenen Stellen vor den Wänden auf. Er packte eine Campingtoilette aus und trug sie hinter einen Stapel Holzpaletten. Dann schlug er einen Nagel in die Wand und hängte eine Rolle Toilettenpapier daran.
Zufrieden lächelnd begutachtete er sein neues Heim, installierte den mitgebrachten Gaskocher und setzte einen Topf mit Wasser auf, bevor er den Vorrat an Trockenlebensmitteln und Fertiggerichten durchzählte. Er wählte eine Packung Rindfleisch mit Soße und warf sie in das heiße Wasser. Während er darauf wartete, dass es zu sieden begann, nahm er eine Kaffeekanne heraus, füllte etwas Wasser aus einer Flasche hinein und stellte das Gefäß auf die zweite Flamme. Als das Wasser kochte, rührte er Pulverkaffee dazu, nahm vorsichtig einen Schluck und genoss den Geschmack nach heißer Haselnuss und Sahne. Er sah zum Kocher und prüfte durch leichtes Drücken mit den Fingern, ob sein Essen bereits fertig war. Nachdem er festgestellt hatte, dass es noch ein paar Minuten brauchte, nahm er eine Tüte mit Fleischkonserven und Crackern sowie ein paar Flaschen Wasser und Obst, stellte die Flamme aus und ging zur Tür. Schließlich holte er noch einen Eimer mit Deckel und verließ den Raum.
Seine Schritte hallten auf dem Betonboden, als er zu den Räumen am anderen Ende des Gebäudes ging. Das
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